Hainburger Waldbrandserie: „Verletzung billigend in Kauf genommen“

Im Interview lässt Gemeindebrandinspektor Thorsten Zeizinger die Feuer im Hainburger Forst aus Sicht der Feuerwehr Revue passieren.
Herr Zeizinger, gibt es einen Moment, der Ihnen aus der Brandserie besonders im Gedächtnis bleibt?
Ein ausgedehnter Waldbrand an einem sehr heißen Sommertag. Bei 35 Grad in der Nähe der Tongrube sind einige Feuerwehrkameraden durch Hitzeerschöpfungen zusammengebrochen. Einer davon wurde sogar mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert. Wenn man bedenkt, dass die meisten Waldbrände vorsätzlich gelegt wurden, hat der Brandstifter die Verletzung billigend in Kauf genommen. Das macht mich nachdenklich. Unbegreiflich, was im Kopf einer solchen Person vorgeht.
Waldbrände um Hainburg: „Fehlende Wasserversorgung im Wald ist ein Hindernis“
Oft ist die Feuerwehr im städtischen Raum unterwegs. Welche Tücken warten im Wald?
Zunächst müssen wir den Einsatzort finden. Im Wald gibt es keine Straßenschilder, wir werden von Polizeihubschraubern oder unserer Feuerwehr-Drohne unterstützt. Die Waldbrände passieren meistens im Sommer. Unsere Einsatzkleidung wird zum Problem: Sie schützt bei Wohnungsbränden vor Verbrennungen, führt aber zu einem Wärmestau. Bei den körperlichen Anstrengungen und dem Flüssigkeitsverlust kommt es zu Kreislaufproblemen.
Auch die fehlende Wasserversorgung im Wald ist ein Hindernis. Das Löschwasser muss mit Tanklöschfahrzeugen oder Schlauchleitungen über längere Wege transportiert werden. Nach dem Ablöschen muss der Waldboden aufgebrochen und bewässert werden, damit sich dort keine Glutnester verstecken. Die schwere Arbeit zum Einsatzende zehrt noch einmal an unseren Kräften.
Hainburger Waldbrandserie: „Vom Land Hessen wünsche ich mir Waldbrandfahrzeuge“
Wie bereiten Sie sich auf die vermehrten Waldbrände vor?
Wir haben Taktik und Ausrüstung angepasst. Es gibt jetzt ein eigenes Waldbrand-Einsatzkonzept. Wir haben leichteres Schlauchmaterial, Wasserfaltbehälter mit 5 000-Liter-Volumen und Waldbrandrechen gekauft. Die größte Anschaffung mit Unterstützung von Gemeinde und Bevölkerung war eine neue Drohne zur Aufklärung der Waldbrände aus der Luft.
Welche Hilfe wünschen Sie sich noch?
Sicherlich eine weiter gute Unterstützung durch die Gemeinde Hainburg. Vom Land Hessen wünsche ich mir, dass es geländegängige Waldbrandfahrzeuge anschafft, wie es sie bereits in Brandenburg und Niedersachsen gibt. Zuletzt hat das Land die mit der Begründung des geringen kommunalen Nutzens abgelehnt. Meines Erachtens könnten mit ein, zwei Fahrzeugen pro Landkreis ein flächendeckendes Netz aufgebaut werden, wie es etwa in Frankreich schon üblich ist.
Neben der Feuerwehr beschäftigt der Umgang mit den Folgen der Waldbrände um Hainburg auch Verwaltung und Forstamt.