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Brüder-Grimm-Festspiele in Hanau verzeichnen deutlich weniger Besucher

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Von: Christian Spindler

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Festspiel-Intendant seit 2013
Aladin und die Wunderlampe bei den Brüder-Grimm-Festspielen in Hanau. © Archivfoto Patrick Scheiber

Zu den Brüder-Grimm-Festspielen in Hanau kommen dieses Jahr deutlich weniger Besucher als vor Corona. 10.000 Tickets weniger wurden verkauft.

Hanau - Die Hoffnungen, an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen zu können, haben sich für die Brüder-Grimm-Festspiele nicht erfüllt. 64.000 Besucher sahen die rund 100 Aufführungen der diesjährigen Spielzeit – „das sind in etwa 10. 000 weniger als in der Saison 2019“, so Intendant Frank-Lorenz Engel, mithin ein Rückgang um 14 Prozent.

Zwischenzeitlich sah es sogar noch schlechter aus. Im Juni war ein Rückgang von gar 28 Prozent zu verzeichnen im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt von vor drei Jahren. Insofern hat das Festival in der zweiten Hälfte noch einiges wettmachen können – Widrigkeiten wie der Hitzeperiode zum Trotz. Unterm Strich sei es „zufriedenstellend gelaufen“, meint Intendant Engel.

Engel und die Hanauer Märchen-Macher hatten mit allerlei Turbulenzen zu kämpfen. Die Corona-Angst war bei vielen potenziellen Besuchern offenbar noch nicht verflogen. Und die Einschränkungen während der Pandemie hätten die Gewohnheiten vieler Leute geändert, hatte Engel bereits zur Halbzeit als eine mögliche Erklärung geliefert. Netflix habe vielfach Einzug gehalten als Konkurrenz zur Live-Kultur. Auch andere Festspiele und Kulturevents klagen über Zuschauerrückgänge.

Darsteller wegen Corona ausgefallen: Intendant in Hanau muss umbesetzen

Was die Hanauer Festspiele zusätzlich gebeutelt hat: „Wir mussten oft umbesetzen“, sagt Engel, weil Darsteller wegen Covid ausgefallen sind. Dabei seien Rollen bereits vorsorglich zum Teil mit drei Schauspielern besetzt worden. Mitunter mussten aber auch Darsteller von außerhalb einspringen. „Dank eines guten Netzwerks“, so der Intendant, sei es gelungen, bis auf eine Ausnahme alle Aufführungen stattfinden zu lassen.

In der Gunst des Publikums lag in dieser Spielzeit „Aladin und die Wunderlampe“ vorne. Eine Erklärung laut Engel: Die Bekanntheit einer Geschichte, die es auch schon zu Disney-Filmehren gebracht hat. Oder die Opulenz der Ausstattung und Kostüme, für die die Hanauer Festspiele ohnehin bekannt sind.

Hanau: Bekannte Stücke bei Besuchern der Brüder-Grimm-Festspiele besonders beliebt

Mit Blick auf den Zuschauerschnitt seien auch die Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ recht gut gelaufen, ebenso die vergleichsweise moderne Musical-Inszenierung „Drosselbart!“

Bei den Zuschauerzahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist indes das Familienstück „Brüderchen und Schwesterchen“. Wohl auch, so meint Frank-Lorenz Engel, weil die Geschichte zu den unbekannteren Grimm-Märchen gehört. In der Festspiel-Historie rangierten bei den Besucherzahlen immer wieder bekanntere Stücke vor unbekannteren.

Frank-Lorenz Engel
Frank-Lorenz Engel © privat

Brüder-Grimm-Festspiele: Auswirkungen auf finanzielle Bilanz noch unklar

Die Brüder-Grimm-Festspiele hatten 2016 und 2017 um die 77. 000 beziehungsweise 75. 000 Zuschauer, im Rekordjahr 2018 gar 81 .400. Im Jahr 2019 waren es dann 74. 000 und jetzt 64. 000. Wie die finanzielle Bilanz der 38.  Brüder-Grimm-Festspiele ausfällt, lasse sich noch nicht sagen, erklärt Engel. Noch werde gerechnet.

Der Intendant baut aber offenbar schon vor, verweist auf die in allen Bereichen stark gestiegenen Kosten. Das reiche vom Material über Arbeitsleistungen bis zu den Mehrkosten wegen der Umbesetzungen. Der Etat der Grimm-Festspiele liegt bei rund 1,3 Millionen Euro. Die Stadt Hanau gibt jährlich einen festen Zuschuss von 375. 000 Euro.

Aschenputtel als Hanauer Musical 2023

Im nächsten Jahr werde es wieder vier Inszenierungen im Amphitheater geben, sagt Engel, dazu die Wiederaufnahme von „Das kunstseidene Mädchen“ in der Wallonischen Ruine. Die übrigen Stücke will der Intendant, dessen Vertrag unlängst bis 2028 verlängert wurde, noch nicht nennen. Eine Abstimmung mit Oberbürgermeister und Kulturdezernent Claus Kaminsky stehe noch aus. Als Musical wird jedenfalls „Aschenputtel“ auf dem Spielplan stehen. Ein bekanntes Märchen. Das Casting dazu ist für 4. und 5. September in Berlin angesetzt. Frank-Lorenz Engel hat das auf seiner eigenen Facebook-Seite gepostet. (Von Christian Spindler)

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