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Hanau wie es einmal war

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So hat das historische Hanauer Stadtschloss ausgesehen, das im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist und nicht wieder aufgebaut wurde. Der beeindruckende Bau gehört zum Altstadt-Modell von Günter Jacob, das fortan öffentlich gezeigt wird.  J Fotos: Kögel
So hat das historische Hanauer Stadtschloss ausgesehen, das im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist und nicht wieder aufgebaut wurde. Der beeindruckende Bau gehört zum Altstadt-Modell von Günter Jacob, das fortan öffentlich gezeigt wird. © Kögel

Hanau - Das Modell, das die Hanauer Altstadt vor 1945 zeigt und aus der Werkstatt des Hanauer Glasermeisters Günter Jacob stammt, hat jetzt in einem Raum im neuen Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde in der Alten Johanneskirche gefunden. Von Dieter Kögel

Fast 20 Jahre hatte Jakob an dem einzigartigen Modell gearbeitet. Dass das Werk des im vergangenen Jahr verstorbenen Günter Jacob endlich einen würdigen Platz bekommen hat, davon zeigten sich Pfarrerin Heike Mause, Kirchenvorstand Eberhard Henschel, OB Claus Kaminsky, sowie Rosemarie Jakob, Ehefrau des Modellbauers, und dessen Sohn Klaus Jacob bei einem Vorabrundgang durch den kleinen Ausstellungsraum überzeugt. Ab kommenden Sonntag, 9. September, 14 Uhr, wird die Besichtigung der einmaligen Altstadt-Miniatur im Rahmen des Tags des offenen Denkmals, auch begleitet von fachkundigen Führungen, möglich sein.

Günter Jacobs sehnlichster Wunsch war es, dass das akribisch erarbeitete Modell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, erinnerte Pfarrerin Heike Mause. Ein Wunsch, der aber mit Problemen behaftet war. Immerhin habe das Altstadtmodell, an dem der Glasermeister von 1996 bis 2015 gearbeitet hat, „eine gewisse Größe.“ Im Forum Hanau sollte es zunächst einen Platz finden, auch die Präsentation im Museum war im Gespräch. Beides kam nicht zustande. Die jetzt gefundene Lösung sei ideal, so Kaminsky. Denn im Kulturforum hätte das Modell nicht vor UV-Strahlung geschützt werden können. Am jetzigen Standort sei es auch zu Zeiten zu besichtigen, bei denen das Museum wegen seiner Öffnungszeiten nicht mithalten könne.

In fast 20-jähriger Arbeit hat Glasermeister Günter Jacob ein beeindruckendes Lebenswerk hinterlassen.
In fast 20-jähriger Arbeit hat Glasermeister Günter Jacob ein beeindruckendes Lebenswerk hinterlassen. © Kögel

Auch der Fachbereichsleiter Kultur, Martin Hoppe, schwärmt vom neuen Standort, an dem das Modell sieben Tage die Woche von 9 bis 20 Uhr aus nächster Nähe angeschaut werden kann. Es soll auch feste Station bei den Hanauer Altstadtführungen werden. Da kann es sicherlich immer mal wieder eng werden in dem Ausstellungsraum, der rund um das raumgreifende Modell im Maßstab 1:87 nicht allzu viel Platz für den Betrachter lässt. Der hat zunächst einmal so etwas wie die Vogelperspektive auf die Altstadt, kann sich bei der Draufsicht auf die Ziegeldächer und das Fachwerk langsam orientieren, findet am Stadtschloss, Goldschmiedehaus und den Türmen der Marienkirche und Johanneskirche Orientierungspunkte für den „Spaziergang“ durch die engen Altstadtgassen, die Günter Jacob mit den Gebäuden anhand von Plänen, Fotos, Bildern und vielen anderen Quellen rekonstruiert hat. Viele 1 000 Stunden, so erinnert sich Ehefrau Rosemarie, habe der Glasermeister in seine Arbeit investiert, die nun ein Lebenswerk darstellt das aus Holz, Glas, Aluminium, Pappe, Papier, Folie und Platten aus dem Eisenbahn-Modellbau entstanden ist.

Anfangs, so der Sohn, sei es nur darum gegangen, den Nachkommen an einem Modell zu zeigen, wo der Vater aufgewachsen ist. Es entstand das Elternhaus, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Altstädter Rathaus lag; also entstand das spätere Goldschmiedehaus gleich mit. Und daraus habe sich die Passion entwickelt, die Hanauer Altstadt vor ihrer Zerstörung 1945 so originalgetreu wie möglich als Modell wieder entstehen zu lassen.

„Ein herausragendes Stück Bürgerengagement“, so OB Claus Kaminsky. Günter Jacob habe Hanau „ein Geschenk gemacht, wie es größer nicht sein könnte.“ Kaminskys Wunsch: Dass „möglichst viele Menschen, vor allem auch Schulklassen, hier vorbeikommen.“ Denn die Ansicht der Altstadt vor der Zerstörung und der Blick auf das jetzige Gesicht machten auch geschichtliche Zusammenhänge bewusst.

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