Großauheimer Band Banjoory feiert 20-jähriges Bestehen

Der Reggae kommt aus Jamaika und aus Großauheim - Letzteres kann zumindest für Hessen behauptet werden. Seit 20 Jahren präsentiert Banjoory das Genre mit einem druckvollen, opulenten Sound und Gesang.
Großauheim - Was mit einer Handvoll Freunden begann, ist mittlerweile zu einer 14-köpfigen Band gewachsen. Mehr als 500 Auftritte gab es in der Zeitspanne und drei Alben. Und dennoch, ein Wechsel ins Profilager, den „ordentlichen“ Beruf für den Reggae an den Nagel hängen, das kam für die Musiker – darunter eine Sängerin – dann doch nicht in Frage. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum die Band nach zwei Jahrzehnten keine Alterserscheinungen zeigt, sondern stets musikalisch hinzugewonnen hat.
Die Geburt von Banjoory ereignete sich wenig glamourös, im elterlichen Keller von Drummer Florian Hock. Eigentlich waren es dort die Presswehen, um im Bild zu bleiben. Es gab seinerzeit weder den Bandnamen, noch hatte man sich auf eine musikalische Stilrichtung festgelegt.
„Wir kannten uns als Betreuer des Zeltlagers der katholischen Jugend in Großauheim“, erzählt Posaunist Lukas Koltermann. Und weil man schon befreundet war, traf man sich eines Tages im besagten Keller, um „etwas Lagerfeuergitarrenmusik“ zu machen. Keine Untertreibung, versichert Koltermann. „Wir alle sind Autodidakten“, sagt er. Davon nimmt sich der Vokalist der ersten Stunde, Daniel Martini, auch nicht aus: „Ich habe damals einfach mitgesungen.“ Die Ausnahme bildet der später hinzugekommene Trompeter Silas Engel, der studierter Profi ist.
Während der Ursession wuchs nicht nur die Erkenntnis, dass „Mucke machen“ Spaß macht, sondern dass auch Potenzial vorhanden ist für mehr als „Lagerfeuergitarrenmusik“. Zu siebt startete Banjoory. Anders als der Genrebegriff Reggae, über dessen Bedeutung sich die Musikexperten wohl noch immer im Unklaren zu sein scheinen, ist das bei Banjoory nicht der Fall. Zu dessen Bedeutung in Google zu suchen, bringt jedoch kein Ergebnis. Es handelt sich um ein Kunstwort. „Wir haben es aus dem Namen eines Playstation-Spiels gebildet“, sagt Koltermann.
Auf der anfangs nicht sonderlich langen Playlist der Band standen Coversongs, der klassische Main-Stream.
Aber die Jungs aus dem östlichen Stadtteil Hanaus kamen schnell zu der Erkenntnis: „Das macht doch jeder.“ Was andere sattsam dem Publikum ans Ohr brachten, wollten sie nicht auch noch länger tun. Und so machte man sich den Reggae zu eigen, der mit seiner Offbeat-Betonung die Leute leicht in rhythmische Bewegung versetzt. „Reggae ist eine Musik, auf die sich alle einigen können, von Null bis 99 Jahre“, sagt Martini. Reggae bedeutete für Banjoory zudem erste Eigenkompositionen wie „Longboard“ von 2006. Auf Youtube existiert dazu ein Musikvideo in schauriger technischen Qualität, in dem sich das Septett im jugendlichen Alter auf Großauheimer Straßen zu den schweren, schleppenden Rhythmus geschickt auf dem Longboard bewegt. Ein gewaltiger Sprung nach vor in jeder Hinsicht Jahre später etwa mit „Freiheit für den Bass“.
Reggae, das bedeutet für Banjoory nicht zwangsläufig englische Texte. „Wir singen auf Englisch, Deutsch und Hessisch“, sagt Koltermann. „Mundart ist beim Publikum gefragt, das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, erläutert er. Aber nicht nur das. „Wir fragten uns, woher kommen wir“, sagt Koltermann.
Und wenn dann die musikalische Antwort so authentisch ausfällt wie bei Banjoory, dann sind die Fans auch davon überzeugt. Kaum ein Konzert daher, bei dem sich die Band nicht gedrängt sieht, etwa das vor rund zehn Jahren geschriebene „Ei gude“ anzustimmen. Der Song geht bei Youtube auf eine Viertelmillionen Klicks zu. Hinzukommt, dass sich die Gruppe nicht einem lupenreinen Reggae hingibt, sondern ihn mit Einflüssen aus Jazz, Pop oder Hip Hop garniert. „Das Banjoory-Aroma“, sagt Koltermann.
Die musikalischen Einfärbungen hält den Reggae jung - auch für die nächsten 20 Jahre Banjoory, ist sich Martini sicher. Die Stiluntreue ist nicht zuletzt den im Laufe der Jahre hinzugestoßenen Musikern geschuldet, die aus verschiedenen Genres kamen, etwa aus dem Metal. Zum Bandnamen hat man daher den Nachsatz „Reggaestyles & More“ gestellt.
Festivals oder Stadtfeste sind die Live-Locationen von Banjoory, zumeist in der Region. Es ging in den 20 Jahren aber auch ins deutschsprachige Ausland.
Den großen Durchbruch gab es beim Hoffnungsträgerbandwettbewerb 2006 der Stadt Hanau. „Damals hatten wir den Publikums- und den Jurypreis gewonnen“, erzählt Martini. Kein Preisgeld gab es, sondern freie Studiotage, um die erste CD zu produzieren, die der Band einen zusätzlichen Schub in den semiprofessionellen Status gab. Das wäre aus heutiger Sicht der richtige Zeitpunkt gewesen, sich ganz der Musik zu verschreiben, heißt es. Aber man entschied anders. „Unser Brot ist der Applaus“, sagt Koltermann. „Wenn wir Musik hauptberuflich gemacht hätten, wäre es nicht mehr das Gleiche“, ergänzt Martini.
Die Gage wird vor allem in das Equipment und in den Probenraum gesteckt. Die 14-köpfige Band ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich zum großen Teil in Großauheim verwurzelt fühlt – nicht zuletzt wegen des neuen geräumigen Probenraums, der sogar Platz für ein Studio bietet. Jeden Dienstagabend ist Proben angesagt. Ein Termin, den keiner ohne triftigen Grund ausfallen lässt, selbst in der Corona-Zeit nicht. Per Zoom ging es während der Pandemie weiter. Produktiv herausgekommen sind die Teilnahme an einem Online-Festival und einige Homesession-Videos mit neuen Songs für den Youtube-Kanal.
Basisdemokratisch wird die Band geführt, sagt Koltermann. Das heiße nicht, vollende Harmonie. „Es kommen manchmal 14 Individuen mit 14 Ideen zusammen.“ Zur Zerstrittenheit habe das jedoch nie geführt. „Wir mögen uns zu sehr, das ist unser Zusammenhalt“, sagt Koltermann und alle bei dem Gespräch mit unserer Zeitung anwesenden Bandmitglieder nicken zustimmend mit dem Kopf.
Weitere Infos
Die Jubiläumsshow steigt am 3. Oktober im Amphitheater Hanau. Auf der Bühne werden mit Banjoory viele Überraschungsgäste stehen, die in den vergangen Jahren mit der Gruppe zu tun hatten. Zudem werden die Makia (Friedberg) und Ragglyf (Mainz) auftreten. Beginn: 17 Uhr. Karten gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen.
Von Detlef Sundermann
