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Keine Masken, kein Abstand bei Konzert: Hanau greift beim Weihnachtsmarkt durch

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Von: Christian Dauber

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Auf dem Hanauer Weihnachtsmarkt (Bild vom Eröffnungstag) gibt es neben vielen Ständen auch Konzerte.
bha101221Weihnachtsmarkt.JPG © Patrick Scheiber

Bei einem Konzert auf dem Hanauer Weihnachtsmarkt drängen sich die Besucher vor der Bühne – ohne Maske und Abstand. Das hat nun Konsequenzen.

Hanau – Dutzende Menschen schauen freudestrahlend in Richtung Kamera. Im Vordergrund kniet Musiker Jermaine Alford mit seinen Bandmitgliedern. Alle sind glücklich und zufrieden. Entstanden ist die Aufnahme am vergangenen Samstagabend bei einem Auftritt auf dem Hanauer Weihnachtsmarkt. Eigentlich ein schönes, stimmungsvolles Foto – wäre da nicht Corona.

Denn kaum jemand trug Maske, wie es die Stadt bei Gedrängesituationen auf dem Markt vorgeschrieben hat. Und so stieß die Aufnahme, die auf der offiziellen Facebook-Seite des beliebten Langenselbolder Musikers gepostet wurde, dort und bei einigen Lesern auf Kritik.

Weihnachtsmarkt in Hanau: Videos und Bilder auf Facebook zeigen Gedränge

Auch ein Video des Auftritts kann abgerufen werden. Es zeigt ebenfalls, dass vor der Bühne viel los war und kaum jemand Maske trug. Die Band trifft dabei natürlich keine Schuld, aber kontrolliert wurde das – im Gegensatz zur 3G-Regel an den Zugängen – offenbar kaum bis gar nicht. Das berichtete unserer Zeitung auch mancher Weihnachtsmarkt-Besucher.

Dabei hatte die Stadt erklärt, auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen großen Wert zu legen. „Sicherheit und der Gesundheitsschutz der Menschen haben gerade in dieser schwierigen Corona-Zeit unsere besondere Aufmerksamkeit“, hatte OB Claus Kaminsky nach der Eröffnung des Markts in einer Mitteilung erklärt.

Stadt Hanau: „Das Bild trügt“ – demnach keine außergewöhnliche Enge auf Weihnachtsmarkt

Befragt zu der Aufnahme hieß es gestern Nachmittag aus dem Rathaus: „Das Bild trügt. Kollegen waren vor Ort und haben keine außergewöhnliche Enge feststellen können – das mag dann für den Moment des Fotos anders gewesen sein. Aber beim eigentlichen Konzert war ausreichend Platz vor der Bühne.“

In einer Pressemitteilung, die die Stadt am Nachmittag verschickte und in der über ein neues Ampelsystem auf dem Markt informiert wird (siehe Kasten), liest sich das jedoch anders. Im letzten Absatz wird Bezug auf das Konzert vom Samstag genommen. Die Umsetzung des Maskentragens in Gedrängesituationen sehe der OB als „verbesserungswürdig“ an.

„Ich appelliere daher noch einmal an alle Besucherinnen und Besucher, die Maske dann zu tragen, wenn ein sicherer Abstand zu anderen Menschen nicht möglich ist. Das gilt insbesondere natürlich auch vor der Weihnachtsbühne, wenn dort Vorstellungen stattfinden“, wird Kaminsky in der Mitteilung zitiert. Um die Besucher an die Maskenpflicht im Gedränge zu erinnern, würden die Kontrollen auf dem Weihnachtsmarkt verstärkt, kündigt er an.

Neues Ampelsystem zeigt Auslastung

Anhand eines Ampelsystems, das im Internet das aktuelle Besucheraufkommen dokumentiert, kann man sich ab sofort vorab darüber informieren, wie das eingezäunte Gelände auf dem Hanauer Marktplatz frequentiert ist. Das teilte die Stadt am Montag mit. Zeige die Ampel „grün“, dann halte sich der Andrang in Grenzen und es seien nicht zu viele Gäste da. „Gelb“ zeige an, dass mit längeren Wartezeiten an der Eingangskontrolle zu rechnen sei, während die Farbe „rot“ signalisiere, dass der Zugang wegen Erreichen der Höchstgrenze von 1500 Menschen derzeit nicht möglich sei. „Damit optimieren wir die Einlass-Situation an den drei Eingängen“, erläutert Kaminsky die Neuerung. Diese sei eine Reaktion auf das vergangene Adventswochenende, an dem sich teilweise lange Schlagen vor den Eingängen gebildet hatten. cd

Stadt Hanau verteidigt Weihnachtsmarkt-Bühne – Künstler sollen Ansagen über Mikrofon machen

Die generelle Entscheidung für eine Bühne auf dem Weihnachtsmarkt verteidigt die Stadt auf Nachfrage. Der Stadt Hanau sei es wichtig gewesen, Hanauer Künstlern auch in der Weihnachtszeit Auftrittsmöglichkeiten anzubieten – in Fortführung der Reihe „Hanau macht Musik“. In „enger Abstimmung“ mit dem städtischen Hygieneteam sei unter Berücksichtigung der nötigen Abstände eine Maximalzahl an Personen auf der Bühne vorgegeben worden.

