1. Startseite
  2. Region
  3. Hanau

Die Fraktion: Hanau soll Schwammstadt werden / Parlament stimmt Prüfung zu

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Kerstin Biehl

Kommentare

So grün ist Hanau? Da geht noch mehr, fordern Die Fraktion und die Grünen, die Hanau zur Schwammstadt machen wollen. Archiv
So grün ist Hanau? Da geht noch mehr, fordern Die Fraktion und die Grünen, die Hanau zur Schwammstadt machen wollen. Archiv © Axel Häsler

„Alleine Schottergärten zu verbieten, Kanäle zu erweitern und mit Regenwasser zu gießen reicht bei Weitem nicht aus.“ Jochen Dohn (Stadtverordneter, Die Fraktion) richtete am Montagabend im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung einen eindringlichen Appell in Richtung Stadtparlament, als er seinen Antrag, Hanau zur sogenannten Schwammstadt zu machen, vortrug.

Hanau – Der Begriff Schwammstadt, oder wie es im Englischen heißt Sponge City, kommt aus dem Bereich der Stadtplanung und beschreibt das Konzept, Regenwasser in Städten lokal aufzunehmen und zu speichern, statt es lediglich in die Kanalisation zu führen und abzuleiten. Dadurch sollen Überflutungen bei Starkregenereignissen vermieden werden. Zudem werden das Stadtklima verbessert und die Gesundheit von Stadtbäumen gefördert.

Dohns Antrag sah vor, den Magistrat damit zu beauftragen, ein Konzept „Schwammstadt Hanau“ zu erstellen. Dieses soll bei allen Planungen und Maßnahmen, die den Wasserhaushalt betreffen, berücksichtiget werden.

„Natürlich sind wir auch in Hanau schon mitten im Klimawandel, und darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagte Dohn. Schon zahlreiche Städte im Rhein-Main-Gebiet hätten Konzepte auf den Weg gebracht, Schwammstadtkommune zu werden und auch schon umgesetzt. „Die Versiegelung von Fläche nimmt weiter zu. Wir müssen das Gut Wasser schützen und gezielter nutzen.“ So gelte es, Flächen zu entsiegeln, mehr Grünflächen und Feuchtgebiete zu schaffen, damit Wasser verdunsten kann. „Wir sind mitten im Klimawandel. Dem muss die Stadtplanung Rechnung tragen“, machte Dohn deutlich.

Unterstützung für sein Anliegen gab es vonseiten der Grünen. Angelika Gunkel machte in ihrer Rede die Dringlichkeit zu Handeln deutlich: „Wasser ist der Blutkreislauf der Biosphäre. Aber wir sind dabei, den Wasserkreislauf tiefgreifend zu verändern“, zitierte sie Lan Wang-Erlandsson vom Stockholmer Resilienz-Zentrum an der Universität Stockholm. Hier wurde 2009 das Konzept der planetaren Grenzen entwickelt. Dieses Konzept beschreibt den sicheren Handlungsspielraum mit neun Regulatoren für menschliches Leben auf der Erde, darunter das Wasser. Gunkel: „Die sichere Verfügbarkeit von grünem Wasser, also Wasser, das von Pflanzen aufgenommen werden kann, ist inzwischen gefährdet. Gunkel sprach von einem „erschreckenden Wasserverlust in Deutschland, etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.“ Dr. Hans-Otto Wack vom Wasserverband Kinzig habe auch hier vor Ort „auf diese erschreckende Tatsache hingewiesen.“

Nun wurden in Hanau bereits Ansätze, die auch in einem Konzept zur Schwammstadt beschrieben werden, auf den Weg gebracht. Beispielsweise soll das Gründach- und Entsiegelungskataster Privatleute dazu anregen, in dieser Richtung tätig zu werden. Einen grünen Haushaltsantrag zur Förderung von Maßnahmen hatte die aktuelle Koalition jedoch kürzlich abgelehnt.

Gunkel sagt: „Bei der Anpassung von Bebauungsplänen sind nicht die Schottergärten ausschlaggebend, sondern Versickerungsmulden wie im Baugebiet Venussee und Ansätze zur Regenwasserbewirtschaftung wie im geplanten Baugebiet Bautz-Gelände. Neben Trennung von Schmutz- und Regenwasser im öffentlichen Raum wären auch noch getrennte Leitungen für Schmutz- und Brauchwasser in den Gebäuden wichtig.“ Das fordern die Hanauer Grünen seit mehr als 30 Jahren.

Höchste Priorität müssen nach Ansicht der Grünen die Vermeidung und Verminderung der anfallenden Abflüsse haben, um das Zusammenspiel zwischen Niederschlag, Bodenfeuchte und Verdunstung zu ermöglichen.

Weniger dringlich sieht die Koalition aus SPD, CDU und FDP das Thema. Patryk Windhövel, der für das Dreierbündnis einen Änderungsantrag einbrachte, schlug lediglich vor, vom Magistrat prüfen zu lassen, inwieweit das Konzept Schwammstadt in Hanau umgesetzt werden kann beziehungsweise welche Maßnahmen schon umgesetzt werden.

Denn, so der Parlamentarier, in den vergangenen Jahren seien „zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht worden, um diesem Ansinnen gerecht zu werden. Durch die Anpassung von Bebauungsplänen seien unter anderem auch Stein- und Schottergärten verboten. „Hanau ist eine stark durchgrünte Stadt und hat schon jetzt eine der höchsten Baumdichten pro Einwohner in Hessen“, so Windhövel weiter. Diese Spitzenposition gelte es auszubauen und im Sinne einer modernen Stadtentwicklung Hanau weiter effizient und sinnvoll zu begrünen.

Anders sehen das die Grünen. Angelika Gunkel: „Es kann nicht die Frage sein, ob der Magistrat prüft, inwieweit das Konzept Schwammstadt in Hanau umgesetzt werden kann.“ Damit hinke die Forderung der Koalition im Änderungsantrag den dramatischen Entwicklungen hinterher und verkenne „in eklatanter Weise die sich zuspitzende Situation.“ Notwendig sei – ergänzend zu den bisherigen Maßnahmen – ein wie von der Fraktion Die Fraktion gefordertes Schwammstadtkonzept für Hanau zu entwickeln und umzusetzen, unter Einbeziehung der bisherigen Empfehlungen zu Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Fördermittel für eine Umsetzung stehen beim Land Hessen und dem Bund zur Verfügung.

Letztlich sprach sich das Stadtparlament einstimmig für den Änderungsantrag aus, wobei Grüne und Die Fraktion deutlich machten, dass sie diesen für unzureichend halten. „Wir stimmen jedoch notgedrungen zu, wohlwissend, dass dies ein Minimalkonsens ist und erwarten eine regelmäßige Berichterstattung im Struktur- und Umweltausschuss“, so Angelika Gunkel.

Von Kerstin Biehl

Auch interessant

Kommentare