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Geduldsprobe Hafentorquartier in Hanau: Umgestaltung soll einige Jahre dauern

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Von: Reinhold Schlitt

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Aufenthaltsqualität geht gegen Null: Quartiersmanager Michael Englert auf der trostlosen Grünfläche vor dem Hanauer Hafentorgebäude.
Aufenthaltsqualität geht gegen Null: Quartiersmanager Michael Englert auf der trostlosen Grünfläche vor dem Hanauer Hafentorgebäude. © Reinhold Schlitt

Das Hafentorquartier in Hanau soll umgestaltet werden, um attraktiver zu werden. Erste Veränderungen könnte es in diesem Jahr geben. Das Quartiersbüro setzt auf Dialog.

Hanau – Wie geht es im Hanauer Hafentorquartier weiter? Die städtebauliche Aufwertung dieses Gebiets mit der Schaffung einer „lebendigen Quartiersmitte“ ist bekanntlich eines der größeren Projekte der Stadt Hanau. Dabei steht die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Quartier und eine „stärkere Anbindung an die Innenstadt“ auf der Agenda, wie es aus dem Rathaus heißt.

2,3 Millionen Euro stecken der Bund und das Land Hessen zusammen in das Vorhaben, weitere rund 800 000 Euro trägt die Stadt Hanau als Eigenleistung (wir berichteten).

Bereits Ende 2019 hat es im Quartier eine Begehung mit den Bewohnern gegeben. Seit einem halben Jahr arbeitet nun ein eigens für die Begleitung der Umgestaltung eingerichtetes Quartiersmanagement. Erste Veränderungen in der Umgebung des Hafentorgebäudes werden möglicherweise noch in diesem Jahr sichtbar, wenn dort die Umgestaltung von Freiflächen beginnt.

Hafentorquartier in Hanau: Umgestaltung wird vermutlich etliche Jahre dauern

Ansonsten ist Geduld gefragt. Bis alle Umgestaltungsmaßnahmen realisiert sind, dürften nach der Kalkulation der Stadtplaner etliche Jahre ins Land gehen. Das Förderprogramm ist „vorläufig auf zehn Jahre angelegt“, heißt es aus dem Rathaus. Um die Bürgerinnen und Bürger während dieser Zeit „bei der Stange zu halten“, braucht es Transparenz und weitestmögliche Beteiligung. Dem soll auch das Quartiersbüro am Hafenplatz 5 dienen, das die einzelnen Maßnahmen intensiv begleiten soll und als Anlauf- und Informationsstelle fungiert. „Bürgerdialog wird hier großgeschrieben und auch nachgefragt“, sagt Quartiersmanager Michael Englert. Das scheint aus Sicht vieler Bewohner allerdings auch bitter nötig zu sein.

Das Hanauer Wohngebiet leidet seit Jahren darunter, vom restlichen Stadtgebiet abgehängt zu sein. Der Spekulationsskandal um die weitestgehend leer stehende und heruntergekommene Kinzigheimer-Weg-Siedlung mit ihren einst 164 Wohnungen verteilt auf 13 Wohnhäuser, hat die Gegend auch über die Grenzen Hanaus hinaus in Verruf gebracht.

Hafentorgebäude in Hanau: Wohnungen wurden grundsaniert

Auch die veraltete Wohnraumsubstanz im Hafentorgebäude aus dem Jahr 1927 und den angrenzenden Wohnungen in der Westerburgstraße galt lange Zeit als Ärgernis. Gebaut wurde das Gebäude einst für Arbeiter, Angestellte und höhere Beamte im Hafen. Hier hat die stadteigene Hanauer Baugesellschaft als Eigentümerin längst die Reißleine gezogen. Jenseits der in Rede stehenden Geldtöpfe für die Quartiersaufwertung, die ohnehin nicht für die Wohnrauminstandsetzung gedacht sind, hat sie dort Wohnraum aus eigenen Mitteln „reaktiviert“. Nicht belegte Wohnungen wurden von der Gesellschaft grundsaniert und zu einem günstigen Quadratmeterpreis vermietet.

