Neueröffnung in Hanau: Indisches Restaurant kommt ganz ohne Klischees aus
In Hanau eröffnet das indische Restaurant „Soul Tikka“ am Schlossplatz. Es will eine Alternative zu anderen indischen Gaststätten bieten.
Hanau – Einen Tag vor der Eröffnung herrscht am Schlossplatz 6 noch reges Treiben. Küchengeräte und Stühle stapeln sich, Lieferwagen stehen vor der Tür. „Endspurt“, ruft Sechen Luthra dazwischen. Keine 24 Stunden später soll hier der zweite Ableger von „Soul Tikka“ in Betrieb gehen. Das indische Restaurant bringt eine ganz eigene Philosophie mit nach Hanau.
„Ich habe schon mit 16 davon geträumt, mein eigenes Ding zu machen“, sagt Luthra, von dem die Idee für „Soul Tikka“ kam. Auch, dass sein zukünftiges Restaurant indisch sein soll, war für ihn von Anfang an klar. „Ich bin mit indischem Essen großgeworden, ich habe mich damit sehr verbunden gefühlt.“ Allerdings hegt der 32-Jährige gemischte Gefühle gegenüber der indischen Gastronomie.
Indisches Restaurant in Hanau kommt ganz ohne Klischees aus
So war es Luthra als Jugendlichem unangenehm mit Freunden indisch Essen zu gehen. „Ich habe mich dafür geschämt, weil die indischen Restaurants immer sehr klassisch sind. Nix Modernes.“ Dieser Hang zum Bekannten ziehe sich von den Gerichten über die Einrichtung bis zur Musik. Der Gründer wollte sich dem Trend entschieden entgegenstellen.

„Ganz ohne Klischees, Räucherstäbchen und Elefantenstatuen.“ Mit diesen Worten beschreibt Luthra die Idee von „Soul Tikka“ auf der eigenen Website. Und tatsächlich präsentiert sich das Lokal am Tag vor der Eröffnung minimalistisch – und das nicht nur, weil so manches noch in Arbeit ist.
Indisches Restaurant in Hanau: Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne
Die Holzmöbel, Lampen in Glühbirnenform und Wände in Backsteinoptik erinnern eher an eine Studentenwohnung als an ein Restaurant. Die Verbindung zum Indischen ergibt sich nur aus einer Reihe Portraits, unter anderem von der Bollywoodgröße Shah Rukh Khan.
Diese Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne soll auch in die Gerichte übertragen werden. „Wir nehmen authentische indische Zutaten und interpretieren diese neu“, sagt Sechen Luthra, der die Rezepte selbst schreibt. „Klar haben wir auch ein paar Klassiker, die sind einfach geil genug.“
Die Speisekarte sei zwar etwas erklärungsbedürftig, gibt Luthra zu. Allerdings soll jedem Gast bei der Gerichtsauswahl zur Seite gestanden werden. „Der Service muss super sein“, erklärt der Hanauer seine Ansprüche. „Für mich ist wichtig, dass die Gäste das Gefühl haben, das Essen ist ein Erlebnis. Dass sie sich wohlfühlen in dem Lokal“, sagt er. „Das war alles so schon in meinem Kopf.“
Gastronomen betreiben bereits indisches Restaurant in Wiesbaden
Trotz dieser klaren Vision war der Weg in die Gastronomie für Luthra mit einigen Umwegen verbunden. So landete er zunächst in der IT-Branche. „Ich war aber nicht glücklich“, erinnert er sich. 2017 kündigte er seinen gut bezahlten Job, um als Kellner anzufangen. Innerhalb eines Jahres hatte er sich zum Betriebsleiter hochgearbeitet. An dem Punkt, an dem er sein wollte, war er aber immer noch nicht. „Irgendwann lief alles, aber die Herausforderung hat gefehlt.“
„Ich hab im Internet immer mal nach Läden gesucht, nichts Seriöses“, erzählt Luthra. Bei einem Spaziergang in Wiesbaden Ende 2020 fand er dann aber genau das, wonach er suchte. Zusammen mit Vikas Chananam, seinem besten Freund aus Kindheitstagen, eröffnete er mitten im Lockdown 2021 den ersten Ableger von „Soul Tikka“.
Das Geschäft in Wiesbaden hat sich mittlerweile etabliert. „Meckern kann man immer“, sagt Luthra und lacht. „Aber es läuft schon.“ Die Filiale in Hanau ist nun ein weiterer Schritt zu der Vision, die Luthra verfolgt, seit er damit begonnen hat, sein eigenes Ding zu machen. Acht weitere Restaurants wollen er und sein Partner in den nächsten Jahren eröffnen. Erstmal müssen aber noch die letzten Lieferungen angenommen, die letzten Vorbereitungen abgeschlossen werden, bevor es am Samstag am Schlossplatz losgehen kann. (Vincent Büssow)
Corona und die Inflation machen es der Gastronomie und dem Einzelhandel schwer. Nicht alle Unternehmen in Offenbach, Hanau und Umgebung haben es über das Jahr 2022 hinaus geschafft.