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Rentner aus dem Raum Hanau darf 100000 Euro und Goldringe behalten

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Von: Christian Dauber

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Unter anderem diese Goldringe hatte der Rentner damals gefunden. Sie gehören jetzt ihm, wie auch das Geld.
Unter anderem diese Goldringe hatte der Rentner damals gefunden. Sie gehören jetzt ihm, wie auch das Geld. © PM

Diesen Tag wird ein Rentner aus der Nähe von Hanau wohl nie vergessen: Bei Gartenarbeiten entdeckte er im November vergangenen Jahres einen Müllbeutel in seiner Hecke. Beim Blick hinein dürfte er seinen Augen nicht getraut haben. Diese erspähten etwa 100 000 Euro Bargeld und etliche hochwertige Ringe aus echtem Gold. Der Mann zeigte sich damals pflichtbewusst und meldete den Fund der Polizei.

Region Hanau - Stammen die Wertsachen aus einer Straftat? Hat sie jemand versteckt und vergessen? Die Beamten standen vor einem Rätsel. Monatelang versuchten sie, den Eigentümer zu ermitteln – ohne Erfolg. Jetzt darf der glückliche Finder alles behalten, wie der Hessische Rundfunk zuerst berichtete.

„Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht es so vor“, erläutert Polizei-Pressesprecher Thomas Leipold im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Tat: In Paragraf 973 heißt es, dass der Finder sechs Monate nach der Anzeige bei der zuständigen Behörde das Eigentum an der Sache erwirbt. Die sechs Monate seit dem Fund sind im Mai abgelaufen.

Polizei hat kann Rätsel nicht lösen

Wer der Rentner ist, der sich über den Geldsegen freuen darf, möchte Leipold zum Schutz des Mannes nicht verraten. Gerne hätte unsere Zeitung mit ihm gesprochen. Der Fall wird laut Leipold aber so anonym wie möglich behandelt, wie schon im November, als die Polizei den Fund öffentlich machte. Man habe Bedenken, dass sonst Neugierige zum Grundstück pilgern, um selbst auf Schatzsuche zu gehen, hieß es damals. Deswegen wird selbst der Ort nicht genannt. Auch der Finder selbst will aus verständlichen Gründen nicht in die Öffentlichkeit treten.

In den vergangenen Monaten ließ die Polizei nach eigenen Angaben nichts unversucht, um herauszufinden, wem Gold und Geld gehören. „Wir haben alles in unserer Macht stehende getan“, so Leipold. Man sei etlichen Hinweisen aus dem In- und Ausland nachgegangen. Unter anderem habe es einen Hinweis auf einen Überfall auf eine Hanauer Kaserne in den Achtzigerjahren gegeben. „Damals gab es aber noch keine Euro-Scheine, die in diesem Fall aber gefunden wurden“, so Leipold.

Monatelange Ermittlungsarbeit

Die Hanauer Beamten hätten Polizeidienststellen in ganz Deutschland kontaktiert – erfolglos. Auch die Bundesbank habe man involviert, um über die Seriennummern der Geldscheine schlauer zu werden. Über deren Nachverfolgung hoffte man, ein Ausgabedatum und einen möglichen Empfänger herauszufinden – Pustekuchen. Außerdem sei überprüft worden, ob die Wertsachen zur Fahndung ausgeschrieben waren. Auch dabei kam nichts heraus. „Niemand war auf der Suche nach dem Geld oder den Ringen“, fasst Leipold zusammen. Sogar Detekteien hätten ihre Unterstützung bei der Suche angeboten. Dies habe man allerdings nicht angenommen.

Die Ermittlungen in dem ungewöhnlichen Fall hätten sehr viel Zeit in Anspruch genommen. „Die Kollegen sind ständig drangeblieben und haben immer wieder neue Versuche unternommen“, so Leipold. Alles ohne Ergebnis.

Tüte lag wohl mehrere Jahre in der Hecke

Die Umstände des damaligen Fundes waren mysteriös. Der Rentner stieß beim Heckeschneiden auf eine Tüte. Statt Unrat, wie er zunächst vermutete, enthielt diese die Wertsachen. Vermutet wurde zunächst, dass sie eventuell einem Verbrechen entstammen. Doch der Verdacht lief ins Leere. Die Tüte dürfte schon mehrere Jahre in der Hecke gelegen haben, ohne dass sie entdeckt wurde. Darauf, so hieß es damals im Polizeibericht, lasse unter anderem der äußere Zustand des Müllbeutels schließen.

Maximal sieben Jahre lang war die Tüte verborgen geblieben. Damals nämlich, so erzählte es kurz nach dem Fund der Leiter der Polizei-Pressestelle Rudi Neu unserer Zeitung, sei die Hecke zuletzt zurückgeschnitten worden. Der Eigentümer könne sich daran erinnern, weil seinerzeit Malerarbeiten am Haus anstanden und ein Gerüst aufgestellt werden musste.

Wenn jetzt noch einer kommt: Pech gehabt

Der Fund bestand überwiegend aus Damen- und Herrenringen, aber auch mehrere Taschenuhren, Halsketten und Ohrstecker waren darunter. Ein Fachbetrieb schätzte den Wert auf insgesamt etwa 20 000 Euro.

Der Schmuck ist sogenannte Massenware, die mutmaßlich in den 50er und 60er Jahren in den USA hergestellt wurde. Ob der Schmuck auch dort gekauft wurde oder ob es importierte Ware war, lässt sich nicht sagen. Einige Stücke sind sehr individuell: Ein Ring zeigt Initialen, auf einer Taschenuhr befindet sich eine Gravur.

Wenn doch noch jemand seinen Goldring erkennt oder sein Geld vermisst, hat derjenige jetzt Pech gehabt. „Jeder Anspruch ist mit Übergabe der Funde erloschen“, erläutert Leipold. Chance vertan. Allein der neue Eigentümer darf entscheiden, was nun passiert. Ob er alles auf die Bank bringt oder doch auf Weltreise geht? Das wird die Öffentlichkeit vermutlich nie erfahren.

Von Christian Dauber

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