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Stress in Corona-Testzentren: Neue Regeln verunsichern Kunden und ärgern Betreiber

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Von: Julia Oppenländer

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Testet weiter: das Team im Klein-Krotzenburger Zentrum mit (von links) Gagan Kapoor, Sonel Kapoor und Vishwas Gahandi.
Testet weiter: das Team im Klein-Krotzenburger Zentrum mit (von links) Gagan Kapoor, Sonel Kapoor und Vishwas Gahandi. © Oppenländer

Die Neuregelungen für Corona-Tests sorgen für Unsicherheit und Frust. Die Betreiber des Klein-Krotzenburger Testzentrums berichten von einem größeren bürokratischen Aufwand, die Kunden bleiben weg – oder versuchen zu tricksen. 

Ostkreis – Mit Ende der Masken- und Testpflicht vielerorts nimmt deutschlandweit auch die Zahl der Testzentren ab. Seit 1. Juli sind die Testungen zudem nur noch in Ausnahmefällen kostenlos. Das hat erneut für Verwirrung bei den Bürgern und Stress in den Testzentren gesorgt. „Viele wussten anfangs gar nicht, dass es diese neuen Regeln überhaupt gibt. Und auch wir müssen seitdem viel mehr dokumentieren und unterschreiben lassen“, sagt Gagan Kapoor, Mitarbeiter im Klein-Krotzenburger Testzentrum in der Kreuzburghalle.

Dass spätestens mit den neuen Regelungen Anfang Juli einige Testcenter-Betreiber aufgegeben haben, ist für Chef Sonel Kapoor nicht überraschend. „Finanziell lohnt sich das für viele nicht mehr.“ Er selbst rechnet mit roten Zahlen. In Spitzenzeiten kamen 400 Bürger, aber auch sonst durchschnittlich rund 100 bis 200 Bürger pro Tag in die Kreuzburghalle zum Testen vorbei. „Jetzt sind’s manchmal nur 35 bis 40.“ Nachvollziehbar für den Unternehmer: „Eine vierköpfige Familie kann sich regelmäßige Tests nebenbei eben nicht mehr leisten.“

„Andere Testzentren haben ihre Öffnungszeiten massiv gekürzt und teilweise sogar nur wenige Stunden am Tag auf“, ergänzt Gagan Kapoor. Dazu kommen oftmals viele Krankheitsfälle beim Personal, der Rest habe dann natürlich noch mehr Stress. „Es ist viel Aufwand, so ein Zentrum zu betreiben.“

Er habe die Politiker lange in Schutz genommen, so Sonel Kapoor, „aber jetzt tappen sie gerade in die gleichen Fallen wie schon letztes Jahr“. Auch damals musste im Herbst zunächst für Coronatests bezahlt werden – wenige Wochen später ruderten die Verantwortlichen zurück. „Vieles ist für mich inzwischen willkürlich und absolut nicht nachvollziehbar.“ Neben verwirrenden Entscheidungen kamen zudem Logistikprobleme: Tests wurden mit gestiegener Nachfrage teurer, die Beschaffung ebenfalls schwieriger. „Wenn es außerdem weniger Zentren gibt, haben die übrigen natürlich mehr zu tun – aber nicht unbedingt mehr Personal oder Räumlichkeiten.“ In der Kreuzburghalle könnten Kapoor und sein Team knapp 10 000 Test im Monat anbieten. „Mehr schaffen wir aber nicht.“ Sollten andere Testmöglichkeiten wegfallen, gäbe es dort womöglich längere Wartezeiten.

Das Testzentrum in Klein-Krotzenburg zu schließen, daran hat Kapoor bislang nicht gedacht. „Die Gemeinde unterstützt uns aber auch ungemein“, so der Betreiber. „Vor kurzem habe ich Bürgermeister Alexander Böhn und den Ersten Beigeordneten Christian Spahn bei einem Fest getroffen und beide meinten sofort, dass ich mich melden soll, wenn irgendwas wäre.“ Außerdem schicke die Gemeinde auch ihre Mitarbeiter zum Testen bei ihnen vorbei.

Trotzdem herrscht inzwischen auch immer mal Frust beim Test-Team. „Wir wollen den Leuten ja helfen und es für alle so stressfrei wie möglich machen. Aber wenn man weiß, dass man von den Leuten belogen wird, damit sie an kostenlose Tests kommen, da fühlt man sich schon blöd“, sagt Gagan Kapoor. Da dann freundlich zu bleiben, sei schwer. Noch problematischer: Er habe sogar schon mitbekommen, dass Quarantäne nach einem Test gar nicht erst eingehalten werde. „Einen Mann, der Corona-positiv getestet wurde, habe ich zwei Stunden später gesehen, wie er mit seiner Frau in den Supermarkt gelaufen ist.“

Bei manchen stehe vielleicht die Angst vor einem Jobverlust dahinter, bei anderen womöglich egoistischere Gründe. Teilweise hätte das Team sogar erzählt bekommen, dass auch in Pflegeeinrichtungen die Testpflicht nicht mehr kontrolliert werde, so Vishwas Gahandi, ebenfalls Mitarbeiter in Hainburg. „Dabei haben wir aktuell so viele positive Testungen wie noch nie und die Leute sind oft sehr lange positiv.“

Wie es mit der Corona-Pandemie und der Testsituation weitergehe, können auch Sonel Kapoor und sein Team nur abschätzen. „Die Leute sind aktuell einfach wieder extrem unsicher – keiner weiß, was und ob er für einen Test zahlen muss.“ Und im Herbst könnten steigende Ansteckungszahlen, wachsender Testbedarf und neue Regeln sowieso wieder alles durcheinander bringen. (Julia Oppenländer)

Das kostet ein Schnelltest im Testzentrum

Einen kostenlosen Test erhalten nicht impfbare Personen, darunter Schwangere in den ersten drei Monaten, Kinder unter fünf Jahren, Teilnehmer einer Impfstudie, Besucher und Patienten von Krankenhäusern, Pflegeheimen oder sonstigen Rehabilitationseinrichtungen, Personen, die mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person im selben Haushalten leben, Personen nach Auftreten von Infektionen in Einrichtungen und Unternehmen, Personen mit Aufenthalt in einem Virusvariantengebiet, bei einer Freitestung, Pflegepersonen im Sinne des §19 Satz sowie Leistungsberechtigte, die im Rahmen eines Persönlichen Budgets nach §29 Personen beschäftigen.

Drei Euro für einen Test zahlen Besucher einer Veranstaltung im Innenraum am Tag der Veranstaltung, Personen bei einer roten Corona-App-Warnung, bei Kontakt mit Senioren (über 60 Jahre) am Tag des Tests sowie bei Kontakt mit Risikopatienten.

Alle anderen bezahlen den vollen Preis – je nach Testzentrum unterschiedlich.

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