Vor der Bühne sei ein Absperrgitter aufgestellt worden, um auch einen möglichst großen Abstand der Künstler zum Publikum zu gewährleisten. Angesichts der Maximalbesucherzahl auf dem Weihnachtsmarkt (1500) halte die Stadt das Bühnenprogramm, das gegenüber den Vorjahren erheblich abgespeckt worden sei, für vertretbar.

„Es gibt keinen Grund, im Bereich der Bühne Änderungen am Konzept vorzunehmen, weil das Konzept funktioniert. Das fragliche Foto nutzt die Stadt aber nochmals dazu, die Künstlerinnen und Künstler zu sensibilisieren – dahingehend, dass sie bei etwaigem Gedränge über die Mikrofonanlage zu Abständen und Masken mahnen“, führt die Stadt weiter aus.

Nach Auftritt auf Weihnachtsmarkt in Hanau: Band verteidigt sich bei Facebook

Mit dem Verlauf des Marktes insgesamt zeigt sich die Stadt zufrieden. „Das Zwischenfazit ist positiv, es gibt von vielen Menschen Lob für Kontrollen und das Festhalten am Weihnachtsmarkt“, heißt es aus dem Rathaus auf Nachfrage.

Jermaine Alford und seine Band haben auf ihrer Facebook-Seite auch selbst Stellung zum Konzertabend bezogen. „Wir als Band sind alle doppelt geimpft und zusätzlich genesen oder geboostert. Die Veranstalter haben sehr strikt alle Gäste nach den aktuellen Vorgaben kontrolliert. Ja, ein größerer Abstand oder das Tragen von Masken im Publikum wäre zusätzlich natürlich noch besser gewesen. Wir als Band haben außerhalb der Bühne Maske getragen. Und mein Eindruck war, dass ein Großteil der Gäste dort auch eine Maske getragen haben, sobald sie ihren Platz verlassen hatten“, schreiben die Musiker. (Christian Dauber)

Kommentar „In die Hose gegangen“ von Yvonne Backhaus-Arnold

„Nochmals zur Klarstellung: Der Weihnachtsmarkt ist umzäunt mit Einlasskontrolle, 3G und einem Limit an Besucherzahl. Auf dem Markt ist in Gedränge-Situationen Maske zu tragen, es ist Abstand zu halten. All das wird kontrolliert.“ Diese Sätze hat Oberbürgermeister Claus Kaminsky vor wenigen Tagen auf Facebook veröffentlicht, als ihm wegen des abgesagten Faschingsumzuges Kritik entgegenschlug. Die Faschingsfreunde konnten nicht verstehen, wie der Weihnachtsmarkt stattfinden, Fasching aber heute schon abgesagt werden kann.

Jetzt ist erneut Kritik laut geworden. Die Bilder, die am Samstagabend über die sozialen Medien, zuvorderst Facebook, verbreitet wurden, zeigen Jermaine Alford auf der Bühne des Hanauer Weihnachtsmarktes. Im Hintergrund einige Hundert Menschen – dicht an dicht und fast alle ohne Maske. Kontrollen scheint es hier keine gegeben zu haben, auch keine Hinweise bezüglich des Abstands. Und wenn es sie gab, waren sie scheinbar folgenlos.

Die Stadt hatte sich bemüht, die Kritik, dass der Markt überhaupt durchgeführt wird, mit Argumenten zu entkräften. Maximal 1250, dann 1500 Personen. Einlasskontrollen. 2G in geschlossenen Hüttenbereichen, sonst 3G. Und der Appell, Maske zu tragen und Abstand zu halten, wenn es eng wird.

Eine Vorgabe indes, ist nur so gut, wie ihre tatsächliche Umsetzung. Und die ist am Samstag, zumindest im Bereich vor der Bühne, gründlich in die Hose gegangen. Frankfurt hat in diesem Jahr keine Bühne aufgestellt, „weil die Zeichen auf Corona stehen“. Hanau hat sich für einen Markt mit Bühne entschieden. Wer in der Corona-Zeit ein Angebot schafft, dass Menschen zusammenbringt, muss auch dafür sorgen, dass die selbst auferlegten Regeln eingehalten werden. Ansonsten müssen die Hanauer ihren Markt ohne Bühne genießen. Das wäre konsequent. Alles andere ist es nicht.

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