Hanauer Feuerwehrchef rollt auch mal den Schlauch mit auf

Als er damals, mit zwölf Jahren, in die Jugendfeuerwehr seines Heimatorts Adorf in Nordhessen eingetreten ist, ahnte Hendrik Frese freilich noch nicht, damit die Weichen für sein späteres Berufsleben gestellt zu haben. „Ich bin da ganz alleine hin und war unheimlich stolz“, erinnert er sich. Auch an die beiden Jugendfeuerwehrwarte, die „unheimlichen Enthusiasmus ausgestrahlt haben, der sich ganz schnell auf mich übertragen hat“.
Hanau - Bis heute hält Frese den Kontakt zu ihnen. „Sie haben mich in vielen Punkten geprägt.“ Heute ist der Nordhesse der Leiter der Hanauer Berufsfeuerwehr. Als „hochkarätigen Feuerwehr-Fachmann mit bester Expertise“ hatte ihn Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei seiner Amtseinführung im Herbst 2021 bezeichnet und gesagt, es sei „auch ein Kompliment für unsere Stadt, wenn eine Feuerwehr-Spitzenkraft aus Hamburg nach Hanau kommt“.
Doch warum die Hansestadt gegen die Grimmstadt tauschen? „In Hamburg gab es für mich zu dem Zeitpunkt keine berufliche Perspektive, die mich gereizt hätte. Dabei wollte ich mich gerne verändern. In Richtung Amtsleitung“, schildert der 49-Jährige. Er habe vorab lange mit seinem Vorgänger Peter Hack gesprochen, sich mit ihm auf Anhieb sehr gut verstanden. „Der Anruf mit der Zusage kam überraschend schnell. Ich war gerade wieder auf die Autobahn gefahren und in Höhe Langenselbolder Dreieck, als sich Claus Kaminsky meldete“, sagt Frese.
Ein Nordlicht in Hanau
Zwar sei seine Frau erst nicht wirklich begeistert gewesen von dem Ortswechsel, doch schließlich habe sie eingewilligt. Heute lebt das Ehepaar mit dem achtjährigen Sohn in Nordwest und plant derzeit den Hausbau in einem Hanauer Stadtteil.
Bevor er nach Hanau kam, hat Frese in der Hansestadt die Feuerwache Osdorf – sie ist die personell Größte der Hansestadt mit Tunnelleitzentrale und Tunnelfeuerwehren – geleitet, vorher stand er an der Spitze der Feuer- und Rettungswache Innenstadt. Zu seiner Berufserfahrung gehören das Wirken im leitenden Einsatzdienst und als Stabsmitarbeiter, die Vorbereitung des G20-Gipfels in Hamburg 2017 sowie als Pressesprecher der Feuerwehr Hamburg von 2011 bis 2015. In diese Zeit fiel auch die Anerkennung des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher, der 2014 die Pressestelle der Feuerwehr Hamburg mit Frese als „Pressestelle des Jahres“ auszeichnete.
Schnell viele Lehrgänge besucht
Mit 17 Jahren trat Frese in die Einsatzabteilung ein, hat, wie er sagt, „sehr schnell sehr viele Lehrgänge besucht“ und schließlich sein Hobby zum Beruf gemacht. So hat er nach dem Abitur im nordhessischen Korbach zunächst eine Ausbildung zum Energie-Elektroniker gemacht, denn direkt nach dem Abitur hatte er sich zwar bei verschiedenen Berufsfeuerwehren beworben, wurde aber mit der Begründung, keine Berufsausbildung zu haben, abgelehnt.
Seine Laufbahn als Feuerwehrbeamter begann 1996 bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main. 2003 schloss er sein Studium als Diplom-Ingenieur (FH) Elektrotechnik an der Fachhochschule Frankfurt ab – als Teilzeitstudent im Nebenberuf, damals bei der Feuerwehr ein Novum. Ein Jahr später wechselte er von der Branddirektion Frankfurt nach Hamburg.
Kein Amtsleiter der alten Schule
Und jetzt also Hanau. Frese gibt zu: „Ich kannte die Stadt aus meiner Frankfurter Zeit und hatte Hanau als nicht besonders schön in Erinnerung.“ Deshalb habe er bei seiner Entscheidung für Hanau ganz genau hingeschaut, sich alles angesehen und auch die schönen Seiten der Stadt und der Region entdeckt: Wilhelmsbad, die Wälder – und als begeisterter Mountainbiker den Spessart. Und die Hanauer Feuerwehr. Haben sich seine Erwartungen an sie erfüllt? „Ja, es ist eine spannende Aufgabe. Hanau hat eine sehr junge, sehr dynamische Feuerwehr mit sehr vielseitigen Aufgaben.“ Dabei seien die Herausforderungen größer, als er sich diese vorgestellt habe. „Wir haben hier eine riesige Themenvielfalt. Und die Feuerwehrleute mussten sich auch erst einmal auf ihren neuen Chef einstellen. Der Führungsstil von Peter Hack war ein anderer als es der von Hendrik Frese ist.“
Er sei kein Amtsleiter der alten Schule, sondern habe einen eigenen Führungsstil, der ihn Teil des Teams sein lässt. „Ich rolle auch mal den Schlauch mit auf nach einem Einsatz.“ Generell ist es der Einsatzdienst, an dem Freses Leidenschaft hängt. Rausfahren. In der Praxis bleiben. Nah dran sein. Frese steht für eine neue Generation von Feuerwehrführung. „Es war viel Arbeit, das Team auf diesen neuen Führungsstil einzustellen. Und der Prozess dauert bisweilen noch an.“
Feuerwehrmann ist Traumberuf
Die Arbeitsbelastung für die Hanauer Berufsfeuerwehr sei groß. Hinzu komme das Thema Kreisfreiheit. „Die Personalstruktur ist da in vielen Punkten nicht mitgewachsen. Da sind wir im Wandel. Auch hin zur Großstadtfeuerwehr. Eine herausfordernde Aufgabe, bei der uns die gute Vernetzung zwischen Freiwilliger und Berufsfeuerwehr hilft.“
Den Standort der Hauptfeuerwache lobt Frese als „weise und weitsichtige Entscheidung, an dieser Stelle zu bauen und damit die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Denn auch bei einer nötigen Erweiterung können wir hier bleiben. Das macht die Feuerwehr für Jahrzehnte zukunftsfähig.“
Feuerwehrmann zu sein, das ist Freses Traumberuf. „Bis heute. Ich würde es jeder Zeit wieder so machen. Es macht einfach Spaß.“ Seine Leidenschaft für die Feuerwehr hat er übrigens auch an seinen Sohn weiter gegeben. Der Achtjährige ist Mitglied der Kinderfeuerwehr.
Von Kerstin Biehl