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Mit modernstem medizinischen Gerät arbeitet Dr. Ines Ott im Operationssaal ihrer Tierarztpraxis.
Mit modernstem medizinischen Gerät arbeitet Dr. Ines Ott im Operationssaal ihrer Tierarztpraxis. © Iding

Hanau - Bei Hund und Katz ist es kaum anders als beim Menschen. Viele Beschwerden haben ihre eigentliche Ursache in der Erkrankung von Zähnen. Und dennoch spielt die Dentalmedizin in der Veterinärmedizin eher eine Nebenrolle.  Von Dirk Iding

Die Hanauer Tierärztin Dr. Ines Ott ist eine der wenigen Veterinärmedizinerinnen, die sich auf die Behandlung von Zahnerkrankungen bei Tieren spezialisiert hat. Sie gilt als Hessens erste Fachtierärztin für Zahnheilkunde bei Kleintieren. In ihrer gerade erst großzügig umgebauten und erweiterten Tierarztpraxis an der Brüder-Grimm-Straße hat es Dr. Ines Ott inzwischen mit tierische Patienten aus ganz Deutschland und darüber hinaus zu tun. Selbst aus dem schweizerischen Basel reiste unlängst ein Hundebesitzer mehrmals an, um seinen vierbeinigen Liebling in der Brüder-Grimm-Stadt behandeln zu lassen. Bei dem Hund hatte Dr. Ott einen Tumor im Rachenraum diagnostiziert, der erfolgreich entfernt werden konnte. „Inzwischen geht es dem Hund wieder gut“, freut sich die Tierärztin.

Zahnmedizin sei schon immer ein Steckenpferd von ihr gewesen, erzählt die Hanauerin. Ursprünglich habe sie auch mal erwogen, Zahnärztin zu werden, sich dann aber doch für ein Studium der Veterinärmedizin entschieden. Und da musste die angehende Tierärztin, die sich in ihrer Doktorarbeit mit der „Charakterisierung von Reoviren bei Schlangen und Leguanen“ beschäftigte, feststellen, dass Zahnheilkunde in ihrem Studium kaum gelehrt wurde. Das holte Dr. Ott, die seit 1994 an der Brüder-Grimm-Straße eine eigene Praxis betreibt, später durch den Besuch von zahlreichen Kongressen und Seminaren nach. Eine beeindruckende Sammlung von Urkunden und Zertifikaten, die an einer Wand im loungeartigen Eingangsbereich der Tierarztpraxis hängen, zeugt von ihrem Ausbildungseifer auf diesem Spezialgebiet. Am Ende ihrer jahrelangen Fortbildung stand die erfolgreiche Prüfung vor der Bayerischen Landestierärztekammer, die ihr schließlich den Titel „Fachtierärztin für Zahnheilkunde der Kleintiere“ verlieh.

Engagement in der European Veterinary Dental Society

Dr. Ott beschäftigt sich schon seit langem mit ihrem Fachgebiet. Vor zehn Jahren gehörte sie zu den Mitbegründerinnen der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde. Als „Secretary“ engagiert sie sich zudem seit Jahren in der European Veterinary Dental Society und knüpfte zahlreiche internationale Kontakte. „In den USA bespielsweise ist Zahnheilkunde in der Veterinärmedizin fester Bestandteil der universitären Ausbildung“, weiß Dr. Ott. Aber auch in Deutschland wachse allmählich das Bewusstsein für die Bedeutung dieses Fachgebietes. Überhaupt ist Dr. Ott davon überzeugt, dass die Spezialisierung auch in der Veterinärmedizin mehr und mehr Einzug halten werde.

Nach Ansicht von Dr. Ott haben 80 Prozent der Kleintiere, darunter fallen Hunde und Katzen ebenso wie Nager, im Alter ab drei Jahren Probleme im Dentalbereich. Am häufigsten sei die Parodontitis, der aber - ebenso wie beim Menschen - durchaus vorgebeugt werden könne. Und zwar durch - na klar - regelmäßiges Zähneputzen. Das ist bei Hund und Katz natürlich kein leichtes Unterfangen. Deshalb empfiehlt Dr. Ott, mit der Mundhygiene bereits im Welpenalter zu beginnen. Im Prinzip sei in der Zahnheilkunde bei Kleintieren fast all das möglich, was auch in der Dentalmedizin beim Menschen machbar ist. Da werden kariöse Zähne aufgebohrt und verplompt, vereiterte Zahnwurzeln und entzündetes Zahnfleisch behandelt, nicht mehr zu rettende Zähne gezogen, schmerzhafte Zahnfehlstellungen korrigiert, Zahnstein entfernt und vieles mehr.

Tierklinik in Hofheim

Zum Einsatz kommt modernstes zahnmedizinisches Gerät. Eine Röntgenuntersuchungen ist vor den Eingriffen fast obligatorisch. Der einzige Unterschied zu zahnärztlichen Behandlungen beim Menschen: Selbst kleinere Eingriffe müssen bei Tieren unter Vollnarkose vorgenommen werden. Natürlich hat all das seinen Preis. So kostet die Zahnsteinentfernung unter Vollnarkose rund 200 Euro. Für aufwendigere Behandlungen können da schon mal schnell mehrere hundert Euro zusammenkommen. Die Berechnung richtet sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte. „Für viele Menschen ist ihr Tier ein wichtiger Sozialpartner, bei dem man sich wünscht, dass es ihm gut geht“, weiß Dr. Ott. Dafür seien die Halter mitunter auch bereit, entsprechend Geld zu investieren. Geld, das man sich vielleicht aber hätte ersparen können, wenn die Halter früh genug mit der vorbeugenden Mundhygiene bei ihren vierbeinigen Lieblingen begonnen hätten - damit Bello und Mieze auch morgen noch kraftvoll zubeißen können...

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