Bundesministerin sagt Opfer-Initiativen aus Hanau weitere Unterstützung zu

Anne Spiegel betonte mehrfach, wie sehr sie das Engagement in Hanau beeindrucke. Nicht nur Angehörige, viele Menschen und auch die Stadt selbst setzten sich mit Entschlossenheit, mit Mut und Energie für die Demokratie und gegen Rassismus ein, sagte die Bundesministerin für für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Es waren wirklich bewegende Begegnungen“, betonte Spiegel bei einer Pressekonferenz mit OB Claus Kaminsky.
Die Grünen-Politikerin war am Dienstag in ihrer Funktion als Ministerin erstmals zu Gast in der Brüder-Grimm-Stadt. Gemeinsam mit dem Rathauschef und weiteren Vertretern der Stadt – unter anderem Andreas Jäger, Leiter des Amtes für Demokratie, Vielfalt und Sport – besichtigte Spiegel den Heumarkt, einen der beiden Tatorte des 19. Februar. Anschließend traf sie sich mit Serpil Unvar als Gründerin der Bildungsinitiative, die den Namen ihres Sohnes trägt. Ferhat Unvar war eines der zehn Opfer, die bei dem rassistisch motivierten Anschlag ihr Leben ließen. Der Weg führte Spiegel anschließend zu Fuß zur Initiative 19. Februar.
Bevor die 41-Jährige im Andenken an die Opfer Blumen auf dem Hauptfriedhof niederlegte (wir berichteten), lernte sie die HSG Hanau kennen. Der Handball-Drittligist kooperiert mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ und trägt seither diesen Schriftzug auf seinen Trikots. Damit setzt der Verein dauerhaft ein deutliches Statement. Spiegel erklärte bei der Pressekonferenz, insbesondere die Begegnung mit Serpil Unvar sei eindringlich gewesen. „Ich habe selten eine Frau getroffen, die mich mehr beeindruckt hat“, sagte sie. Unvar habe vor Ideen nur so gesprudelt. „Völlig zu Recht“ sei Unvar damals mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden.
Spiegel: „Jeder Euro ist dort gut aufgehoben“
Die Familienministerin sagte sowohl der Bildungsinitiative wie auch der Initiative 19. Februar langfristige finanzielle Unterstützung im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zu, damit diese Planungssicherheit haben. „Jeder Euro ist dort gut aufgehoben.“ Der 19. Februar habe „uns auf erschreckende Art und Weise gezeigt, dass wir wachsam sein müssen“. Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Islamfeindlichkeit nähmen in Deutschland wieder zu. „Das darf niemanden unberührt lassen. Es sind alle gefordert, dafür aufzustehen“, sagte Spiegel.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky dankte der Bundesministerin für die bisherige und angekündigte finanzielle Unterstützung. Die Arbeit müsse verstetigt werden. „Diejenigen, die das zu ihrer Sachen machen, dürfen nicht Jahr für Jahr als Bittsteller auftreten müssen“, so der Rathauschef. Es lohne sich, sich für die Rechtsstaatlichkeit einzusetzen. „Dafür brauchen wir jeden Verbündeten.“ Dass die Zeit alle Wunden heile, stimme nicht. „Es gibt Wunden, die heilen nie“, so der OB, allenfalls vernarbten sie.
Kaminsky warb bei Spiegel zudem darum, Berlin möge Hanau mit Fördermitteln für das geplante Zentrum für Vielfalt und Demokratie bedenken. Spiegel kündigte am Dienstag an, das Thema in der Sitzung des Kabinetts gestern anzusprechen. „Ich werde es vorbringen. Wir sind uns einig: Es braucht in Hanau einen würdigen Ort für diese Arbeit.“
Von Christian Dauber