Kinder lernen den Umgang mit Trauer und Tod

In einer Projektwoche mit der Hospizgruppe Seligenstadt und Umgebung setzen sich Hainburger Schüler eine Woche lang mit dem Sterben auseinander.
Hainburg – Was bedeutet sterben? Mit dieser nicht ganz einfachen Frage beschäftigten sich die Drittklässler der Johannes-Kepler-Schule in Hainburg vergangene Woche. Die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe Seligenstadt und Umgebung brachten den Schülern auf kindgerechte Weise alles von Veränderung bis zum Tod selbst nahe. Die Herangehensweise der Schüler an die teils komplexen Themen könnte auch für Erwachsene als Vorbild dienen.
Am Donnerstag stand Traurigkeit auf dem Lehrplan. Für die Kinder der 3a, 3b und 3c bedeutete das: alte Klamotten anziehen und die Hände schmutzig machen. Mit Fingerfarben sollten die Acht- bis Neunjährigen ihre Gefühle zum Thema Tod verarbeiten. Es gehe darum, die Endlichkeit anzuerkennen und darin auch das Schöne zu finden, erklärt Hospizbegleiterin Monika Schulz.
Vielen diente dabei das Wetter als Vorgabe: Wolken, Blitze, Sonnenstrahlen und Regenbögen gehörten zu den Hauptmotiven. „Ich hab einfach ein bisschen durcheinander gemalt, weil ich jetzt nicht so traurig und nicht so glücklich bin“, erzählt ein Mädchen. Am Nachbartisch redet ein Junge über den Dämon, den er aufs Papier gesetzt hat: „Weil ich sauer bin“, sagt er. Aber auch Tränen flossen bei manchen Kindern in dieser Schulstunde, wenn es um die Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder ging.
Hainburger Schüler gehen bildlich an das Thema Sterben heran
„Es geht um die Gelöstheit, die beim Erinnern entsteht“, erklärt Monika Schulz. Die Hospizgruppe Seligenstadt und Umgebung ist seit 2014 mit dem Programm in den Schulen der Region unterwegs. Diesmal sind zwölf Ehrenamtliche in den drei Schulklassen dabei, um den Kindern zu helfen und Fragen zu beantworten. Manche haben sich für die Projektwoche extra freigenommen.
Das Programm „Hospiz macht Schule“, das von der Bundes-Hospiz-Akademie entwickelt wurde, dient dem Projekt von Beginn an als Vorlage. An den fünf Tagen werden nacheinander die Themen Veränderung, Krankheit, Tod, Trauer und Trösten behandelt. Nicht nur in der Malstunde am Donnerstag wurde dabei eine bildliche Herangehensweise gewählt.

Hainburger Schüler teilen ihre Erfahrungen mit dem Tod
Die Ergebnisse der vergangenen Tage zieren bereits die Wände der Klassenräume: Fotos der Kinder in verschiedenem Alter etwa, um Veränderung zu verdeutlichen. Diese Methode funktioniere besonders gut bei Kindern, um einen Zugang zu den Sachverhalten zu schaffen, sagt Schulz.
Und tatsächlich teilen viele Kinder auf ganz unbefangene Weise ihre Erfahrungen mit dem Tod. „Das Doofe war, es gab keine Beerdigung“, erzählt ein Junge, dessen Opa erst vor Kurzem gestorben ist. „Das lässt sich bestimmt klären, frag mal deine Eltern“, sichert ihm Schulz zu. Auch die Lehrerin der 3a, Isabel Knaf, ist beeindruckt, als ein Schüler der Klasse zum ersten Mal vom Tod seiner Mutter erzählt. Das Bild, das er gemalt hat, ist voller Herzen.
„Es ist einfach schön, wie unbedarft die Kinder da rangehen“, sagt Monika Schulz. Vielmehr seien es manche Eltern, die sich mit dem Projekt zunächst schwertun würden. Wenn sie aber den Effekt bei ihren Kindern sehen, sei auch das vorbei. Als Nächstes stand am Donnerstag übrigens Bohnen umtopfen auf dem Programm – unbedarft und ebenfalls mit schmutzigen Händen. (Von Vincent Büssow)