1. Startseite
  2. Region
  3. Hainburg

Hainburg: Ehemalige Altmülldeponie als Lebensraum für Tiere?

Erstellt:

Von: Yvonne Fitzenberger

Kommentare

Gut versteckt und leicht zu übersehen sind die Messstellen fürs Grundwasser unter der ehemaligen Altmülldeponie. Genutzt werden diese nicht mehr.
Gut versteckt und leicht zu übersehen sind die Messstellen fürs Grundwasser unter der ehemaligen Altmülldeponie in Hainburg. Genutzt werden diese nicht mehr. © yfi

In Hainburg wird eine Wiese jahrzehntelang als Altmülldeponie genutzt. Das Gelände soll jetzt Habitat für mehr Vielfalt werden, wünscht sich ein Naturschützer.

Hainstadt – Westlich von Hainstadt, zwischen dem Naturschutzgebiet „Im Woog“ und den Streuobstwiesen, die unter anderem vom NABU Hainburg betreut werden, liegt ein verlassenes Feld mit einer „dreckigen“ Geschichte: Unter dem Gras und den Blumen liegen Haus- und Sperrmüll begraben.

Hainburg: Wiese dient fast zwei Jahrzehnte als Mülldeponie

Von 1955 bis zirka 1975 wurde die Wiese, die weit größer als ein Fußballplatz (ca. 16 500 Quadratmeter) ist, als Mülldeponie verwendet, berichtet Thorwald Ritter. „Davor stand hier eine Russenhütte“ (siehe Kasten), erläutert der Vorsitzende des Hainburger Ortsverbandes des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In dieser landeten, nachdem die Feldbrandstätten nach dem Krieg nicht mehr genutzt wurden, Haus- und Sperrmüll. „Alles, was nicht im heimischen Ofen verbrannt werden konnte“, sagt Ritter, der sich bei den Grünen engagiert.

So lagerten vor allem Plastik und anderer Müll, der sich nicht zersetzt, in der damaligen Mülldeponie – zumindest bis dem ein Riegel vorgeschoben wurde. In den 1970er-Jahren wurde dann die Altmülldeponie mit Erde aufgefüllt und anschließend landwirtschaftlich genutzt.

„Beim Pflügen“, erzählt Ritter, „tauchten dann immer wieder Plastikverpackungen auf.“ Bedenken gab es aber wohl keine. Dennoch wurde vor etwa zehn Jahren dann die Nutzung des Feldes für landwirtschaftliche Zwecke eingestellt. Warum genau, ist Ritter unklar.

„Russenhütte“

Auf dem Feld zwischen dem Naturschutzgebiet „Woog“ und der Streuobstwiese standen früher Feldbrandhütten. In diesen wurden Backsteine, auch Russen genannt, gebrannt. Ihren Namen erhielten sie durch den Ruß, der bei der Herstellung entstand – junges Holz wurde verbrannt, wodurch sich viel Ruß bildete.

So erhielten die Feldbrandhütten auch den Namen Russenhütten. An vielen Häusern und Scheunen in Hainstadt sieht man die ungleich gefärbten und nicht ganz eben- und fabrikmäßig geformten Steine. 

Hainburg: Eingeschränkte Nutzung für Altmülldeponie empfohlen

Der Grünen-Politiker zeigt bei einer Begehung des Geländes Messstellen. „Die werden dazu genutzt, das Abwasser zu kontrollieren“, erläutert er. In den vergangenen Jahren wurden diese aber wohl nicht mehr benutzt, sagt Ritter und deutet auf das hochgewachsene Gestrüpp. Die Zweige und wenigen Blätter verdecken die Messstellen, sodass sie beim Vorbeigehen kaum auffallen.

Eine Nachfrage beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt bringt Antworten: „Die Altablagerung wurde im Jahr 2001 umwelttechnisch in den Medien Boden, Bodenluft und Grundwasser untersucht“, heißt es seitens des RPs. Die Analysen der Untersuchungen hätten geringfügige Schadstoffkonzentrationen im Boden ergeben. Von diesen seien jedoch bei der damaligen Nutzung der Fläche keine Gefahr ausgegangen.

Lediglich eine Beschränkung der Nutzung – keine Bodenbearbeitung wie zum Beispiel Pflügen – wurde empfohlen. Des Weiteren teilt das Regierungspräsidium mit, dass bei einer Nutzungsänderung, beispielsweise eine Bebauung oder ein Bodeneingriff, weitere Maßnahmen wie gutachterliche Begleitung notwendig seien. Das Verfahren wurde 2004 vom RP beendet. Die Messstellen werden nicht mehr überwacht, die Fläche lediglich auf ihre Nutzung beziehungsweise Nutzungseinschränkungen kontrolliert.

Ehemalige Hainburger Altmülldeponie als Habitat für Tiere

Das Feld wird regelmäßig von einem Landwirt gemulcht, die Kosten trägt die Jagdgenossenschaft. „Hier soll kein Wald entstehen“, erläutert BUND-Mitglied Ritter. Denn die Fläche biete sich als Wiese an. Sie könne als Habitat für Tiere wie Rebhühner dienen. Ein Interesse daran habe nicht nur der BUND, sondern auch Jäger. So wirbt Ritter beim privaten Eigentümer und beim Pächter für einen Antrag beim Regierungspräsidium zur Wiesennutzung der ehemaligen Altmülldeponie. (Yvonne Fitzenberger)

Auch interessant

Kommentare