Band Hautevolee sammelt Geld für sterbenskranke Kinder in Hanau

Dass wir momentan in schwierigen Zeiten leben, bekommen auch Menschen zu spüren, die sich für die gute Sache einsetzen. Menschen wie Marc Merges, der seit Jahren zur Weihnachtszeit mit der Hanauer Band Hautevolee Geld für sterbenskranke Kinder und deren Familien sammelt. Zehntausende Euro sind für den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Hanau (AKHD) bereits zusammengekommen.
Hanau - Doch diesmal gestalteten sich die seit Wochen laufenden Vorbereitungen für die Platzkonzerte, die am 17. Dezember in der Hanauer Fußgängerzone stattfinden werden, überaus schwierig, berichtet Merges im Gespräch mit unserer Zeitung.
Es sei momentan sehr schwierig, Menschen zum Spenden zu bewegen. „Die Leute sind so sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie haben Angst, dass alles teurer wird, schnallen den Gürtel enger“, hat der 50-Jährige zu spüren bekommen. „Die sozialen Adern sind verstopft. Die Empathie leider sehr“, beklagt Merges.
Viele Absagen verzeichnet
In den vergangenen beiden Jahren war es die Corona-Krise, die die Hautevolee-Spendenaktion deutlich ausbremste. „Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, blickt der Hobbymusiker zurück. 2020 konnten keine Livekonzerte stattfinden, die Aktion wurde in die sozialen Medien verlagert. Im vergangenen Jahr wurde im Freien wieder gespielt, jedoch mit Auflagen und größtmöglicher Vorsicht. Das ist Geschichte, für dieses Jahr gebe es keine Auflagen mehr, sagt Merges. Doch Corona wirke dennoch nach, und auch der Ukraine-Krieg und dessen Folgen machen sich bemerkbar.
„Wir hatten große Schwierigkeiten, Bands zu finden, die bei der Aktion mitmachen und ohne Gage auftreten“, berichtet der Bandleader. Es habe Zusagen gegeben, die jedoch wieder zurückgezogen worden seien – weil stattdessen bezahlte Konzerte gespielt würden. Eine Absage nach der anderen sei eingetrudelt. „Die Musikbranche nimmt momentan jeden Gig mit, man hat lange genug kein Geld verdienen können“, so Merges. Das könne er zwar verstehen, aber „es ist irgendwie auch frustrierend“.
Hospizdienst ist auf Spenden dringend angewiesen
Am 17. Dezember ist neben der eigenen Kombo noch Marvin Scondo im Boot. Die Konzerte in der Fußgängerzone, bei denen der Hut für todkranke Kinder umgeht, beginnen um 12 Uhr am Coffee Bay am Forum Hanau. Acht Stunden lang wird an verschiedenen Orten in der Innenstadt – auch in verschiedenen Gastronomien wie Klara, Central, Tante Trude und Chococino – gespielt. Um 20 Uhr findet das große Abschlusskonzert auf dem Altstädter Markt statt.
Merges hofft, dass die Menschen trotz Krise ihre Herzen und Portemonnaies öffnen und für die gute Sache spenden. Denn am Leid der Kinder habe sich nichts verändert. „Die Arbeit des Hospizdienstes ist so immens wichtig“, betont er. Etwa 50 Menschen betreuen beim AKHD todkranke Kinder und deren Angehörige, leisten ehrenamtlich wichtige Unterstützung beim psychisch und physisch herausfordernden Alltag in den eigenen vier Wänden.
Kinder geraten oft aus dem Fokus
Der Verein ist für Betroffene seit jeher eine unverzichtbare Stütze, für seine Arbeit aber unbedingt auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Derzeit habe der Hospizdienst mit gewaltigen Spendeneinbrüchen zu kämpfen, was den Verein in eine schwierige Situation bringe, hat Merges erfahren. Umso bedeutsamer ist in diesen Tagen die Aktion, die der gebürtige Hanauer und die Band Hautevolee bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufen haben.
„Die Kinder und Jugendlichen mit lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Krankheiten geraten im Trubel um Geschenke, Weihnachtsmärkte und Endjahreshektik immer wieder aus dem Fokus“, sagt er.
Viele Mitstreiter ins Boot geholt
Begonnen hatte damals alles mit einem Solostraßenkonzert. Über die Jahre wurde das Projekt immer größer, die Zahl der Mitstreiter wuchs ebenso wie jene der Auftrittsorte. Auch das Spendenaufkommen wuchs beständig – bis eben zur Corona-Pandemie, die der Aktion Steine in den Weg legte.
Um an alte Erfolge anknüpfen zu können, ist für Merges auch das Bewerben der Aktion in unserer Zeitung ein wichtiger Aspekt. Damit erreiche man viele potenzielle Unterstützer, ist er überzeugt.
Das gesammelte Geld geht eins-zu-eins an den Hospizdienst. Dies funktioniere nur, weil alle Beteiligten ohne Honorar mitmachen. „Niemand kriegt auch nur eine Mark“, betont Merges. Und fügt hinzu: „Wir sollten dankbar sein, wenn die eigenen Kinder gesund sind. Wir stehen in der sozialen Pflicht, denen zu helfen, denen es nicht so gut geht.“
Gespendet werden kann am 17. Dezember vor Ort in der Hanauer Fußgängerzone bei den Konzerten, ebenso aber über ein Spendenkonto bei der Sparkasse Hanau, IBAN DE23 5065 0023 0000 1118 72, Stichwort „hautevolee22“. Aktuelle Updates zu den Platzkonzerten gibt es auch auf der Facebookseite von Hautevolee.
Von Christian Dauber