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Gelungener Auftakt des Theaterfestivals „Un(d)sichtbar“ mit „Der Rest ist Schweigen“

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Auseinandersetzung mit dem Thema „Schweigen“: Die Prinzessin, die nicht spricht, erfährt widersprüchliche Reaktionen.
Auseinandersetzung mit dem Thema „Schweigen“: Die Prinzessin, die nicht spricht, erfährt widersprüchliche Reaktionen. © Ulrike Pongratz

Hanau – Begeisternden Applaus, viel Lob und Anerkennung gab es für die Schülerinnen und Schüler der Karl-Rehbein-Schule für ihren ersten Bühnenauftritt im Rahmen des Theaterfestivals „Un(d)sichtbar“. Mit der selbst geschriebenen und inszenierten Szenencollage „Der Rest ist Schweigen“ hat der Kurs Darstellendes Spiel unter Leitung von Christian Nabroth und Coach Hannah Schassner den Nerv des Publikums getroffen.

Auch wenn in der reichlich bestuhlten Orangerie viele Sitzplätze zur Eröffnung frei geblieben sind: Theatermacher, Darsteller und alle am Projekt Beteiligten hatten am Donnerstagabend allen Grund zum Feiern.

Sieben Schulen, begleitet von Expertinnen und Experten, werden noch bis Montag, 3. Oktober, ihre Stücke in der Orangerie auf die Bühne bringen. Nach den Vorführungen ist viel Zeit für Nachgespräche mit den Ensembles und Coaches. Mit kritischem Blick werden die Juroren Helmut Götze, Peter Jurenda und Erland Schneck-Holze die Vorstellungen begleiten und eine Auswahl für den Klaus-Remer-Preis vorschlagen. Ginge es nach den Zuschauern, dann hätte „Der Rest ist Schweigen“ wohl sehr gute Aussichten. Die Darsteller, die zum ersten Mal auf einer „so großen Bühne“ vor so vielen Leuten auftraten, haben die Szenen authentisch und mutig gespielt. Viel Zeit zum Üben hatten sie nicht, denn inzwischen hatte ein neues Schuljahr begonnen, den alten Kurs Darstellendes Spiel gibt es nicht mehr.

Bereits im vorigen Schuljahr hatten sich die Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum mit dem Thema „Schweigen“ beschäftigt. In welchen Situationen wird häufig geschwiegen? Was bedeutet das Schweigen? Zustimmung? Ausschluss? Gleichgültigkeit? Angst vor Konflikten? Die Fragen „Hätte ich doch besser nichts gesagt oder auch: Warum habe ich geschwiegen?“ kennt jeder und jede.

Für das Festival wurden zwei typische Alltagssituationen weiterentwickelt: Ein Verhör auf der Polizeiwache, in dem der Angeklagte mit seinem Schweigen die fragenden Polizisten zur Verzweiflung treibt und es zu Übergriffen kommt. Dargestellt werden Szenen im Stadtbus, in dem die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit aufeinandertreffen, aneinandergeraten und sich beleidigen.

Die anderen Fahrgäste reagieren unterschiedlich: Sie schweigen oder ergreifen Partei. Zum Abschluss wurde die Geschichte der Prinzessin, die nicht spricht, erzählt. Ihr Schweigen wird unterschiedlich gedeutet, bis die Lage am Ende eskaliert. Schweigen ist ein widersprüchliches Phänomen. Es wird unterschiedlich interpretiert. Oft wäre es besser, zu reden – und umgekehrt.

Auch im Nachgespräch beschäftigte die Zuschauer diese Frage. „Wie geht es euch persönlich mit diesem schweren Thema, wie geht es euch im Herzen damit?“ Die Antwort der Rehbein-Schüler war eindeutig: Wenn jemand diskriminiert wird, ist es nicht richtig, zu schweigen. Das wird allzu oft als Zustimmung gedeutet. Das ist ein Appell an alle: Einfach öfter mal die Klappe aufmachen!

Infos im Internet

theaterdervielfalt.de/ festival/programm

Von Ulrike Pongratz

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