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Hanau: Die Dells stellen Kunstwerke für Benefizausstellung zur Verfügung

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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Eines der Lieblingsbilder von Holger Dell, dass er für die Auktion zur Verfügung gestellt hat, stammt von Frieder Heinze. Es heißt „Köpfe“.
Eines der Lieblingsbilder von Holger Dell, dass er für die Auktion zur Verfügung gestellt hat, stammt von Frieder Heinze. Es heißt „Köpfe“. © Foto: Patrick Scheiber

Professor Holger Kaesemann hat einen Hammer in der Hand, Holger Dell das nächste Bild, das an die Wand soll. Mehr als 40 hängen schon in der Industriehalle der ehemaligen Traktorenwerke Bautz in Großauheim. Fast zwei Dutzend Helfer sind am Samstagvormittag hierher gekommen, um eine ganz besondere Ausstellung vorzubereiten.

Hanau - „Kunst tut Gut(es)“. Unter diesem Motto veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst (AGH) die Schau ab Samstag, 6. November, mit anschließender Versteigerung vier Wochen später. Gemeinsam mit HR-Moderator und Auktionator Holger Weinert, Freund und Kollege des ehemaligen FAZ-Journalisten Dell, werden am Sonntag, 5. Dezember, mehr als 80 Kunstwerke aus der privaten Sammlung versteigert. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in die Arbeit der AGH.

Gespendet haben die Werke die Hanauer Galeristin Gesine Simpfendörfer-Dell und ihr Mann, die ab Ende der 80er Jahre die Galerie 88 an der Gustav-Adolf-Straße betrieben haben. Es handelt sich hauptsächlich um Gemälde, Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen und Original-Druckgrafiken sowie neapolitanische Krippenfiguren. Die Künstlerinnen und Künstler sind meist über die Grenzen der Region hinaus, zum Teil international, bekannt. Unter ihnen befinden sich mehrere Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises wie beispielsweise Claus Bury, Helmut Hellmessen und Walter Kromp.

Vertreten sind außerdem Werke namhafter Künstler, die durch das Ehepaar Simpfendörfer-Dell eine enge Beziehung zur Region besitzen und zum Teil hier auch ihre Arbeiten ausgestellt haben.

Viele ehrenamtliche Helfer machen Aktion erst möglich

Ende der 1980er initiierte das Galeristenpaar mit Unterstützung des damaligen Hanauer Kulturdezernenten Remer eine deutsch-deutsche Hommage zum 200. Geburtstag des am 14.3.1790 in Hanau geborenen Künstlers Ludwig Emil Grimm, des Malerbruders von Jakob und Wilhelm Grimm. Beteiligt waren etwa 30 Künstler aus West- und Ostdeutschland, die sich künstlerisch mit dem Werk Grimms auseinandersetzten. Da die Vorbereitungen lange vor der noch nicht absehbaren Wende begannen, waren schwierige Verhandlungen mit DDR-Behörden notwendig. Die Ausstellung kam zustande und wurde mit mehr als 100 Exponaten in einem Dutzend Orten der BRD und der DDR von Hanau über Steinau und Kassel, Halberstadt, Hainichen bis nach Lübeck gezeigt.

Heute ist der Galeriebetrieb weitestgehend eingestellt. Einige Werke, beispielsweise von Frieder Heinze, die das Ehepaar damals erworben hat, haben sie ebenfalls für die Auktion zur Verfügung gestellt.

Nahezu alle Auktionslose kommen zu einem Startpreis von einem Drittel des Marktpreises zum Aufruf. „Bieter haben die Gelegenheit, ausgezeichnete Kunst zu Schnäppchenpreisen zu erwerben und gleichzeitig Gutes zu tun“, erklärt Böhmer. Sie und Holger Kaesemann, Vorstand der AGH im Caritas-Verband Main-Kinzig, haben Erfahrung in Sachen Ausstellungen. 2018 hat die AGH eine Ausstellung mit dem Hanauer Reuters-Fotografen Kai Pfaffenbach im Neustädter Rathaus initiiert. „Wir wissen, dass eine Ausstellung viel Arbeit bedeutet und mehr ist, als Nägel in die Wand zu hauen und Bilder aufzuhängen“, sagt Böhmer und lacht. „Sie bringt Einnahmen für uns, erzeugt aber auch Öffentlichkeit.“ „Ein Kollateralnutzen“, fügt Kaeasemann schmunzelt hinzu.

Gemeinsam für die gute Sache: Spender Holger Dell (links) und die ehrenamtlichen Helfer der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst um Leiterin Annette Böhmer (Vierte von rechts) und Vorstand Professor Holger Kaesemann (Dritter von rechts) haben am Samstag Dutzende Bilder in die ehemalige Industriehalle auf dem Bautz-Gelände gehängt. Hier findet ab 6. November eine ganz besondere Ausstellung statt.
Gemeinsam für die gute Sache: Spender Holger Dell (links) und die ehrenamtlichen Helfer der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst um Leiterin Annette Böhmer (Vierte von rechts) und Vorstand Professor Holger Kaesemann (Dritter von rechts) haben am Samstag Dutzende Bilder in die ehemalige Industriehalle auf dem Bautz-Gelände gehängt. Hier findet ab 6. November eine ganz besondere Ausstellung statt. © Patrick Scheiber

Holger Dell und seine Frau sind keine Mitglieder der AGH. Viele Schicksalsschläge hätten ihnen die Wichtigkeit der AGH gezeigt, die seit vielen Jahren schwerstkranke und sterbende Menschen in Hanau und dem gesamten Main-Kinzig-Kreis begleitet.

Als vor 14 Jahren Holger Dells Sohn mit gerade einmal 39 Jahren an Krebs starb, habe er Hospizarbeit und Palliativmedizin kennen und schätzen gelernt. Keine Frage also, dass er seine Werke gern hergibt für die gute Sache. „Wegen Corona mussten wir die Ausstellung ein ums andere Mal verschieben“, erzählt der 76-Jährige, der aus der Nähe von Eisenach kommt und mehr als 30 Jahre für die FAZ geschrieben hat. „Aber jetzt hat es endlich geklappt“, fügt Kaesemann hinzu.

In den vergangenen zwei Monaten haben viele Menschen aus dem Helfer-Netzwerk der AGH ihren Teil zum Gelingen beigetragen. So hat Dirk Eisermann, Geschäftsführer der Neuen Pilharmonie Frankfurt, am Samstag Technik und Decken gebracht, eine Firma hat Lichter bereit gestellt, eine andere die Grundreinigung durchgeführt.

Die Firma BUWOG, die das Bautz-Gelände entwicklen wird, stellte die Halle zur Verfügung – kostenfrei. Als Annette Böhmer die E-Mail mit den Diensten für die kommenden vier Wochen an die mehr als 90 ehrenamtlichen Hospizhelfer schickte, war sie baff. „Innerhalb von eineinhalb Stunden waren 30 Dienste besetzt.“

Wenn alles gut läuft mit der Ausstellung und der Auktion haben Dell, Böhmer und Kaesemann schon die nächste Idee in der Schublade, denn es gibt noch viele Bilder im Hause Dell/Simpfendörfer. (Von Yvonne Backhaus-Arnold)

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