Waldbrände in Hainburg: Qualvoller Tod für Tiere in Flammen

Nach den Waldbränden in den vergangenen Monaten im Hainstädter Wald, die ihren traurigen Höhepunkt am letzten Wochenende hatten, berichtet Naturexperte Hartmut Müller von der Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt und Mainhausen über die Folgen für Tiere und Pflanzen.
Hainburg – In einem Moment fotografiert er noch freudig strahlend eine Blindschleiche, die sich bedächtig über den Waldweg schlängelt, im nächsten blickt Hartmut Müller mit hängenden Schultern betrübt auf eine an vielen Stellen schwarz verkohlte Fläche. Hinterlassen hat sie ein Feuer vor wenigen Wochen im Hainstädter Wald. Der Naturexperte der Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt und Mainhausen (Agfa) weiß, welche Folgen die Brände der vergangenen Monate haben, die am letzten Wochenende einen traurigen Höhepunkt hatten. Er weiß, welch schreckliche Szenen sich im Tierreich abspielten, weiß, dass viele Reptilien oder Jungvögel auf grausame Weise den Tod fanden.
„Das geht mir ziemlich nah“, sagt der Seligenstädter, als er sich diese Woche einige Brandstellen im Wald anschaut. „Gerade für Fledermäuse und Amphibien, mit denen ich mich intensiv beschäftige, ist so ein Feuer immer besonders bitter.“

Jungtiere haben bei Waldbränden wie in Hainburg keine Chance zur Flucht
Brennt es im Wald, sind grundsätzlich alle Tiere betroffen. Doch während Rehe, Hasen und Wildschweine meist schnell flüchten können, haben andere kaum eine Chance. „Zum einen sind da die Jungvögel in den Nestern. Die können nicht weg – genauso wie der Nachwuchs bei den Fledermäusen, den die Tiere jetzt im Juni kriegen“, sagt Müller. „Aber auch die erwachsenen Tiere brauchen eine Weile, bis der Kreislauf hochgefahren ist. Deshalb ist bei einem Brand auch nicht immer gewährleistet, dass sie rechtzeitig aus den Baumhöhlen rauskommen.“ Schwierig sei es auch für Reptilien, wie Waldeidechsen und Blindschleichen, oder Amphibien. „Da bleiben viele Tiere auf der Strecke.“
Gefährdet sind auch viele Käferarten, die im Altholz leben. „Die gehen leider bei so einem Feuer drauf“, sagt der Naturexperte. Grundsätzlich haben aber alle Tiere, die nicht schnell genug sind, darunter auch ältere, Probleme bei der Flucht. Auch Wochen später sind die Auswirkungen solcher Feuer im Wald in der Tierwelt noch zu spüren. „Rehe, Hasen und Wildschweine haben meist feste Reviergrenzen. Nach so einem Brand verschieben sich dann schon Mal diese Reviere“, sagt Hartmut Müller. „Schwächere Tiere werden zum Beispiel verdrängt.“
Außerdem müssen die durch die Brände in Mitleidenschaft gezogenen Bäume in Bezug auf die Verkehrssicherheit im Wald regelmäßig kontrolliert werden. Drohen sie auf die Waldwege zu kippen und so zur Gefahr für Spaziergänger zu werden, müssen sie entfernt werden.
Polizei ermittelt wegen Brandstiftung im Hainburger Wald
Seit Anfang des Jahres hat es bereits mehrfach im Hainburger Wald gebrannt – die Polizei ermittelt längst wegen Brandstiftung. Einen Unterschied, zu welcher Jahreszeit es brennt, macht es für Vegetation und Tierwelt dagegen kaum. „Ein Teil der Fledermäuse überwintert in Baumhöhlen, und wenn es brennt, haben die Tiere genauso schlechte Karten“, sagt Müller. Im Sommer fange der Wald aufgrund von Trockenheit allerdings schneller Feuer, und das breite sich auch schneller aus.
Doch bei all den Schattenseiten bieten die Brände zumindest eine kleine Chance. „Die Vegetation erholt sich meist relativ schnell nach so einem Feuer“, sagt der Experte. „Und ein Brand düngt auch immer ein bisschen – problematisch wird es nur, wenn die Brombeere kommt, dann kommen die Bäume nicht mehr hoch.“ Zudem gebe es Käferarten, die das abgebrannte Holz brauchen, zum Beispiel der Schwarze Prachtkäfer. Dieser legt seine Larven dort ab. Mit Zunahme der Klimaveränderungen versuche der Ostkreis verstärkt den Unterbewuchs wachsen zu lassen, um so mehr Mischwälder zu erhalten und die Verjüngung im Wald zu fördern. Das sei nun auch für eine 3000 Quadratmeter große Brandfläche geplant. Dort will man den Wald nun erst mal sich selbst überlassen und schauen, wie er sich entwickelt und ob es eine natürliche Verjüngung gibt.