Die städtischen Betriebe an der Daimlerstraße sollen umstrukturiert werden

„Das ist das Herzstück unseres Unternehmens“, sagt Thomas Schulte, Geschäftsführer der städtischen Verkehrsbetriebe HSB, während die große Tür zur Halle aufgeht. Beim Blick ins Innere wird schnell klar, was der HSB-Chef meint. Hier werden an einer Handvoll von Werkstattgruben die 64 Busse des Verkehrsunternehmens gewartet, die eingesetzten Fahrzeuge durchlaufen sogar täglich einen Check.
Hanau – Ebenso erfolgen hier technische Abnahmen und Bremsentests für andere Wagen aus dem städtischen Fuhrpark. „Ohne die Werkstatt geht nichts“, sagt Schulte. Dann würde keiner der rot-gelben Stadtbusse fahren.
Die Werkstatt steht daher auch im besonderen Fokus für ein Großprojekt, für das die Planungen angelaufen sind: die komplette Neustrukturierung des Areals von HSB, des benachbarten Geländes des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS) sowie des angrenzenden städtischen Bauhofs. Ein Vorhaben, dessen Investitionsvolumen einen satten zweistelligen Millionenbetrag ausmachen wird, und das, wenn alles glatt läuft, ab 2025 realisiert werden soll.
Sanierungsbedarf bei Gebäuden aus den 1960er Jahren
Dass sich etwas tun muss, war längst ausgemachte Sache. Auch weil es bei etlichen der Gebäude, die aus den 1960er Jahren stammen, erheblichen Sanierungsbedarf gibt. Die braune Holz-Halle, in der HIS beispielsweise Streugut für den Winterdienst lagert, „wird nur noch durch Stahlstreben und Streusalz zusammengehalten“, scherzt HIS-Betriebsleiter Markus Henrich beim Rundgang. Er und sein HSB-Kollege Schulte haben den Auftrag, das Großvorhaben voranzutreiben.
Lange war unklar, an welchem Standort die Neustrukturierung der städtischen Betriebe erfolgen soll. Mehrere wurden geprüft, darunter das Schwab-Gelände im Hafengebiet oder die Underwood-Kaserne in Großauheim. Am Ende erwies sich der jetzige Standort als am besten geeignet.
Machbarkeitsstudie über Entwicklung der der Areale von HSB, HIS und Bauhof
Nachdem feststeht, dass der Wertstoffhof bis Ende 2022 an die Benzstraße umziehen soll (wir berichteten) läuft nun eine Machbarkeitsstudie für die gemeinsame Entwicklung der Areale von HSB, HIS und Bauhof an der Daimlerstraße. Es geht um 57 000 Quadratmeter.
Drei externe Büros, darunter Architekten und Experten für Haustechnik, sollen als Alternativen drei Szenarien beleuchten: die Sanierung der bestehenden Gebäude und Anlagen, eine umfassende Kernsanierung nebst Anbauten sowie einen kompletten Neubau aller Einrichtungen. „Ende des ersten Quartals 2022 soll die Machbarkeitsstudie vorliegen“, sagt Markus Henrich. Sie soll auch den zukünftigen Platzbedarf für verschiedene Nutzungen ergründen. Das stellt unter anderem die Planungsspezialisten für Fahrzeugeinsätze vor eine doppelte Herausforderung: Sie müssen einerseits berücksichtigen, wie sich der ÖPNV der Zukunft entwickelt, wo und wie E- oder Wasserstoff-Busse geladen, betankt und gewartet werden und wie auch künftig parallel dazu ein Bestand an Diesel-Fahrzeugen einsatzbereit gehalten werden kann – „zumindest für Notfälle wie einen Komplett-Stromausfall“, erklärt Thomas Schulte. Zum anderen muss beim Busverkehr, aber auch bei den Kapazitäten für Müllabfuhr oder Straßenreinigung das Wachstum der Brüder-Grimm-Stadt ins Kalkül gezogen werden. All diese Szenarien werden für 115 000 Einwohner gerechnet, heißt es – 15 000 mehr, als Hanau derzeit hat. Angesichts all dessen ist es nicht unwahrscheinlich, dass es am Ende auf eine komplette Neubebauung des Geländes hinausläuft.

Dann könnte als neues Herzstück beispielsweise eine gemeinsame Werkstatt realisiert werden – für die 64 Stadtbusse der HSB und den Fuhr- und Gerätepark von HIS. Der Eigenbetrieb verfügt laut Henrich über 320 Fahrzeuge und Geräte, die regelmäßig gewartet werden müssen. Neben einem Parkdeck für Mitarbeiter-Pkws könnte es auch einen neuen Verwaltungsbau geben. HIS will mit mindestens 40 Mitarbeitern seiner anderen Standorte an die Daimlerstraße umziehen. Bevor das alles geschehen kann, muss auch geklärt werden, was mit dem städtischen Rechenzentrum passiert. Das war vor einigen Jahren mitten auf dem Betriebshof gebaut worden. Wo das Rechenzentrum und die städtische IT-Abteilung, die derzeit im HSB-Gebäude ihren Sitz hat, hinverlagert werden, ist eine der noch offenen Fragen.
Alle Baumaßnahmen bei dem Millionen-Projekt müssen bei laufendem Betrieb erfolgen – Busse müssen weiter rein- und rausfahren, ebenso die Müllfahrzeuge. Kein leichtes Unterfangen für die Planer. „Wir haben uns schon mal einen Teil der leer stehenden Gebäude an der Ecke Daimlerstraße/Boschstraße für eine Übergangszeit gesichert“, sagt Henrich. Die Stadt hatte die gesamte Liegenschaft von der Aurelis Real Estate GmbH gekauft, die über ein Grundstücksportfolio überwiegend aus ehemaligem Besitz der Deutschen Bahn verfügt. Hintergrund ist, wie berichtet, die geplante Umgestaltung des kompletten Hauptbahnhof-Umfeldes. (Christian Spindler)