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Hanau – Es ist wie eine Sucht. Die meisten, die mit Familienforschung einmal angefangen haben, können damit nicht mehr aufhören. Und das Schöne ist: Man kann sich Wochen und Monate damit beschäftigen, ohne dass jemals ein Ende in Sicht ist.
Für Menschen mit hessischen Vorfahren ist es besonders bequem, weil sie über die Archive auch online Einsicht in die Personenstandsurkunden, etwa bis 1875, haben. Mit denen kann man sich eine ganze Weile beschäftigen. Alles was örtlich und zeitlich darüber hinaus geht, wird aber schwieriger. Nur wenige Bundesländer haben offenbar vergleichbare Digitalisate, die im Netz frei zugänglich sind.
Örtliche Archive verlangen zum Teil Gebühren
Es gibt aber die Möglichkeit, die zuständigen Archive im Ort anzuschreiben und Kopien der Dokumente anzufordern. Die Konditionen sind da ganz unterschiedlich: Die einen schicken die Kopien sang und klanglos per Mail zu. Die anderen verlangen zum Teil horrende Gebühren für Aufwand und Postzustellung. Mein persönlicher Rekord: 16,80 Euro für die lapprige Kopie einer Heiratsurkunde von 1921.
Wer herausbekommen will, wo die Großväter im Ersten oder Zweiten Weltkrieg waren, kann das Bundesarchiv (www.bundesarchiv.de) bemühen. Hier gibt es ein Antragsformular für „Personenbezogene Unterlagen militärischer Herkunft“, mit dem man gegen Gebühr einen Forschungsauftrag in Kraft setzen kann. Die Antwort kann allerdings dauern, darauf weist das Archiv auch hin. Denn das Anfrageaufkommen ist sehr hoch. In meinem Fall ist bis heute, sechs Monate nach der Anfrage, noch keine Antwort gekommen.
Familienforschung im Selbstversuch
Wer waren eigentlich meine Vorfahren? Das fragen sich viele Menschen und würden gerne mehr wissen. Aber oft scheitert es daran, dass man nicht so recht weiß, wie man es angehen soll. Eine HA-Redakteurin hat den Versuch gemacht – und ist ihren Ahnen auch schon vor dem ersten Archivbesuch ziemlich schnell auf die Spur gekommen. In den kommenden Wochen, immer montags, erzählt sie, wie sie vorgegangen ist und was sie über ihre Familie erfahren hat.
Teil 1: Einen Stammbaum erstellen
Teil 2: Der Spaß am Ordnen alter Fotos
Teil 3: Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden im Internet finden
Teil 4: Die Vielfalt der Familienforscher-Webseiten
Auch Google liefert manchmal schnelle Erkenntnisse
Manchmal lohnt es sich auch, Namen und Geburtsjahr der gesuchten Person einfach mal zu googeln: Mit etwas Glück stößt man dann auf Datenbanken anderer Familienforscher, die sich dieser Familie schon einmal angenommen haben. Auf diesem Weg konnte ich die Spur meines Ur-Urgroßvaters Ludwig Gläs aus dem saarländischen Ludweiler weiterverfolgen. Echte Genealogen glauben ja nichts, was sie nicht selbst in Originalquellen recherchiert haben. Aber ich freue mich: Die Spur führt Jahrhunderte zurück, in Adelskreise – und schließlich zu Karl dem Großen persönlich!
Ich bin erst mal baff. Karl ist mein Urgroßvater, geschätzt vierzigsten Grades. Mein Enthusiasmus wird aber gedämpft, als ich erfahre, dass sich Ahnenforscher über diese Entdeckung gerne lustig machen. Denn die Anzahl der Ahnen potenziert sich schon in der 20. Generation auf über eine Million. Deshalb sei nahezu jeder Europäer in irgendeinem Familienzweig mit Karl verwandt. Das gilt offenbar auch für Armin Laschet, der seine royale Abstammung ja kürzlich medienwirksam verkauft hat.
Eine gute Quelle ist die Plattform GenWiki, ein Mitmach-Projekt des Vereins für Computergenealogie. Hier finden sich digitalisierte Quellen, Links zu Datenbanken und viele gute Tipps für Familienforscher. Hilfreich sind zum Beispiel die Verknüpfungen auf alte Adressbücher oder die Plattform „Gedbas“, wo man nach kompletten Familienforschungen suchen kann.
Passagierlisten und Grabsteinverzeichnisse durchsuchen
Wer Auswanderer in der Familie hat, kann sich auf internationale Grabsteinsuche unter „Find a Grave“ begeben oder die Passagierlisten der Auswandererschiffe (zum Beispiel über www.passagierlisten.de oder andere Auswandererportale) einsehen. Auch die kostenlose Plattform „Familysearch“ der US-Mormonen, in der man sich zuvor registrieren muss, kann durch etliche Quellen Aufschluss geben.
Und schließlich lohnt es sich am Ende auch, die digitalisierten Quellen kostenpflichtiger Genealogie-Portale wie Ancestry einzusehen, die weit über das hinausgehen, was kostenfrei im Internet zu finden ist. Hier gibt es Daten von Volkszählungen und Wählerlisten, militärische Quellen und Personenstandsregister aus ganz Deutschland und anderen Ländern.
Über 500 Millionen deutschsprachige Dokumente
Viele Forscher nutzen das befristete, derzeit kostenlose Probeabo, um im Fundus von 500 Millionen deutschsprachiger, digitalisierter Dokumente zu forschen. In meinem Fall hat die Zeit ausgereicht, um die Lücken zu füllen. Auch www.archion.de ist eine gute Adresse. Im Kirchenbuchportal der evangelischen Landeskirche lassen sich 100 000 Kirchenbücher einsehen, auch die der Hanauer evangelischen Gemeinden. Bezahlt wird ein gewählter Zeitraum, der sich nicht automatisch verlängert. Ein Monat und 50 Downloads kosten beispielsweise 19,40 Euro.
Schließlich führt aber nichts am guten alten Stadtarchiv vorbei. Mehr davon im nächsten Teil.
Webseiten für Familienforscher
Webseite des Vereins für Computergenealogie mit vielen Hinweisen und digitalisierten Quellen » genealogy.net
Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde » wgff.de
Tipps, nützliche Links und Familienforscher-Forum » ahnenforschung.net
Weltweit größte Datenbank der Mormonen (kostenlos nach Registrierung) » familysearch.org
Auswanderer über Bremen » passagierlisten.de
Seite des Bundesarchivs » bundesarchiv.de
Seite des Landesarchivs, hier gibt es auch eine Infobroschüre für Familienforschung » landesarchiv.hessen.de
Kostenpflichtige Datenbank für evangelische Kirchenbücher » archion.de
Kostenpflichtige Genealogie-Plattformen für die Recherche in digitalisierten Originalquellen (Beispiele): » myheritage.de oder ancestry.de