Cannabis-Verkauf in Hanau? Stadt prüft alle Aspekte

Die Städte Frankfurt und Offenbach haben sich gemeinsam als Modellregion für den kontrollierten Anbau und Verkauf von Cannabis ins Spiel gebracht. Stimmen aus der lokalen Politik fordern, dass sich Hanau dem anschließen soll. Im Rathaus hat man das Thema auf dem Schirm, legt sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht fest.
Hanau – Der Besitz und Konsum von Cannabis soll legalisiert werden. Das hatte die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, nun geht es an die konkrete Umsetzung. Einer der Eckpunkte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sieht die Schaffung von Modellregionen vor, in denen Cannabis kommerziell produziert und in Fachgeschäften an Erwachsene verkauft werden darf.
Hanaus Nachbarkommunen sehen sich für das – in der Politik und der Medizin umstrittene – Projekt gerüstet. Was den notwendigen Jugendschutz angehe, könne man sich von deren „nachweislich erfolgreichen Präventionsarbeit durchaus eine Scheibe abschneiden“, wird Frankfurts Dezernent für Mobilität und Gesundheit, Stefan Majer (Grüne), in einer Mitteilung zitiert: „Wir sind für ein Modellprojekt bereits sehr gut aufgestellt.“
In Hanau war legaler Cannabis-Verkauf schon im Sommer 2022 Thema
Und Hanau? Hier schlug das Thema bereits im vergangenen Sommer öffentlichkeitswirksam auf, als die in Obertshausen ansässige GM German Medical GmbH, die sich nach eigenen Angaben auf den Vertrieb von medizinischem Cannabis spezialisiert hat, ankündigte, eine Betreibergesellschaft in Hanau zu gründen. Auf den Vertrieb von Cannabis hier in der Region hat sich auch die Düsseldorfer Kineo Medical GmbH fokussiert, deren Mitgründer Khosrau „Rocky“ Musleh sich in Hanau zunächst als Gastronom, während der Pandemie dann als Betreiber von Corona-Schnelltestzentren und seit vorigem Jahr mit der Errichtung von Flüchtlingsunterkünften einen Namen gemacht hat. Bei der Stadt Hanau beschäftige man sich seit Längerem mit dem Thema Cannabislegalisierung, heißt es auf eine Anfrage unserer Zeitung. Und weiter: „Wir prüfen alle Aspekte, bevor wir entscheiden, welche Richtung wir einschlagen werden – der Anschluss an die sogenannte Modellregion ist ein Teilaspekt davon.“
Eine Beteiligung an der Modellregion der Brüder-Grimm-Stadt macht aus Sicht von Timotheus Barchanski von der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen „Die Fraktion“ durchaus Sinn. „Jahrzehntelange Aufklärungsarbeit vieler Verbände und Organisationen war teilweise erfolgreich. Die Entkriminalisierung und der kontrollierte Eigenanbau sind längst überfällig“, so Barchanski in einer Mitteilung. Der Verkauf von Marihuana in lizenzierten Geschäften beziehungsweise die Mitgliedschaft in sogenannten Cannabisclubs seien ein guter Anfang. Dies beinhalte auch eine gezielte Drogenprävention. Da Frankfurt und Offenbach weitere Kommunen aus dem Rhein-Main-Gebiet suchten, die sich beteiligen, sollte eine davon Hanau sein, so Barchanski.
In die gleiche Kerbe wie „Die Fraktion“, wenn auch aus anderer politischer Richtung, schlagen die Jungen Liberalen Main-Kinzig, die Nachwuchsorganisation der Kreis-FDP. „Wir fordern die Stadt Hanau auf, eine Vorreiterrolle in der Cannabis-Legalisierung einzunehmen und sich als Modellregion zu beteiligen“, wird Marc Schmidt, der Vorsitzende der Jungen Liberalen Main-Kinzig, in einer Mitteilung zitiert. Die Legalisierung von Cannabis könne nach Meinung der Freidemokraten „eine Chance für eine neue Branche in der Stadt und für eine Einnahmequelle für die öffentliche Hand sein“. (David Scheck)