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Pläne für spektakulären Neubau der Hauptbahnhof-Brücke in Hanau

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Von: Christian Spindler

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Etliche Schäden wurden am Hauptbahnhof-Viadukt bei Untersuchungen festgestellt. Um die Belastung durch Lkw zu reduzieren, wurden bereits die Fahrspuren verengt.
Etliche Schäden wurden am Hauptbahnhof-Viadukt bei Untersuchungen festgestellt. Um die Belastung durch Lkw zu reduzieren, wurden bereits die Fahrspuren verengt. © PATRICK SCHEIBER

Die Hauptbahnhof-Brücke in Hanau ist nicht sanierbar, sagt HIS-Chef Markus Henrich. Der Abriss stellt eine größere Herausforderung dar als der Neubau.

Hanau – Allein das zeigt, wie komplex das Projekt ist: „Wir mussten schon jetzt bei der Deutschen Bahn anmelden, wann die Gleise am Hauptbahnhof komplett gesperrt werden müssen – und das drei Jahre im Voraus“, sagt Dennis Bergmann. Bei diesen Sperrungen geht es um Minuten, allenfalls um Stunden. Länger können die Bahnlinien in Hanau nicht gekappt werden.

Die hiesigen Strecken sind zu wichtig. Und jede Sperrung hat Auswirkungen auf weite Teile des deutschen Bahnnetzes.

Das zu koordinieren ist nur eine der Herausforderungen, von denen Dennis Bergmann berichtet, der beim städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) das wohl spektakulärste Bauprojekt in der Brüder-Grimm-Stadt seit Jahrzehnten koordiniert: Den Abriss und Neubau der Hauptbahnhof-Brücke zwischen Willy-Brandt- und Westerburgstraße. Ein Projekt, das auch Autofahrer vor enorme Herausforderungen stellen und das  erhebliche Auswirkungen auf den gesamten innerstädtischen Verkehr haben wird. Denn zwei Jahre lang wird es die Brücke nicht geben, über die derzeit immerhin 18 00 Autos fahren – pro Tag. Die Vorarbeiten für das Mammutvorhaben sollen, Stand jetzt, im Oktober 2023 beginnen.

Schlechte Note bei Brückenhauptuntersuchung in Hanau

Rückblende: Bei einer sogenannten Brückenhauptuntersuchung, die alle fünf Jahre ansteht, bekam das 1958 errichtete Viadukt die Note 3,5. „Eine schlechte Note bei solch einer Untersuchung“, sagt HIS-Chef Markus Henrich. Material-Abplatzungen wurden festgestellt, Korrosion an vielen Stellen, darunter an den wichtigen „Ankerköpfen“.

Bei weiteren Untersuchungen mit einem Ultraschall-Echo-Verfahren kam heraus, dass viele Hohlräume der sogenannten Spannbetonhohlplatten-Brücke gar nicht so hohl sind, wie geglaubt. Sie sind voller Beton. Mithin ist die Brücke viel schwerer als zuvor angenommen. Mehr als 4500 Tonnen wiegt der Koloss, der ein halbes Dutzend Gleise überspannt. Zudem belastet die stark gestiegene Zahl an Lkw die Brücke. Ergebnis von all dem: „Die Brücke ist nicht sanierbar“, unterstreicht Markus Henrich bei einem Ortstermin, zu dem er und Bergmann große Pläne mitgebracht haben, um zu zeigen, was künftig passieren soll.

HIS-Chef Markus Henrich und Dennis Bergmann, Projektkoordinator bei HIS, mit den Plänen.
HIS-Chef Markus Henrich und Dennis Bergmann, Projektkoordinator bei HIS, mit den Plänen. © Patrick Schieber

Mittlerweile wurden die Fahrspuren verengt, „damit weniger Laster gleichzeitig die Brücke befahren“, so Henrich. Und das Bauwerk wird nunmehr zweimal im Jahr kontrolliert. Zwar hätten sich die Schäden nicht verschlimmert. Dennoch will man das Projekt forcieren, bei dem neben der Stadt und der Deutschen Bahn auch das Regierungspräsidium und Hessenmobil, die Verkehrsbehörde des Landes, involviert sind. Was den Zeitplan beschleunigt: Ein (zeit-)aufwendiges Planfeststellungsverfahren ist nun doch nicht notwendig. „Das hat das Verkehrsministerium entschieden“, berichtet Henrich.

So sehen die Pläne für den Neubau der Hauptbahnhof-Brücke in Hanau aus

Und so soll es weitergehen: „Die Vorentwurfsplanungen sind abgeschlossen“, sagt Projektkoordinator Bergmann. Jetzt wird genauer geplant. Ab Oktober 2023 sollen vorbereitende Arbeiten im Brückenbereich starten. So will beispielsweise die Bahn im Hinblick auf die Nordmainische-S-Bahn die Oberleitungen erneuern.

Als nächste Schritte stehen der Bau einer Behelfsbrücke und der Abriss des schadhaften Viadukts an. „Die Behelfsbrücke wird aber nur für Baustellenfahrzeuge und Rettungsdienste passierbar sein“, erläutert Henrich. Ansonsten gilt: Der Kfz-Verkehr muss umgeleitet werden. Die nächste Über- bzw. Unterquerung der Bahngleise ist dann erst über die B43a und am Hafenplatz möglich.

Besonders kniffelig wird der Abriss der alten Brücke. Einzelne Teile müssen vorsichtig herausgebrochen werden. Und das mit so wenigen Gleis-Sperrungen wie irgend möglich. Henrich: „Der Abriss wird fast komplizierter als der Neubau.“

Die jetzigen Stützen sollen bei der neuen Brücke entfallen, die somit eine größere Spannweite haben wird.
Die jetzigen Stützen sollen bei der neuen Brücke entfallen, die somit eine größere Spannweite haben wird. © Patrick Scheiber

Hauptbahnhof-Brücke in Hanau: Gesamtkosten wohl höher als zuerst gedacht

Beim Brückenneubau soll nicht nur die jetzt leicht gebogene Streckenführung begradigt, sondern die Brücke auch im Hinblick auf Maßnahmen im Bahnbereich um zwei Meter angehoben werden. Deswegen müssen aufgrund des Gefälles auch die Zu- und Abfahrten zwischen dem Knoten Auheimer-/Westerburgstraße und einem langen Abschnitt der Willy-Brandt-Straße erneuert werden. Ebenso will man die der Bahn gehörende und ebenfalls schadhafte Zufahrtsrampe zum rückwärtigen Parkplatz am Hauptbahnhof neu anlegen.

In ersten Schätzungen war 2019 von 30 Millionen Euro Gesamtkosten die Rede. „Das  wird aber wohl nicht reichen“, sagt der HIS-Chef – wegen der stark gestiegenen Materialpreise, vor allem beim Stahl. Angestrebt wird, dass sich Stadt und Land die Kosten teilen. Und im Rathaus geht man laut Henrich davon aus, dass das Land durch Fördermittel „50 bis 70 Prozent“ des städtischen Anteils trägt. (Christian Spindler)

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