Der neu gewählte Hanauer Stadtschülerrat hat viel vor

„Demokratie heißt, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen“ – bräuchte der Stadtschülerrat Hanau ein passendes Motto, dann wäre es dieses Zitat des Schriftstellers Max Frisch. Sich einzumischen, das ist sowohl Motivation als auch Anspruch für Stadtschulsprecher Meiko Monz und die ihn vertretenden Nouha El-Jazouli und Max Tischberger, die gemeinsam den Kernvorstand des Stadtschülerrates (SSR) bilden. In ihrer Geschäftsstelle, einem Klassenzimmer der Tümpelgartenschule im Lamboy, gewährten der 18- und die beiden 15-Jährigen unserer Zeitung einen Einblick in ihr Engagement für das mit 26 Schülerinnen und Schülern aus dem ganzen Stadtgebiet besetzte Gremium.
Hanau - „Primär ist unsere Aufgabe die Vertretung der Interessen der Schülerinnen und Schüler Hanaus. Wir setzen uns ein für die Themen, die die Schülerschaft bewegen“, er-läutert der Lindenau-Schüler Meiko Monz. Die konkreten Projekte des Stadtschülerrats setzen dabei an den unterschiedlichsten Stellen des Schullebens an. Zum Valentinstag beispielsweise organisiert der SSR eine schulübergreifende „Rosenaktion“. Darüber hinaus setzt er sich im Allgemeinen unter anderem seit Längerem dafür ein, dass an allen weiterführenden Schulen in Hanau kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt werden, dass ein größeres Augenmerk auf die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler geworfen wird und dafür, dass insgesamt die Strukturen der Schülervertretung an den weiterbildenden Schulen der Stadt ausgebaut werden.
Eine der Herausforderungen dabei sei, sich überhaupt Gehör zu verschaffen, führt Monz aus und fordert: „Nicht nur die Politik soll die Anliegen der Schülerschaft klar zu verstehen bekommen, auch bei unseren Mitschülern muss der SSR bekannter werden!“
Nouha El-Jazouli kann dem aus eigener Erfahrung beipflichten: „Es gibt eine Unwissenheit darüber, dass es den SSR gibt, das war auch bei mir so.“ Seit fünf Jahren ist sie in der Schülervertretung der Hohen Landesschule aktiv, jetzt will sie „frischen Wind in den SSR bringen“.
Neben einerseits vermehrter klassischer Öffentlichkeitsarbeit wolle man andererseits auch eine Webseite aufbauen und Kanäle auf den Plattformen der Sozialen Medien bespielen, etwa auf Instagram. Denn: „Es ist mit unser Verschulden, dass die Leute, die wir vertreten, nicht wissen, dass wir sie vertreten“, nimmt der Karl-Rehbein-Schüler Max Tischberger sich und seine Mitstreiter in die Pflicht.
Die übernommene Verantwortung erfordert von den SSR-Vorständen auch einen persönlichen Spagat zwischen Engagement und eigener schulischer Karriere – und wird zudem nicht immer von Mitschülern honoriert. „Bei manchen ist man beliebt, bei anderen der Streber“, erzählt Tischberger schmunzelnd. Dennoch zeigen sich die drei SSR-Delegierten voller Motivation für ihr Ehrenamt: „Ich finde den Grundgedanken der Schülervertretung sehr wichtig, wir sind quasi die Rückversicherung für die Schülerschaft und setzen uns für sie ein, wenn uns Entscheidungen in der Bildungspolitik querkommen“, erklärt Stadtschulsprecher Monz. „Eine Sache ist auch zu sehen, dass es ein Bildungssystem gibt, dass sich lange Zeit nicht so sehr geändert hat. Viele kritisieren das, aber es gibt wenige, die etwas machen, die etwas ändern wollen“, ergänzt Tischberger.
Dafür knüpfen die Mitglieder des Hanauer Stadtschülerrats Kontakte, schreiben E-Mails, fassen größere Beschlüsse in den Stadtschülerratssitzungen und kleinere in Form eines „formlosen Umlaufbeschlusses“ (also per Whatsapp) und fuchsen sich in die vielen Vorschriften ein, die das Schulrecht für die Umsetzung ihrer Projekte vorsieht.
Kurz gesagt, sie mischen sich ein. Viel Zeit bleibt ihnen dafür allerdings nicht. „Man denkt ja, ein Schuljahr wäre so lang, aber bei der Arbeit an Projekten merkt man, das ist gar nicht so“, merkt Tischberger abschließend an.
Von Lennart Nickel