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Zeichenakademie Hanau feiert 250. Jahrestag ihrer Gründung

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Von: Katrin Stassig

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Schon früh unterrichtete die Zeichenakademie auch Frauen. Die historische Ansicht aus dem Jubiläumskatalog zeigt eine Klasse beim Ornamentzeichnen um 1890.
Schon früh unterrichtete die Zeichenakademie auch Frauen. Die historische Ansicht aus dem Jubiläumskatalog zeigt eine Klasse beim Ornamentzeichnen um 1890. © Zeichenakademie/Repro

Die Staatliche Zeichenakademie ist zwar nicht die älteste Goldschmiedeschule in Deutschland – die steht in Pforzheim. Die Hanauer Akademie ist dennoch eine der ältesten ihrer Art in Europa und bis heute eine Institution. 250 Jahre sind seit der Gründung der „Academie der Zeichenkunst“ vergangen. Und das Jubiläum soll gebührend gefeiert werden:

Hanau - Mit einem Festakt am 20. Juli, dem Gründungstag, mit Ausstellungen, Workshops, Ehemaligentreffen, Vorträgen und Projektwochen (siehe Info-Kasten). Dr. Bruno Thiele, Abteilungsleiter Theorie und Mitglied der Schulleitung, stellte das Programm gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vor und blickte auf die Geschichte der Berufsfachschule. Die Pressekonferenz fand im Gestaltungsraum im Neubau statt. Im Forum laufen Baumaßnahmen – ein Wasserschaden aus dem Sommer, der noch nicht behoben ist.

Die Vorgeschichte der Zeichenakademie reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Durch die Zuwanderung aus Frankreich und den Niederlanden siedelten sich immer mehr Goldschmiedebetriebe in Hanau an. Um die Qualität der Ausbildung zu verbessern, regten die Hanauer Goldwarenfabrikanten um die Jahreswende 1771/1772 die Einrichtung einer Zeichenschule an, die am 20. Juli offiziell gegründet wurde. Werkstätten für das Goldschmieden, Silberschmieden, Ziselieren und Schmucksteinfassen entstanden ab 1886.

Vorreiterrolle in der Ausbildung von Frauen

Eine Vorreiterrolle nahm die Schule in der Ausbildung von Frauen ein. Als eine der ersten Akademien in Deutschland, so berichtet Bruno Thiele, unterrichtete sie auch Frauen. Zunächst in Kunststickerei, aber auch in die Metallklasse erhielten sie bald Zugang. Die Historie hat Dr. Thiele für den Jubiläumskatalog der Zeichenakademie aufgearbeitet. Darin sind, neben historischen und aktuellen Fotos, auch bildliche Darstellungen aus den verschiedenen Ausbildungsbereichen zu sehen: Gold- und Silberschmieden, Metallbilden, Gravieren und Edelsteinfassen. An der Berufs-, Berufsfach- und Fachschule sind verschiedene Abschlüsse bis hin zum Meister möglich.

Seit zehn Jahren ist an der Hanauer Zeichenakademie außerdem die Brüder-Grimm-Berufsakademie angeschlossen, die im Dualen Studium mit dem Bachelor und dem Berufsfachschulabschluss beendet wird. Die Plätze an der Akademie sind begehrt und werden über ein Auswahlverfahren im Frühjahr vergeben. Für etwa 150 Bewerber pro Jahrgang stehen etwa halb so viele Plätze zur Verfügung.

Wieder komplett im Präsenzunterricht

Die Hanauer Akademie ist nicht nur eine der ältesten in Europa, sondern laut Bruno Thiele und seinen Kollegen auch eine der am modernsten ausgestatteten: mit WLAN und Beamer in jedem Klassenraum, mit 3D-Druckern und CNC-Fräsen. In der Zeichenlehre wird inzwischen schon digitales Skizzieren an Grafikdisplays vermittelt.

Die technische Ausstattung hat der Schule in Pandemiezeiten das Umstellen auf digitalen Unterricht enorm erleichtert. Damit die Auszubildenden am Küchentisch arbeiten konnten, haben die Lehrer „Care-Pakete“ mit Materialien und Werkzeug zusammengestellt. Die Arbeit in der Werkstatt konnte allerdings nicht komplett in den Heimunterricht verlagert werden.

Zum einen fehle zu Hause schlicht die Ausstattung, zum anderen könnten Tätigkeiten wie das Löten aus Versicherungsgründen nicht in die Wohnung verlagert werden, erläutert Thiele. Für die Studenten kurz vor dem Abschluss ist deshalb ein Semester drangehängt worden, um das Versäumte nachzuholen. Inzwischen ist die Akademie komplett in den Präsenzunterricht zurückgekehrt.

Infos im Internet

zeichenakademie.de

Von Katrin Stassig

Das markante Gebäude an der Akademiestraße wurde 1880 gebaut und 1945 bis auf die Frontseite zerstört.
Das markante Gebäude an der Akademiestraße wurde 1880 gebaut und 1945 bis auf die Frontseite zerstört. © -
Blick in die Werkstatt: Die Ausstattung der Akademie gehört zu den modernsten in Europa.
Blick in die Werkstatt: Die Ausstattung der Akademie gehört zu den modernsten in Europa. © Patrick Scheiber

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