Ihre Nutzer konnten einen finalen Ausbau komplett in Eigenleistung erbringen oder zwischen verschiedenen Ausbaupaketen wählen. Danach richtete sich dann auch der Mietpreis pro Quadratmeter. Der Wohnkomplex in der angrenzenden Westerburgstraße wurde ebenfalls hergerichtet und die Hauseingänge von der Vorderseite auf die Gebäuderückseite verlegt. Unterm Strich ein kluger Schachzug der Baugesellschaft, da günstige Mieten auch jüngere Leute anziehen und damit eine breitere Durchmischung der Mieterschaft möglich wird.

Kulturtreffpunkte und Nachbarschaftscafé: Das Hafentorquartier in Hanau soll sich verändern

Zuspruch und Fördermittel gibt es auch für das Pilotprojekt „Wohnen, Kunst und Kultur im Hafentorgebäude“. So entstehen in ehemaligen Wohnungen des Erdgeschosses sukzessive Künstlerwohnungen (Wohnen und Kunst in einem) und Kulturtreffpunkte. Die ehemalige Hafenkneipe soll einem Nachbarschaftscafé weichen, was von vielen Bewohnern gewünscht, aber noch nicht endgültig entschieden ist. Die Stadt erhofft sich dort einen „lebendigen Kultur- und Kreativstandort“ mit einer Strahlkraft bis in die Region hinein.

Die unmittelbar von dem Hafentorgebäude umschlossene Grünfläche soll so umgestaltet werden, dass sie für die Bewohner auch tatsächlich nutzbar wird. Zurzeit tendiert die Aufenthaltsqualität hier gegen Null, zumal es kaum Sitzgelegenheiten gibt. Gleiches gilt für den nahen Schotterplatz, der überwiegend als Parkplatz genutzt wird, aber nach Meinung der Stadtplaner reichlich Potenzial für einen Treffpunkt der Bewohner bietet. Angebote vom Freiflächenschach bis hin zur Boulebahn sind hier denkbar.

Quartiersmanager Englert gibt zu bedenken, dass dabei auch an die Bewohner im Ostteil des Fördergebiets, also Richtung Krawallgraben, gedacht werden müsse. Zwar sollen auch dort freie Flächen entwickelt werden, zugleich gehe es aber auch darum, ihnen hier in Hafentornähe einen Aufenthalt mithilfe attraktiver Angebote schmackhaft zu machen.

Anbindung des Hafentorquartiers an die Innenstadt von Hanau ist ein heikles Thema

Und das hat seinen Grund: Die Entwicklung einer wirklichen Quartiersmitte ist im Hafentorquartier auf absehbare Zeit wegen der vor Gericht streitigen Eigentumsverhältnisse der Kinzigheimer-Weg-Siedlung nicht denkbar. Der Quartiersmanager gibt sich vorsichtig: „Unter diesen Umständen wird es eine Herausforderung, die beiden Wohnbereiche des Areals miteinander zu verbinden.“

In seinen Sprechstunden wird Englert auch immer wieder auf eine bessere Anbindung des Quartiers an die übrige Innenstadt angesprochen. Ein heikles Thema, denn das Gebiet wird nicht nur durch die Gleisanlagen am Hauptbahnhof, sondern auch durch die sich zur Auheimer Straße verlängernde Bundesstraße 43 von der City abgetrennt. Zu den vorhandenen und in der Kritik stehenden Unterführungen Richtung Pedro-Jung-Park und der weiteren Innenstadt wird es vorläufig wohl keine Alternativen geben.

Derzeitige Überlegungen laufen daher auf eine Neugestaltung dieser Bauten, einschließlich eines freundlicheren Beleuchtungskonzepts, hinaus. Englert ist sich sicher, dass die Unterführungen die Diskussion im Quartiersmanagement noch länger prägen werden. (Reinhold Schlitt)

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