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Anna Schilling ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Christkind

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Von: Patricia Reich

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Anna Schilling kam kurz vor der Bescherung am 24. Dezember 2008 zur Welt. Jedes Jahr feiert sie mit ihrer Familie zwischen Weihnachtsbaum und Geburtstagstischdecke, die stets mit Wünschen der Gäste beschriftet wird.
Anna Schilling kam kurz vor der Bescherung am 24. Dezember 2008 zur Welt. Jedes Jahr feiert sie mit ihrer Familie zwischen Weihnachtsbaum und Geburtstagstischdecke, die stets mit Wünschen der Gäste beschriftet wird. © Patricia Reich

Während die letzten Einkäufe getätigt, Essen vorbereitet und Geschenke eingepackt werden, liegt Nargiss Hayat beim Frauenarzt – eine Routineuntersuchung, denn ihr Kind soll am 30. Dezember zur Welt kommen. „Alles war normal, aber als die Arzthelferin einen Blick auf den CTG warf und den Arzt alarmierte, war klar, dass etwas nicht stimmte“, erinnert sich die Mutter von Anna Schilling an Heiligabend vor 14 Jahren. Die am Nikolaustag gepackte Notfalltasche lag glücklicherweise griffbereit.

Bruchköbel -„Wir wohnten damals in Rodgau und ich wollte im Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt entbinden. Mein Mann schaffte es, in 15 Minuten dort anzukommen. Der Frauenarzt hatte schon Sorge, dass Anna im Auto zur Welt kommt.“ Das war gegen 12 Uhr.

Nach wenigen Stunden schloss Hayat ihre Augen, hielt die Hand ihres Mannes und „plötzlich hörte ich nur ‘wäh, wäh, wäh’. Es war wie im Bilderbuch.“ Um 14.45 Uhr am 24. Dezember 2008 wurde Anna geboren. Mit einem Lächeln im Gesicht hört sie der Erzählung ihrer Mutter zu. „Bei uns gibt es um 16 Uhr Bescherung. Anna hat sich mit ihrer Geburt vorgedrängelt, wollte noch ein Weihnachtsgeschenk mitnehmen“, witzelt die Mutter. Annas Oma wurde im buddhistisch-muslimischen Glauben geboren, der Opa hat indianische Vorfahren. „Wir haben immer Weihnachten gefeiert, aber nicht im christlichen Sinn“, erklärt die Mutter.

Seit Annas Geburt hat Weihnachten für die Familie eine andere Bedeutung. „Vorher war Weihnachten ein Pflichtfest, man musste Geschenke besorgen, Besuche machen. Seit Annas Geburt ist Weihnachten nach hinten gerückt.“

So ist es jedes Jahr Anna vorbehalten, den Weihnachtsschmuck für den Tannenbaum und die Wohnung auszusuchen. Gleichzeitig darf sie bestimmen, wie ihre Geburtstagsdeko aussehen soll. „An Weihnachten wird immer auf meine Wünsche eingegangen. Ich darf auch festlegen, was gegessen wird und welchen Geburtstagskuchen es gibt“, sagt das Geburtstagskind und fügt verschmitzt hinzu: „Es ist zwar Weihnachten, aber es geht in erster Linie um meinen Geburtstag.“ In diesem Jahr gibt es eine Schoko-Vanille-Torte mit Buttercreme, Goldverzierungen und einer Krone darauf. Die wurde extra bei einem Konditor bestellt. 120 goldene, weiße und beige Luftballons zieren die Essenstafel am heutigen Tag neben Tannenzweigen, Weihnachtskugeln und Plätzchentellern.

Großeltern sprechen von ihrem „Weihnachtsengelchen“

Von ihrer Oma und ihrem Opa wird sie immer liebevoll „unser Weihnachtsengelchen“ genannt, verrät Anna. Sie sind heute auch unter den Gästen. „Wir feiern immer meinen Geburtstag und Weihnachten mit der Familie und nahen Freunden. Dieses Jahr werden es zwischen 25 und 30 Gäste“, erzählt sie.

Mit ihren Freunden hat sie in der Regel immer erst am letzten Freitag von den Ferien gefeiert. Jetzt, als Teenie, geht sie im Januar mit ihren Freundinnen Essen oder unternimmt etwas.

Wenn sie erzählt, dass sie am 24. Dezember Geburtstag hat, seien die Reaktionen gemischt. „Viele sagen, dass es bestimmt voll doof ist, viele sind darüber aber auch sehr erstaunt.“ Für sie ist es normal, Weihnachten Geburtstag zu haben, und eigentlich würde sie den Tag nicht tauschen wollen. „Blöd ist aber, dass ich bis zum Ende des Jahres warten muss, bis ich Geschenke bekomme. Zwar sind es dann mehr, als andere zu Weihnachten kriegen, aber es ist dann eben alles auf einmal.“ Da gilt es auch vorzuplanen: Was könnte sie im Sommer gebrauchen und sich schon wünschen? „Dadurch gab es auch schon viele Fehlkäufe, besonders bei Schuhen, wegen der Größe“, sagt ihre Mutter lachend.

Während Anna früher ein Geschenk aus dem Weihnachtspapier auspackte und danach eines aus Geburtstagsgeschenkpapier, gibt es heute alles in einem. „Ich wünsche mir einen Laptop, denn im nächsten Jahr stehen die Präsentationsprüfungen in der Schule an.“

Eine Tradition, die es seit ihrer Geburt gibt, wird auch heute fortgesetzt: „Jedes Jahr wird eine große Tischdecke aufgelegt, auf der alle Gäste unterschreiben, Wünsche ausdrücken oder etwas malen“, erklärt Anna. Währenddessen holt ihre Mutter zwei Tischdecken aus einem Karton. „Zwei haben wir schon voll. Sie werden so lange beschrieben, bis kein Platz mehr ist.“ In diesem Jahr wird eine neue Decke aufgelegt.

Auf die Frage, auf was sie sich mehr freut, Weihnachten oder Geburtstag, sagt Anna: „Eher auf den Geburtstag mit ein bisschen Weihnachtsfreude.“ Dennoch wird heute Abend auch Weihnachtsstimmung aufkommen. „Wir haben für jeden eine Weihnachtstüte gepackt, es gibt Plätzchen, der Tannenbaum leuchtet und wir sitzen bei leckerem Essen beisammen.“ Für ihre Mutter steht fest: „Ich bin vom Weihnachtszauber absolut überzeugt. Irgendwas Gutes passiert immer zu Weihnachten und das Beste war Annas Geburt.“

(Von Patricia Reich)

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