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Polizei hat Corona-Verstöße im Visier – hunderte Meldungen allein in diesem Jahr

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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Überall in Hessen kontrolliert die Polizei die Corona-Regeln – auch in Hanau (Symbolbild).
Überall in Hessen kontrolliert die Polizei die Corona-Regeln – auch in Hanau (Symbolbild). © Robert Michael/dpa

Die Corona-Streife der Polizei hat in Hanau alle Hände voll zu tun – über 800 Verstöße, allein in diesem Jahr. Die Reaktionen auf die Kontrollen sind sehr unterschiedlich.

Hanau. Ein großer Stadtplan hängt im Büro von Marco Aprigliano. Der Rodenbacher ist einer von zwei Einsatzleitern bei der Stadtpolizei in Hanau. Heute Abend stehen Corona-Kontrollen an. Einzelhandel. Gastronomie. Aprigliano verteilt den Plan mit den Zielen an seine vier Kollegen. Dann kann es losgehen.

Von 6.30 bis 22 Uhr ist die Stadtwache im Erdgeschoss des Rathauses besetzt. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Bei Streifen sind die Kollegen mindestens zu zweit unterwegs. Seit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 sind immer neue Regelungen dazugekommen, im November dann 2G in der Gastronomie, seit Montag 2G im Einzelhandel. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollieren diese Auflagen. Engmaschig, wie Aprigliano sagt.

Polizei in Hanau auf Corona-Streife: Sehr unterschiedliche Reaktionen

Mindestens einmal am Tag ist eine Corona-Streife im Stadtgebiet unterwegs. Manchmal melden sich Bürger mit dem Hinweis, in Restaurant XY nicht kontrolliert worden zu sein. 850 Ordnungswidrigkeiten haben Aprigliano und seine Kollegen in diesem Jahr aufgenommen und an den Main-Kinzig-Kreis weitergeleitet. Das kreiseigene Gesundheitsamt verhängt die Bußgelder.

Die Reaktionen auf die Kontrollen seien sehr unterschiedlich, so der Rodenbacher. Die, die mit den Maßnahmen der Politik generell nicht zufrieden sind, reagierten ungehalten, andere seien zufrieden, dass kontrolliert werde. „Oft wollen Bürgerinnen und Bürger auch nur Informationen von uns“, sagt der Einsatzleiter. Er hat heute Abend Innendienst. Wir dürfen seine Kollegen begleiten: Marco R., Andreas G., Matthias J. und André K. Sie möchten nicht mit ihren Nachnamen in der Zeitung erscheinen, sich so möglichen Anfeindungen entziehen.

Los geht’s in der Hammerstraße. Die Einzelhändler hier haben alles im Griff, ein Hinweisschild am Schaufenster ist Pflicht, die Kontrolle wird unmittelbar am Eingang des Geschäfts durchgeführt. Bei Douglas werden Impfnachweis und Ausweis kontrolliert. „Der Herr ist bestens über alle Vorgaben informiert“, sagt ein zufriedener Marco R.

Corona-Verstöße in Hanau: Nur medizinische Maske statt FFP2 getragen

Vergangene Woche haben rund 30 Kräfte der Stadt-, Landes- und Bereitschaftspolizei am Hanauer Busbahnhof kontrolliert, ankommende Fahrgäste und jene in den Bussen. Zwischen 500 und 600 Personen seien an dem Vormittag kontrolliert worden, fünf bis zehn waren mit falschen Masken oder gefälschten Impfausweisen unterwegs. Die Stadtpolizei kann die Chargennummer im Dokument kontrollieren, stimmt die mit dem Impfdatum überein, „ist in der Regel etwas faul“. Der Vorgang geht dann an die Landespolizei, als Strafsache.

Ungeplanter Stopp an einem Nagelstudio: Matthias J. hat zwei Gäste mit medizinischer Maske im Geschäft gesehen. Bei körpernahen Dienstleistungen müssen die Kunden aber eine FFP2-Maske tragen. J. und ein Kollege betreten das Geschäft, alle Augen sind auf sie gerichtet. Die Personaldaten werden erhoben, der Bericht geht ans Kreisgesundheitsamt. Seit einigen Wochen wird nicht mehr nur der Ladenbesitzer belangt, sondern auch der Kunde. 100 Euro Bußgeld werden hier fällig. Augen zudrücken sei nicht mehr, sagen die Stadtpolizisten. Dafür dauere die Pandemie schon zu lange, und außerdem seien alle Auflagen bekannt.

Hanau: Unterwegs mit der Corona-Streife – Beim Griechen läuft alles rund

Nächste Station. Die vier Männer mit Schutzwesten und in dunkler Uniform betreten ein griechisches Restaurant. Viele Tische sind besetzt. Der Kellner begrüßt. Im Oktober sei das Restaurant zum letzten Mal kontrolliert worden, erzählt er. Danach wird Tisch um Tisch kontrolliert. Impfausweis. Personalausweis. „Es ist gut, dass kontrolliert wird“, sagen drei Frauen. Viele andere Gäste teilen diese Meinung. Ein Impfausweis erregt die Aufmerksamkeit von Marco R. und seinen Kollegen. Zwei Impfungen sind hier eingetragen, die Chargennummern von Hand vermerkt, daneben ein Arztstempel. Sonst ist der Ausweis blanko. Die Besitzerin erklärt, dass sie ihren alten Ausweis verloren habe. Anruf in der Wache. Marco Aprigliano kontrolliert die Chargennummer und bestätigt fünf Minuten später die Aussage der Frau.

Weiter geht’s ins nächste Restaurant an der Nürnberger Straße. Auch hier sind nahezu alle Tische besetzt. Und hier geht’s schnell. Nach zehn Minuten sind die vier Männer in Uniform wieder draußen, denn fast jeder Gast hat seine Dokumente schon bereitgelegt. „Alles vorbildlich“, sagt Marco R. Das Auftreten, sagt R., sei die halbe Miete. Freundlich. Ruhig. Mit einem Lächeln um die Augen. Und manchmal eben auch mit Humor. So fahren er und seine Kollegen bei den Corona-Kontrollen am besten. In Trainings üben sie besondere Situationen, auch mit Corona-Leugnern. „Wir haben einen Schlagstock und Pfefferspray dabei, aber viel wichtiger ist das Sprechen“, so R., „wenn man das beherrscht, braucht man nämlich das, was man an der Uniform trägt, überhaupt nicht.“

Polizei kontrolliert Corona-Regeln in Hanau: Berichte schreiben gehört auch dazu

Die Aufgabenpalette der Stadtpolizei ist vielseitig und viel mehr als nur Corona: Parkverstöße, Geschwindigkeitskontrollen, Schlägereien – all das fällt ins Aufgabengebiet des Teams um Ordnungsamtsleiter Thorsten Wünschmann.

Letzte Station ist eine Shisha-Bar. Auch hier haben alle Gäste ihre Papiere dabei. Für Marco R., Andreas G., Matthias J. und André K. geht’s jetzt erst mal wieder zurück in die Wache. Berichte schreiben. Nachher drehen sie noch mal eine Runde auf dem Weihnachtsmarkt, dann ist Feierabend für heute. (Yvonne Backhaus-Arnold)

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