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Große Playmobil-Ausstellung in Hanau eröffnet

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Von: Lisa Mariella Löw

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Lokale Bezüge: Neben dem Bahnhof von Hanau-Wilhelmsbad ist auch Turnvater Jahn zu sehen.
Lokale Bezüge: Neben dem Bahnhof von Hanau-Wilhelmsbad ist auch Turnvater Jahn zu sehen. © -

Anlässlich des 175. Jubiläums der ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche hat Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Montag eine Playmobil-Ausstellung in Hanau eröffnet.

Hanau - Die schirmschwingende Henriette Zobel, Turnvater Jahn und Epochennamensgeber Gottlieb Biedermeier sind unter anderem in der Playmobil-Familienausstellung „175 Jahre Paulskirche: Unsere Demokratie – Deine Freiheit“ des Historischen Museum von Schloss Philippsruhe zu sehen. Rhein reiste mit Künstler Oliver Schaffer anhand von 20 000 Einzelteilen und 5 000 Playmobil-Figuren durch die Orte auf dem Weg der Demokratie.

„Mit der Ukraine erleben wir gerade einen Krieg vor der Haustür. Wir erleben einen Aggressor, der alle demokratischen Regeln mit Füßen tritt. Es ist in einer solchen Zeit wichtig, den Wert der Demokratie deutlich zu machen“, sagte Rhein gestern bei der Eröffnung.

Vom Wiener Kongress über die industrielle Revolution bis zur Paulskirche hat Schaffer die Stationen zur politischen Gleichheit in elf Schaubildern, sogenannten Dioramen, nachgebaut. Dabei geht es nicht um grausame Kämpfe, Kanonenschüsse oder Blutlachen: „Playmobil ist ein gewaltfreies Spielzeug. Deswegen zeige ich immer den Moment vor dem Moment.“

Künstler besitzt mehr als eine Million Einzelteile

Daher beginnt die Ausstellung auch nicht mit der blutigen Niederlage Napoleon Bonapartes in Waterloo, sondern mit den monatelangen Verhandlungen auf der Wiener Hofburg. Oliver Schaffer hat hierfür nicht nur eine Anlegestelle für die ankommenden Segelboote und bunte Kutschen gebastelt, sondern auch den Ballsaal nachgestellt: „Ich besitze zuhause mehr als eine Million Einzelteile und mehr als 400 000 Figuren. Ich nehme die Teile und forme sie um.“ So bestehe die Hofburg ursprünglich aus drei einzelnen Playmobilhäusern, die er mit Sprühfarbe umgestaltet habe. Die Anlegestelle entstamme einem Güterbahnhof-Set.

Im nächsten Diorama wird es prunkvoll. Rosa Schirmchen, weiße Pudel und rote Spitzhüte tummeln sich um einen sieben Zentimeter großen Gottlieb Biedermeier. Zu sehen ist der berühmte Sonntagsspaziergang von Carl Spitzweg aus dem Jahr 1841. Nebenan ragt eine Universität empor, vor der Burschenschaften in weißen Turnanzügen an Sprossenwänden hängen.

In der Ausstellung gibt es nicht nur viel zu Historisches und Lokales wie den Bahnhof von Hanau-Wilhelmsbad zu entdecken. Aufmerksame Besucher können eingebaute Fehler entdecken, wie zum Beispiel eine Dartscheibe oder eine Waschmaschine. „Ich habe ein einziges Lego-Teil verbaut“, sagt Schaffer. Bewusst durch die Ausstellung zu wandern und sich die Bedeutung der Demokratie vor Augen führen – das ist Rhein wichtig: „Kinder sollen mitnehmen, dass es sich lohnt, in einer Demokratie zu leben und sich dafür einzusetzen. Denn sie ist erkämpft worden und insofern keine Selbstverständlichkeit.“ So wie 1832 auf dem Hambacher Schloss. Auf dem dortigen Fest forderten die Teilnehmer nationale Einheit, Freiheit und Volkssouveränität. Das greift Schauspieler Tino Leo in seinem Ein-Personen-Theaterstück „Einigkeit und Recht und Freiheit“ auf.

Leuchtturm aus Piratenserie zweckentfremdet

Denn die Playmobil-Ausstellung ist der Auftakt einer Veranstaltungsreihe anlässlich 175 Jahre Paulskirche: „Vor allem junge Menschen sollen spielerisch an das komplexe Thema Demokratie herangeführt werden“, sagt Boris Rhein. Deswegen wird Leo mit Körpereinsatz und Emotionen an 50 Schulen die Revolution nachspielen. Auch Poetry-Slammerin Aileen Schneider zeigt Jugendlichen einen kreativen Zugang zur deutschen Staatsform auf. In einem Workshop lernen junge Erwachsene, ihre politischen Meinungen durch Sprache auszudrücken.

Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat einst auch die Frankfurterin Henriette Zobel, die als „Furie“ während der Nationalversammlungen im 19. Jahrhundert in der Paulskirche bekannt wurde. Seitdem dort 1848 die Reichsverfassung mit den Grundrechten des Deutschen Volkes verabschiedet wurde, gilt dieser Ort als „Wiege der deutschen Demokratie“. Folglich ist Frankfurt auch das größte Diorama der Ausstellung. Während Künstler Schaffer von der Kirchturmspitze erzählt, für die er die Spitze eines Leuchtturms aus der Playmobil-Piratenserie zweckentfremdet hat, entdeckt Boris Rhein die Frankfurter Hauptwache. Die hat Schaffer gar nicht bewusst geplant. Aber: „Alles, was wir in unserer Fantasie sehen können, kann auch hier im Playmobil liegen.“

Die Ausstellung ist bis 21. Juli, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr im Historischen Museum zu sehen.

Von Lisa Mariella Löw

Alles begann 1815 in der Wiener Hofburg: Künstler Oliver Schaffer nimmt Ministerpräsident Boris Rhein mit auf eine Miniatur-Reise durch die Stationen und Orte bis zum Ausruf der Demokratie in der Paulskirche.
Alles begann 1815 in der Wiener Hofburg: Künstler Oliver Schaffer nimmt Ministerpräsident Boris Rhein mit auf eine Miniatur-Reise durch die Stationen und Orte bis zum Ausruf der Demokratie in der Paulskirche. © LML

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