Die Angst bei den Beschäftigten steigt

Das Bangen ist wieder da. Und die Ungewissheit. Und wohl noch nie waren sie groß so wie jetzt. Das Bangen um die Arbeitsplätze im Kaufhaus Galeria Hanau. Und die Unsicherheit, was aus dem Standort und dem Gebäude am Marktplatz werden könnte. Die neuesten Nachrichten verheißen nichts Gutes. Mal wieder. Und die Hoffnung, ob das als Kaufhof bekannte Galeria-Haus eine Zukunft hat, schwindet, nachdem Galeria am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und der Insolvenzverwalter von Galeria, Arndt Geiwitz, gestern angekündigt hat, nur ein harter Kern werde von den 131 Kaufhäusern übrig bleiben. Ist Hanau dabei? Oder wird das Kaufhaus in Hanaus prominentester Geschäftslage dichtgemacht? Bei der Stadt zieht man auch dieses Szenario ins Kalkül.
Hanau – Welche Kaufhäuser des Essener Konzerns übrig bleiben, soll spätestens in drei Monaten feststehen. Das steigert die Angst bei den Beschäftigten. „Für die Mitarbeiter bricht eine Welt zusammen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssprecherin Ute Fritzel im Gespräch mit unserer Zeitung – und meint damit auch die Stimmung in Hanau. Aus der Galeria vor Ort dringt kaum etwas. Der hiesige Geschäftsführer Alireza Efttekhari will sich mit keinem Wort äußern, verweist auf die Pressestelle der Konzernzentrale. Nicht mal die Zahl der Beschäftigten in Hanau will er nennen. Es sollen nach Informationen unserer Zeitung 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Und auch der Betriebsrat wollte gestern keine Fragen beantworten. Eine Anfrage bei der Konzern-Pressestelle blieb bis zum frühen Abend ebenfalls unbeantwortet.
„Die Kolleginnen und Kollegen wurden nicht informiert“, kritisiert die Sprecherin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den Konzern, „sie haben aus den Nachrichten von der neuesten Entwicklung erfahren.“ Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zwar angekündigt, sie wolle „um jeden Arbeitsplatz“ bei der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof kämpfen. Aber Ute Fritzel sagt auch: „Wir befürchten das Schlimmste.“
Galeria Kaufhof: Schon vor zwei Jahren gab es ein Zittern um den Standort Hanau
Damit rechnet man offenbar auch im Hanauer Rathaus, ungeachtet dessen, dass es jetzt erst mal gelte, „die Daumen zu drücken, insbesondere wegen der Beschäftigten, denen wir in Solidarität beistehen“, so Obergermeister Claus Kaminsky auf Anfrage unserer Zeitung. Man arbeite aber auch „an Gedankenmodellen, wenn es so kommt, wie es leider zu befürchten ist“, erklärt der Sozialdemokrat. „Den aktuellen Stand der Verhandlungen und mögliche Auswirkungen auf die Galeria-Filiale in Hanau kennen wir zwar noch nicht“, in den vergangenen Jahren habe man sich aber aufgrund der wiederkehrenden Probleme immer wieder mit der Immobilie beschäftigt.
Bereits vor zwei Jahren, als der Konzern schon mal in einem Insolvenzverfahren war und Standorte geschlossen werden musste, gab es ein langes Zittern um die Zukunft des Hanauer Hauses, das am Ende doch nicht von Schließung betroffen war.
Und jetzt? Ein möglicher Plan der Stadt, sollte es zu einer Schließung kommen: „Wir würden versuchen, mit den Eigentümern schnell ins Gespräch zu kommen. Mit unserer Vorkaufsrechtssatzung haben wir ja das richtige Instrument in der Hand, das sicherstellt, dass die Dinge nicht an uns vorbeilaufen.“ Er könne sich, so OB Kaminsky, vorstellen, dass die Stadt mit privaten Partnern an die Entwicklung der Immobilie gehe. Denkbar sie eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel, Ärztehaus und Ähnlichem. „Aber so weit ist es noch nicht“, sagt Kaminsky und bekräftigt, dass es jetzt um die Solidarität mit den Beschäftigten gehe. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden das Herzstück des Handelshauses. Wir als Stadt und ich ganz persönlich stehen an ihrer Seite. Auch ihrem Engagement und ihrer Treue zum Standort - diese Wahrheit gehört bei der Krise des Gesamtunternehmens genannt - ist es zu verdanken, dass das Hanauer Haus vor der Corona-Pandemie solide dastand und auch heute zur Attraktivierung im Gesamtspiel von Bestands-Händlerinnen und -Händlern sowie den vielen neuen Komplizen in unserer Innenstadt beiträgt“, so der OB. Hanau habe mit dem Stadtentwicklungsprogramm „Hanau aufLADEN“ bundesweit ein Zeichen gegen den Niedergang der Innenstadt gesetzt, so Kaminsky. Die Erfahrung könnte Hanau helfen, die Immobilie einer neuen Nutzung zuzuführen, wenn der Galeria-Standort am Ende doch nicht zu retten ist.
Von Yvonne Backhaus-Arnold Und Christian Spindler