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Bühne frei für die Brüder-Grimm-Festspiele Hanau

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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„Ganz ehrlich“ heißt das Lied aus dem Musical „Drosselbart!“, das Pamina Lenn und Paul Csitkovics zum Auftakt der Pressekonferenz auf der Bühne des Olof-Palme-Hauses sangen. Lenn spielt Prinzessin Ann, Csitkovics Prinz Ferdinand.
„Ganz ehrlich“ heißt das Lied aus dem Musical „Drosselbart!“, das Pamina Lenn und Paul Csitkovics zum Auftakt der Pressekonferenz auf der Bühne des Olof-Palme-Hauses sangen. Lenn spielt Prinzessin Ann, Csitkovics Prinz Ferdinand. © Patrick Scheiber

„Endlich beginnen die Festspiele wieder“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky im Saal des Olof-Palme-Hauses, wohin Stadt und Festspiele in diesem Jahr zur Auftakt-Pressekonferenz für die bevorstehende Saison geladen haben. Dann schaut Kaminsky zu Frank-Lorenz Engel. „Wir haben im Magistrat am Montag einstimmig dafür gestimmt, den Vertrag mit unserem Intendanten zu verlängern“, so der OB. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“

Hanau – Die Schauspieler und viele Wegbegleiter der Festspiele, die im Publikum sitzen, applaudieren spontan. 2012 war der gebürtige Berliner erstmals als Regisseur in Hanau angetreten, nach dem Ausscheiden von Dieter Gring übernahm er 2013 die kommissarische Intendanz. Das kommissarisch wurde gestrichen, Engel blieb.

Er hat die Brüder-Grimm-Festspiele für „Grimm Zeitgenossen“ geöffnet, ist vernetzt, erkennt Talente und holt sie nach Hanau, setzt auf Workshop und kulturelle Bildung und hat, und das bestätigen viele Schauspieler, eine Gabe, die richtigen Menschen zusammenzubringen.

Festspiele Hanau: Das Thema Freiheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Inszenierungen

Um sechs weitere Jahre ist der Vertrag mit Frank-Lorenz Engel verlängert worden. Dann hat der Intendant das Rentenalter erreicht, möchte vorher aber den Weg für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger ebnen. „Wir wollen frühzeitig schauen, damit jemand hineinwachsen kann“, erklären Kaminsky und Engel.

Und Hanau setzt noch ein weiteres Zeichen, denn es wird nach der ersten Premiere, dem Musical „Drosselbart!“ am Freitag, 13. Mai, anders als in den Jahren zuvor keine große Premierenfeier mit Ehrengästen geben. „Wir werden das Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen.“ Das Thema Freiheit, erklärt der Intendant, ziehe sich wie ein roter Faden durch alle Inszenierungen. Prinzessin Ann möchte frei von monarchischen Konventionen ihren Gatten auswählen im „Drosselbart!“. Für den Dschinn aus „Aladins Wunderlampe“, gespielt von Julian M. Boine, wäre es das höchste Gut, frei zu sein, ohne dem jeweiligen Herrn der Lampe dienen zu müssen. Das Stück aus der Feder von Engel ist nah am Original aus „1001 Nacht“. Boine, der ab 21. Mai aus der Flasche gezaubert wird, liebt den Facettenreichtum der Figur, die er spielen darf. „Sie ist so wandelbar. Das macht total viel Spaß.“

Farbenfroh und fantasievoll: Frank-Lorenz Engel hat Figurinen aus dem Schauspiel „Aladin und die Wunderlampe“ mitgebracht.
Farbenfroh und fantasievoll: Frank-Lorenz Engel hat Figurinen aus dem Schauspiel „Aladin und die Wunderlampe“ mitgebracht. © Patrick Scheiber

Um Freiheit geht es im „Brüderchen und Schwesterchen“, dem Familienstück mit Musik, das am 4. Juni Premiere feiert. Die beiden Hauptdarsteller fliehen in die Freiheit des Waldes, um der Intoleranz des Dorfes und der Boshaftigkeit ihrer Stiefmutter zu entkommen.

Auch im Klassiker, dem Shakespeare-Stück „Sommernachtstraum“, ist die Freiheit ein zentrales Thema. Hermia und Lysander flüchten von Athen in den Wald. Dass hier andere Gesetze gelten, nämlich die der Elfen und Kobolde, erfahren sie schnell.

Die Dramatisierungen der berühmten Grimm-Stoffe sind wie jedes Jahr Uraufführungen. Die beauftragten Kreativteams legen neue Schwerpunkte auf die Interpretation der bekannten Inhalte, so wie Regisseur Christoph Drewitz und Choreograf Bart De Clercq im Musical „Drosselbart!“. Drewitz („Ich bin Fan von Hanau, wollte hier schon immer mal etwas machen.“) hat eine Zirkus-Atmosphäre geschaffen, die im Bühnenbild von Hans Winkler in Szene gesetzt werden soll. Drewitz verspricht ein bekanntes Märchen „in überraschend anderem Gewand“. Spiegel, Jonglierbälle und vieles andere werde zum Einsatz kommen, so De Clerq.

Franziska Kuropka (Buch und Liedtexte) und Lukas Nimscheck (Komposition) zeichnen für „Brüderchen und Schwesterchen“ verantwortlich. Regisseur Adisat Semenitsch, die zum dritten Mal in Hanau arbeitet, verspricht ein lustiges Stück mit sehr poppiger Musik.

Zirkus auf der Bühne: So wird es aussehen, wenn sich für das Musical „Drosselbart!“ der Vorhang hebt. Regisseur Christoph Drewitz freut sich schon sehr darauf.
Zirkus auf der Bühne: So wird es aussehen, wenn sich für das Musical „Drosselbart!“ der Vorhang hebt. Regisseur Christoph Drewitz freut sich schon sehr darauf. © Patrick Scheiber

Der stellvertretende Intendant Jan Radermacher führt in diesem Jahr Regie beim „Sommernachtstraum“. Dieter Gring spielt hier den Zettel. Es sei schon eine Herausforderung, so der Schauspieler, eine Rolle zu spielen, die wie die des Zettel sehr bekannt sei. „Aber ich werde ihm ganz eigene Facetten geben“, verspricht Gring, der auch als böser Zauberer im „Aladin“ zu sehen ist, seinen Fans.

Zuschauer können wieder mitmachen beim Publikumspreis

Das Musical wird in diesem Jahr mit bis zu 100 000 Euro vom Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main gefördert. Neben dem Darstellerpreis des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur, der am 11. Juli um 18 Uhr im Amphitheater verliehen wird, rufen der HANAUER ANZEIGER und die Festspiele die Zuschauer in diesem Jahr zum vierten Mal auf, ihre Lieblingsschauspielerin oder ihren Lieblingsschauspieler zu wählen. Abgestimmt werden kann ab dem 13. Mai im Internet unter der Adresse hanauer.de/publikumspreis.

Frank-Lorenz Engel freut sich auf das Bevorstehende, nimmt es mit seiner ihm eigenen, immer positiven Art. Dass das Votum im Magistrat einstimmig ausgefallen sei, mache ihn sehr glücklich, räumt der Intendant im Gespräch mit unserer Zeitung ein. „Ich liebe diese Festspiele und freue mich sehr darüber, dass ich weiter gestalten und kreativ sein kann zusammen mit einer starken Mannschaft.“

Von Yvonne Backhaus-Arnold

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