Neuer Brunnen soll Staatspark Wilhelmsbad retten

Im Staatspark Wilhelmsbad ist es nicht mehr fünf vor, sondern schon fünf nach zwölf. Reihenweise sterben die Bäume, weil ihre Wurzeln im knochentrockenen Boden nicht mehr bis zum Grundwasser reichen. Zwei der sechs Gärtner, die sich um den Park kümmern, sind derzeit den ganzen Tag nur mit Wässern beschäftigt. Aber es ist eine Sisyphos-Arbeit, denn bei der anhaltenden Hitze kommen sie einfach nicht hinterher.
Hanau - „Es geht alles kaputt“, sagt Martin Weckler. Über 300 Bäume seien es schon in den vergangenen Jahren gewesen. Weitere werden folgen, ist er überzeugt. Erstes Anzeichen sei, dass viele Bäume bereits Äste und Blätter abwerfen – als Notfallmaßnahme, um Energie zu sparen.
Beim Ortstermin merkt man dem Außenstellenleiter Wilhelmsbad bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen an, wie nahe ihm das alles geht. „Wir haben ein massives Problem mit der Wasserversorgung“, berichtet er. Die letzte Hoffnung für den Park ist ein neuer Tiefbrunnen, der gerade direkt am Teich gebohrt wird. Aus 40 Metern Tiefe sollen im Jahr rund 3600 Kubikmeter Wasser zur Bewässerung fließen. Es wird ins bestehende Rohrleitungssystem gespeist, das sich über den ganzen Park erstreckt.
Spätestens Dienstag soll das Wasser sprudeln
Die Planungen für den Brunnen – sie erinnern an die einst versiegte Quelle im Park – begannen vor über zwei Jahren. Schon damals hatte der Park mit Trockenheit zu kämpfen. „Es ist mittlerweile der vierte heiße Sommer“, blickt Weckler zurück.
An der Baustelle berichtet Harald Kunkel vom gleichnamigen Brunnenbauunternehmen, der Boden im Kurpark sei ziemlich hart. Man finde dort Basaltgestein, unterirdisch erhärtete Lava. „Das gibt es auch in der Rhön und im Spessart“, sagt Kunkel. Die Geologie hat mit der Historie des Parks zu tun: Er war einst ein Steinbruch. Um diesen herum legte Erbprinz Wilhelm damals den Landschaftsgarten an. Vor Probleme stellt Kunkel und sein Team die Bodenbeschaffenheit nicht. Im Einsatz ist eine 43 Jahre alte Maschine, die wie am ersten Tag funktioniere – auch dank des sechsstelligen Betrags, der über die Jahre investiert worden sei. Spätestens Dienstag soll der Brunnen fertig sein.
Zisterne geplant
26 000 Euro nimmt das Land dafür in die Hand. „Wir müssen hier großen Aufwand betreiben, das kostet“, sagt Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten. Sie ist neben Weckler ebenso beim Rundgang dabei wie Dr. Inken Formann, Fachgebietsleiterin Gärten, Parks und Gartendenkmalpflege in der Landesbehörde mit Sitz in Bad Homburg. Unter deren Verwaltung steht der Kurpark Wilhelmsbad.
Nicht nur ein Brunnen entsteht, geplant ist auch eine Zisterne. „Dort soll Oberflächen- und Dachflächenwasser gesammelt werden“, erläutert Formann. Der Standort werde hinter dem Badhaus sein. Derzeit werde noch geprüft, welches Fassungsvermögen die Zisterne haben werde.
Ein Baum braucht bis zu 200 Liter am Tag
Bislang wurde das Bewässerungssystem im Park durch den Braubach gespeist. Doch dessen Wasserstand ist um 15 Zentimeter gesunken, der Bach steht still. Aus den Rohrleitungen kommt nichts mehr. Und selbst wenn: Momentan ist die Wasserentnahme aus Flüssen bekanntlich im gesamten Main-Kinzig-Kreis untersagt.
Aktuell würden zwei historische Brunnen hinter dem Comoedienhaus genutzt, erläutert Weckler. Dort werden Fässer für die Bewässerung gefüllt. „Unsere Gärtner konzentrieren sich auf neu gepflanzte Bäume. Darüber hinaus werden ausgewählte Altbäume gegossen – alles von Hand“, so Weckler. Die Triage mit dem Gartenschlauch ist nötig, es ist unmöglich, alle Bäume zu gießen. 60 bis 200 Liter brauche ein alter Baum – am Tag, erläutert Formann. Linderung sollen auch Wässersäcke bringen, die am Fuß von einigen Bäumen angebracht werden. Augenmerk wird zudem auf den Boden gelegt. Mit Mulch versuche man, Feuchtigkeit zu erhalten. „Das A und O ist, dass der Boden intakt ist“, erklärt Formann. Nur so könne er genug Wasser speichern.
Fische in Gefahr
Die Trockenheit im Staatspark bringt weitere Probleme mit sich. Durch das Niedrigwasser im Braubach sind die Fische – hauptsächlich schwimmen Karpfen darin – in Gefahr. „Wir versuchen, mit Pumpen Sauerstoff hineinzubringen“, so die Fachgebietsleiterin. Außerdem würden Mikroorganismen zugesetzt, die verhindern sollen, dass der Teich umkippt.
Mit allen Mitteln wird versucht, das Wilhelmsbader Kleinod zu erhalten, das nicht nur Erholungsort ist, sondern für den Stadtteil eine klimaregulierende Funktion hat. Langfristig Abhilfe kann allerdings nur ergiebiger Regen bringen.
Von Christian Dauber



