Großauheimer Goldschmied gestaltet Ringe für Werner-von-Siemens-Preis

„Ich bin mächtig stolz“, erzählt der Goldschmied Joachim Katzmann. Und dazu hat er allen Grund. Aus seiner Werkstatt in Großauheim stammt der Werner-von-Siemens-Ring, die höchste deutsche Auszeichnung für Persönlichkeiten, die durch ihre Leistung technische Wissenschaften wesentlich vorangebracht haben. In diesem Jahr wurden damit das Forscherteam von Biontech geehrt und der Physiker Stefan Hell, der bereits 2014 den Nobelpreis für Chemie gewann.
Hanau - Alles begann im August. „Ich war gerade im Urlaub in einem Schlauchboot auf dem Lago Maggiore mit meiner Familie unterwegs, als mich der Anruf der Leiterin des Deutschen Goldschmiedehauses erreichte“, erzählt Katzmann. Ob ich denn die Ausschreibung in der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau publik machen könne.
Präsentation ist größte Herausforderung
Weil aber gerade Schulferien waren und die Zeit drängte, entschied der Goldschmied, der bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren an der Zeichenakademie lehrte, selbst an der Ausschreibung teilzunehmen. Zwei Wochen blieben nur, um die Unterlagen beim Stiftungsrat einzureichen.
„Wissen muss man dabei, dass es bei der Gestaltung nicht nur um einen Ring geht“, sagt Katzmann. Die Verpackung, genauer gesagt die Präsentation des Ringes, ist dabei die viel größere Herausforderung. Der Goldschmied fertigte in seiner kleinen Werkstatt an der Krotzenburger Straße einen Entwurf mit einer Schatulle und einem stilisierten Virus, aus dem sich, bedient man die Klappenmechanik, vier Ringe erheben. Vier an der Zahl, weil damit vier Forscher des Mainzer Biontech-Teams bedacht wurden.
Für den Preisträger Stefan Hell konstruierte Katzmann ein Mikroskop, das bei einer Drehung am Okular den Ring freigibt, der im Mikroskoptisch eingelassen ist.
Schmuckstücke werden persönlich überbracht
Zwei Wochen später kam die Zusage des Stiftungsrates. Die verbleibende Zeit bis zur Preisverleihung, die am 13. Dezember in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand, verbrachte Katzmann überwiegend in der Werkstatt und widmete sich hier der Materialbeschaffung und Ausformung der mit Smaragden und Rubinen bestückten Ringe – vor allem aber der „Verpackung.“
Zur Preisverleihung selbst fuhr der Goldschmied und passionierte Camper in seinem Campingbus. Die Schmuckstücke, wohlverstaut in zwei Transportboxen, überbrachte er persönlich. „Hier teilzunehmen ist eine große Ehre und in meiner Goldschmiede-Laufbahn ein absolutes Highlight“, berichtet Katzmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Das wollte er sich nicht entgehen lassen.

Welch großen Anklang seine Arbeiten fanden, überraschte ihn dann aber doch. Denn immer wieder verlangten die Gäste, darunter unter anderem Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), nach einer Demonstration der aufwendigen Präsentation. „Ich kam gerade mal dazu zwei Schnittchen zu essen“, schmunzelt Katzmann.
Eine weitere Überraschung hatte der Goldschmied ebenfalls parat: „Der Ring passt ja“, so der verblüffte Ausruf einer weiblichen Preisträgerin aus dem Mainzer Forscherteam.
Ringgrößen recherchiert
Die Erklärung folgte prompt. Er habe eben ein wenig im Vorfeld der Preisverleihung geforscht und so die Ringgröße der Beteiligten in Erfahrung gebracht, so Katzmann.
Wenn der Goldschmiedemeister nicht in seiner Werkstatt an ausgefallenen Unikaten arbeitet, kann man ihn beim Angeln am Kinzigsee treffen oder begegnet ihm beim Training auf Inline-Skates. Hier zählt er in seiner Altersklasse sogar zur europäischen Spitze mit zahlreichen Siegen und Platzierungen. Darüber hinaus ist er seit 13 Jahren Vorsitzender der deutschen Inline-Hockey-Liga und auch für die Ausrichtung der Weltmeisterschaften verantwortlich. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Von Matthias Grünewald