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Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Fälscherbande vor dem Landgericht Hanau angeklagt

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Von: Thorsten Becker

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Kupfer-Zink-Gemisch statt Feingold: Ein Trio muss sich vor dem Landgericht werden schweren Betrugs in mehreren Fällen verantworten. Symbolfoto: Sven Hoppe/dpa
Kupfer-Zink-Gemisch statt Feingold: Ein Trio muss sich vor dem Landgericht werden schweren Betrugs in mehreren Fällen verantworten. Symbolfoto: Sven Hoppe/dpa © Symbolfoto: Sven Hoppe/dpa

Der erhabene Glanz des Goldes ist für viele Menschen offenbar unwiderstehlich. Und wenn es dabei noch ein Schnäppchen zu machen gibt, dann wird daraus die Gier nach Gold, die den Verstand trüben kann.

Hanau - Diese Zusammenhänge kennen die drei Männer im Alter zwischen 44 und 60 Jahren, die an diesem Morgen auf der Anklagebank der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts sitzen, wohl ziemlich gut und haben sie genutzt.

Denn sie sollen in den vergangenen Jahren mehrfach in der Goldschmiedestadt sowie bundesweit mit dem Edelmetall Handel getrieben und dabei andere übers Ohr gehauen haben. Weil: Bei den Goldbarren und Krugerrand-Münzen handelte es sich keineswegs um reine Ware. Und einen Goldesel wie im Märchen „Tischlein, deck dich“ haben sie nicht.

„Es war ein Kupfer-Zink-Gemisch“, sagt Staatsanwältin Lisa Staab, die eine ellenlange Anklageschrift verliest. Echtes Gold sei tatsächlich im Spiel gewesen. Aber nur der Überzug, wie einer der insgesamt zwölf Fälle zeigt: „Es wurden gefälschte Goldbarren mit einem Gewicht von 2,8 Kilogramm verkauft. Dabei haben diese insgesamt nur sechs Gramm reines Gold enthalten“, so die Anklägerin, die dem Trio gewerbsmäßigen Betrug sowie Urkundenfälschung vorwirft – im schlimmsten Falle wird dies mit Gefängnis bis zu zehn Jahren bestraft. Laut Anklage sollen die drei zwischen 2016 und 2019 in Gelnhausen, Hanau, Friedberg, Frankfurt, Hannover und Bielefeld ihre Kunden betrogen haben. Dabei sollen auch gefälschte Pfandleihscheine und ebenso fingierte Ankaufsrechnungen verwendet worden sein.

Gesamtschaden: Mehr als 130 000 Euro

Doch sind die Opfer wirklich ahnungslos gewesen? Anscheinend nicht in jedem Fall, denn ihre Plagiate haben die Männer mit anderen Komplizen zusammen nicht nur an Privatleute, sondern auch in Pfandleihhäusern und Juweliergeschäften zu Geld gemacht. Dort sollte eigentlich so viel Expertise vorhanden sein, die angebotenen Stücke sprichwörtlich auf die Goldwaage zu legen, um herauszufinden, ob das Gewicht der oft nur rund 31,103 Gramm (eine Feinunze) schweren Goldbarren stimmen kann.

Aber offenbar hat das niemand gestört. Und es ist viel Geld auf die Theken geblättert worden. Der vermutete Gesamtschaden ist beträchtlich: Über 130 000 Euro sollen die Angeklagten auf ihren Touren ergaunert haben. Ob das, was Staatsanwältin Staab angeklagt hat, wirklich alles ist, dürfte ebenfalls bezweifelt werden.

Denn das Trio hat die Plagiate, dessen Hersteller bislang nicht bekannt sind, nicht nur „versilbert“ und in echtes Geld umgetauscht. Ende Januar 2019 sollen 24 kleine Barren gereicht haben, um in Hanau einen Merceds Benz im Wert von 20 000 Euro zu „kaufen“. Direkt vor der Zulassungsstelle an der Dörnigheimer Straße soll dieser Deal über die Bühne gegangen sein. Die Limousine wurde dort gleich zuglassen.

Die Strafkammer unter dem Vorsitz von Dr. Niels Höra hat bereits eine lange Zeugenliste erstellt, um vor allem die Betrogenen zu hören.

Ob das nötig sein wird, steht derweil noch nicht fest, da die Verteidiger angekündigt haben, ihre Mandanten hätten die Absicht, „geständige Einlassungen“ abzugeben. Hintergrund dürfte sein, dass sie dann auf geringere Strafen hoffen.

Das dürfte vor allem für den jüngsten Angeklagten interessant sein. Zwar hat der 44-jährige S. für die vorgeworfenen Taten zwischen 2017 und 2019 ein ziemlich sicheres Alibi, aber die Angabe seiner Wohnanschrift deuten darauf hin, dass er nicht zum ersten Mal vor Gericht steht. „Justizvollzugsanstalt Willich, seit dem 6. Februar 2017“, gibt er als seine Adresse an. Der Prozess wird am Mittwoch, 7. Juli, fortgesetzt. (Von Thorsten Becker)

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