Leere Straßen: Einzelhandel in Hanau beklagt schlechtes Weihnachtsgeschäft

Der Einzelhandel ist unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft - besonders die Innenstädte sind betroffen. Davon sind auch die Händler in Hanau nicht ausgenommen, auch wenn sie positive Aspekte nennen.
Hanau – Egal wen man in der Hanauer Innenstadt fragt, der im Einzelhandel tätig ist, ein Satz fällt immer: An das Weihnachtsgeschäft von 2019, also vor der Corona-Pandemie, ist nicht heranzukommen. Zu wenig Kundschaft, zu geringe Umsätze.
Damit sind die Hanauer Einzelhändler nicht allein. Eine Trendumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE), die am 27. Dezember erschienen ist, zeichnet ein ähnliches Bild: Von 750 befragten Handelsunternehmen geben 78 Prozent derjenigen, die nicht im Lebensmittelbereich tätig sind, an, unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft zu sein. Nur jeder Siebte habe sich zufrieden gezeigt.
Weihnachtsgeschäft in Hanau: Mit dem Vorjahr nicht vergleichbar
Auch in Hanau sind nicht alle gänzlich unzufrieden. Die Händler haben sich darauf eingestellt, dass es ein schwieriger Winter wird: Lieferengpässe und 2G-Kontrollen belasten Kunden wie Verkäufer. Trotzdem hört man auch Positives aus der Innenstadt: „Immerhin durften wir diesmal geöffnet haben“, sagt Marion Covic vom Modehaus Müller-Ditschler. 2020 hieß es Mitte Dezember noch Lockdown, weshalb die beiden Jahre auch schlecht zu vergleichen sind. Trotzdem fällt ihr Fazit ernüchternd aus: „Man kann eigentlich nicht von einem Weihnachtsgeschäft sprechen.“ Richtig voll sei es nie gewesen. Und zwischen den Jahren, wenn die Kunden sonst ihr Weihnachtsgeld ausgeben oder Gutscheine einlösen, sei „gar nichts los gewesen“.
Für Sport Fink war die Weihnachtszeit okay, wie Filialleiter Enrico Jezernik sagt, „auch wenn es hätte besser sein können.“ Dafür schätzt er die Woche nach Weihnachten bis Silvester als gut ein. Im Sportgeschäft merke man, dass wieder mehr Menschen Skifahren wollen. „Das Geschäft im Januar wird von der Skisaison beeinflusst. Ob die Menschen wegfahren können, oder eben nicht.“ Die Nachfrage nach Skiausrüstung sei bisher hoch.

Innenstadt in Hanau: Weniger Kunden sind unterwegs
Nicht beklagen will sich Anna-Luisa Lamm von der Lederschatulle. Sie sagt, dass die Einkaufsbändchen der Stadt die Kontrollen erleichtert hätten. Trotzdem kämen viele Kunden nicht, hätten keine Lust einzukaufen, sagt Mitarbeiterin Verica Schatz. Auch sei es zu langen Lieferzeiten gekommen, sodass die neuen Kollektionen nicht immer vollständig verfügbar waren. „Wir haben Glück, weil wir ein traditionelles Geschäft sind und die Kunden uns bewusst unterstützen wollen“, sagt Schatz. Nach Weihnachten fehle der Anlass, sich eine neue Tasche zu kaufen. Dementsprechend niedrig sei der Umsatz nach den Feiertagen.
Dass die Innenstadt nach Weihnachten deutlich leerer war als üblich, ist auch Mehmet Kandemir aufgefallen. „Um 17 Uhr hat das Nachbargeschäft schon geschlossen. Dabei ist es hier in bester Lage“, sagt Kandemir, Inhaber von Glam Luxury Style und Vorsitzender des Hanau Marketing Vereins. Mit dem Weihnachtsgeschäft ist er eher nicht zufrieden. „Wir sind immer zuversichtlich, aber neue Auflagen, steigende Fallzahlen und Lieferengpässe sind Faktoren, die es uns schwer machen. Das sieht man am Ende des Jahres an den Umsätzen.“
Schleppendes Weihnachtsgeschäft in Hanau: Struktur in der Innenstadt hat sich verändert
Dass besonders die Modebranche leidet, bestätigt Nicole Exner von Oui. „Unsere Kundinnen sind viel im Homeoffice. Sie fragen nach Jogginghosen und Bluse. Wenn sie zu Hause arbeiten, brauchen sie kein komplettes Outfit“, sagt sie. Exner wünscht sich, dass es wieder Anreize wie Gutscheine von der Stadt gebe. Diese hätten Kunden in die Innenstadt gelockt. Dass das Weihnachtsgeschäft schlechter als früher lief, macht Gabriele Zinger, Inhaberin des Einrichtungsgeschäfts Casa, nicht an Corona fest: „Es liegt daran, dass sich die Struktur in der Hanauer Innenstadt seit zwei bis drei Jahren verändert. Je weniger schöne Läden es gibt, desto weniger Kunden kommen für diese Läden in die Stadt.“ Ihre Umsätze sind trotzdem besser, als sie gedacht hatte – vor allem dank ihrer Stammkunden. Doch auch die würden seltener und nur ungern nach Hanau fahren, berichtet Zinger: „Von Stammkunden allein kann niemand mehr in Hanau leben.“ (Theresa Ricke)