Eine Treppe für Aal, Lachs & Co an der Kesselstädter Schleuse

Hanau/Mühlheim - An der Staustufe Mühlheim / Kesselstadt wurden dieser Tage auf Kesselstädter Mainseite von einer Fachfirma Bohrungen vorgenommen. Es waren vorbereitende Arbeiten für ein Millionen-Projekt, das in den nächsten Jahren an dieser Stelle realisiert wird: Die Staustufe bekommt eine sogenannte Fischaufstiegsanlage. Von Holger Hackendahl
„So wie wir es am gesamten Main vorhaben, wollen wir auch an dieser Staustufe die ökologische Durchgängigkeit umsetzen“, erläuterte Projektleiter Gerd Karreis vom Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Bohrungen dienen der Baugrunderkundung. Es handelt sich um die ersten Arbeiten im Zuge der Planungen, um Kenntnisse über den Aufbau und die Zusammensetzung des Baugrunds zu erlangen.“ Das Wasserstraßen-Neubauamt als Behörde des Bundes habe zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Mains in diesem Fall mit dem Regierungspräsidium Darmstadt eine sogenannte „Aufgabenübernahme-Vereinbarung“ getroffen - damit der hessische Main relativ rasch wieder „fischdurchgängig“ wird. In diese Vereinbarung fallen die beiden Staustufen Mühlheim / Kesselstadt sowie Offenbach.
Das Land Hessen, respektive das Regierungspräsidium Darmstadt, lässt planen und baut im Auftrag des Bundes. Die Kosten für den Bau der Fischaufstiegsanlage – derzeit geht das Wasserstraßen-Neubauamt von einer Größenordnung in Höhe von acht Millionen Euro aus –übernimmt der Bund. „Mit der Umsetzung der Baumaßnahme wird allerdings frühestens 2024 begonnen. Sie wird personalmäßig vom Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg betreut“, erläutert Karreis.
Nach den vor kurzem vorgenommenen Erkundungsbohrungen geht es nun in die Planungsphase. Nach einem laut Projektleiter Karreis „relativ zeitaufwendigem Genehmigungsverfahren“ im Rahmen der Planfeststellung könnte bis 2022 die Beantragung der Baumaßnahme erfolgen. Nach derzeitigem Terminplan werde mit Baubeginn im Jahr 2024 gerechnet. Die Bauzeit werde zwei Jahre betragen. Fertigstellung für die Fischaufstiegsanlage sei also voraussichtlich Ende des Jahres 2025 / Anfang 2026.
„Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Fische wieder ihren naturgemäßen Bedürfnissen nachkommen können. Die Fischaufstiegsanlage wird so geplant, dass im Grunde alle Fischarten davon profitieren“, sagt Karreis. Vor allem gilt das für die sogenannten Langdistanz-Wanderfische wie Aal oder Lachs und Meerforelle – so sie denn im Main dann wieder vorkommen. Aber auch Fischarten wie Nase und Barbe würden Nutznießer der Baumaßnahme sein.
Die Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Kesselstadt wird laut dem Projektleiter ein „größeres Bauwerk sein, das gewisse Wassermengen führen kann“ und somit die daneben liegende Staustufe mit einer Fallhöhe von 3,77 Meter für Fische überwindbar mache. „Die Fischaufsteigsanlage wird stets auf der Flussseite gebaut, wo sich ein Wasserkraftwerk und somit der Strömungsverlauf befindet.“ In Kesselstadt hat das dortige Wasserkraftwerk zwei Turbinen, die - wie von Mitgliedern der Steinheimer Fischerzunft seit Langem beklagt wird - für viele Fische zur tödlichen Falle werden. Insofern werden nicht zuletzt die Fischer die geplanten Maßnahmen entlang des Mains begrüßen.
„Sobald die Baumaßnahme konkreter wird, werden wir damit auch an die Öffentlichkeit gehen“, verweist Projektleiter Gerd Karreis auch darauf, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie letztlich den Anstoß gegeben hat, dass die Flüsse für Fische wieder durchgängig gemacht werden müssen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie ist laut des NABU Landesverbands Hessen ein sehr wichtiges EU-Gesetz, das die Mitgliedstaaten seit dem Jahr 2000 dazu verpflichtet, bis 2027 alle Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen und die Reinheit des Grundwassers sicherzustellen.