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„Es kann doch nicht sein“: Bekommt Kind wegen Allergien keinen Kita-Platz?

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Seit drei Jahren steht Harun Er auf Wartelisten von sechs Kitas in Hainburg. Seine Mutter Meryem Er ist überzeugt, dass der Vierjährige wegen seiner Allergien keinen Platz bekommt.

Hainburg – Aufgrund von Lebensmittelallergien erhält der vierjährige Harun Er keinen Kita-Platz. Davon ist seine Mutter Meryem Er überzeugt. „Es kann doch nicht sein, dass Allergien Grund genug dafür sind, einem Kind Bildung und Soziales zu verwehren“, sagt Meryem Er. Der vermeintliche Grund: Ihr Sohn Harun leidet unter Lebensmittelallergien. Unter anderem reagiert er auf Eier und Erdnüsse. Dies sogar mit schweren Folgen. Seine Mutter hat daher stets Notfallmedizin mit dabei.

Obwohl er bereits seit drei Jahren auf den Wartelisten steht, hat Harun bisher in keiner der sechs Hainburger Kindertagesstätten einen Platz bekommen. Für Meryem Er scheint es offensichtlich, dass ihr vierjähriger Sohn wegen seiner Allergien keine Zusage erhalten habe. Sie bereue es, in den Anmeldeformularen der privaten und kirchlichen Kitas auf die Allergien hingewiesen zu haben. Dabei sollte die Transparenz die Aufnahme erleichtern.

Kreis Offenbach: Hainburger Kind fehlt ohne Kita-Platz Kontakt zu Gleichaltrigen

Die gelernte Drogistin ist sichtbar mitgenommen von der Situation ihres Sohnes: Sie ist, zusammen mit ihrer schulpflichtigen Tochter, die einzige Bezugsperson für Harun, hat für die Betreuung ihres Kindes ihren Beruf aufgegeben.

Harun (links) spielt mit seiner Mutter Meryem und seiner Schwester „Mensch, ärgere dich nicht“.
Harun (links) spielt meistens nur mit seiner Mutter Meryem und seiner Schwester. © Fitzenberger

Harun fehle der Kontakt zu Gleichaltrigen. Mutter Meryem gehe mit Harun deshalb so oft wie möglich auf Spielplätze. Sie wird erfinderisch und besucht Orte wie große Einrichtungshäuser mit Spieleparadies. „Ich trinke dann einen Kaffee während Harun mit anderen Kindern spielen kann“, sagt sie. Ihr Sohn habe sie bereits gefragt: „Mama, wann bringst du mich wohin und gehst dann?“ Er wünsche sich, wie andere Kinder seines Alters, eine Kita zu besuchen.

Auch hat Er ihren Sohn bei einer Kindermoschee angemeldet. Zweimal in der Woche lernt Harun dort etwas über seine Religion, kann mit anderen Kindern basteln und spielen. „Das habe ich mir eigentlich nicht als Weg für meinen Sohn vorgestellt“, sagt die gläubige Muslimin. Zwar sei es für sie wichtig, dass Harun seine Religion verstehe, dies sei aber nicht das primäre Ziel. „Er soll sich in Hainburg integrieren“, betont sie, und er solle sich später selbst entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. Die Kindermoschee sei aber zurzeit die einzige offene Tür für Er und ihre Familie.

Kreis Offenbach: Ärztin von Hainburger Jungen bietet Schulung für Kita-Mitarbeiter an

Unterstützung erfährt die alleinerziehende Mutter von ihrer Kinderärztin. Diese schreibt in einem ärztlichen Attest aus dem Januar dieses Jahres: „Harun soll aus kinderärztlicher Sicht dringend den Kindergarten besuchen.“ Weiter heißt es: „Wir als die behandelnden Kinderärzte halten es für dringlich, dass Harun mit 4,6 Jahren nun endlich einen Kindergartenplatz erhält, um seine Entwicklung nicht zu gefährden.“ Die Kinderärzte betonen, wie wichtig die Interaktion mit Gleichaltrigen sei und dass der Junge keinen Nachteil aufgrund seiner Allergien haben dürfe.

Meryem Er erläutert zudem, dass die Praxis anbiete, das Kita-Personal entsprechend zu schulen. „Wenn man weiß, was im Notfall zu tun ist, ist das gar nicht so schwer“, betont die 36-Jährige. „Es gibt in unserer Praxis einige Kinder mit Allergien dieser Ausprägung“, schreibt die Kinderarztpraxis im Attest des Vierjährigen. „Üblicherweise führen wir hier in der Praxis eine Schulung der Erzieher durch, damit man im seltenen Fall eines allergischen Notfalls richtig reagiert.“

Kreis Offenbach: Mutter aus Hainburg wäre schon für ein paar Stunden in Kita dankbar

Meryem Er zeigt sich bei Bedenken verständnisvoll. „Harun muss ja nicht am Essen teilnehmen“, sagt sie. Die Mutter wäre bereits dankbar für ein paar Stunden, in denen ihr Sohn das erleben könnte, was andere Kinder in seinem Alter erleben. „Und ich hätte Zeit, mich umschulen zu lassen“, sagt sie und betont, wie wichtig es für sie sei, ihre Kinder auch finanziell versorgen zu können.

Auf Rückfragen, warum Harun so lange auf der Warteliste steht und ob die Allergien der Grund dafür sind, antworten die Kita-Betreiber nicht. Von einer heißt es lediglich, man dürfe aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben. (Yvonne Fitzenberger)

Weil es im Kreis Offenbach an Kita-Plätzen fehlt, machen Eltern in Facebook-Gruppen ihrem Ärger Luft.

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