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Große Wut und Todeswünsche: Unruhe in der St. Nikolaus-Gemeinde

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Von: Bernhard Koch

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Das Requiem in der Trauerhalle ist Anlass für massive Diskussionen in der Klein-Krotzenburger Nikolaus-Gemeinde. Pfarrer Thomas Weiß erhielt zahlreiche Schreiben mit fragwürdigem Inhalt.
Das Requiem in der Trauerhalle ist Anlass für massive Diskussionen in der Klein-Krotzenburger Nikolaus-Gemeinde. Pfarrer Thomas Weiß erhielt zahlreiche Schreiben mit fragwürdigem Inhalt. © Beko

In einer Leser-Anzeige forderte ein Mitglied der St. Nikolaus-Gemeinde die Beibehaltung der Requien in der Trauerhalle mit anschließender Beerdigung auf dem Friedhof. Pfarrer Thomas Weiß erhält daraufhin zahlreiche Mails und Briefe, deren Inhalte teilweise massiv unter die Gürtellinie gehen. 

Klein-Krotzenburg – Die Wogen schlagen aktuell hoch in der Klein-Krotzenburger St.-Nikolaus-Gemeinde. In einer Zeitungsanzeige forderte Gemeindemitglied Heinz Brauneis, dass „alte Traditionen“ fortgesetzt werden sollten. Konkret ging es ihm um die Beibehaltung der Requien in der Trauerhalle vor der Beerdigung auf dem Friedhof. Gläubige reagieren mit großer Wut, dem Vernehmen nach auch mit Todeswünschen...

In der Anzeige forderte Brauneis die Klein-Krotzenburger Gläubigen auf, sich schriftlich oder per Telefon bei Pfarrer Thomas Weiß zu melden. Problem dabei: Der Gemeindepfarrer wusste von nichts, wurde frühmorgens von einem Gemeindemitglied angerufen und informiert. „Ich war fassungslos und betroffen, als ich die Anzeige las und bin es noch heute“ “, sagt der Pfarrer. „Ich hätte mir gewünscht, dass man ein solch sensibles Thema vorher mit mir bespricht, um das zu klären.“

In einer Mail an unsere Zeitung spricht Leser Günther Herold von einem „ländlichen Bauerntheater“: „In Klein-Krotzenburg herrscht große Unruhe. Ausgelöst durch eine merkwürdige Anzeige eines Gemeindemitglieds gibt es unter den Gläubigen einen großen Streit. An den Pfarrer werden Mails und Briefe geschickt, deren Inhalte teilweise unter die Gürtellinie gehen.“

Hainburger Pfarrer Thomas Weiß hat die Nachrichten inzwischen weitergeleitet

Alle schriftlichen Nachrichten an ihn hat Pfarrer Thomas Weiß in einem sachlichen Schreiben an den Auftraggeber der Anzeige weitergeleitet. „Menschlich bin ich ihm nicht böse, aber all das macht mich sehr betroffen. Jeder darf seine Meinung äußern, sollte aber auch zu einem Gespräch bereit sein.“ Nie sei vorher davon die Rede gewesen, das Requiem in der Trauerhalle unmittelbar vor einer Beerdigung abzuschaffen. Vielmehr sei man durch die Vorschriften während der Corona-Pandemie dazu veranlasst worden, neue Lösungsansätze zu finden.

Die sind nun durch die Diskussion und die neue Situation mit Blick auf den neuen Pastoralraum „Mainbogen“ auch notwendig. Die bisherige Requiem-Gewohnheit besteht seit den Zeiten von Pfarrer Jakob Georgen, der vor 44 Jahren verstarb. Inzwischen hat sich die gesamte Bestattungskultur verändert: Sargbestattungen gehen zurück, es gibt eher Urnenbeisetzungen mit kurzer Trauerfeier – etwa 50 pro Jahr in der etwa 3 000 Katholiken zählenden Gemeinde St. Nikolaus Klein-Krotzenburg.

Requien: Neue Lösungen müssen in Zukunft auch für Hainburg gefunden werden

Weniger als 25 Prozent der Familien wünschen heute ein Requiem und „wollen sich auch bei Beerdigungen nicht so lange auf dem Friedhof aufhalten“. Pfarrer Thomas Weiß ist es deshalb auch weiterhin ein besonderes Anliegen, alle Wünsche und Anregungen rund um eine Beerdigung offen und ehrlich mit den betroffenen Familien abzusprechen. Als Seelsorger will er „alle ins Boot holen und auch auf Herausforderungen reagieren“.

Künftig werden neben den Priestern auch Diakone und Gemeindereferenten Verstorbene beerdigen, und so müssen die Verantwortlichen im Zusammenwirken mit anderen Gemeinden „heute vieles anders bedenken und überlegen, wie Dinge in die heutige Zeit passen“.

Kirchenrechtlich gesehen muss übrigens nach Canon 1177 ohnehin ein Requiem „im Allgemeinen in der Kirche der eigenen Pfarrei gefeiert werden“. Im Blick auf den Pastoralen Weg müssen neue Lösungen gefunden werden, dann aber – wie es Leserbriefschreiber Herold formuliert – „gemeinsam in der Gemeinde“. Und Pfarrer Weiß weiß nach der Unruhe rund um die Anzeige im Blick auf die aktuelle Situation der Kirche: „Man darf sich nicht über Sofakissen streiten, wenn ein Haus brennt.“

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