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„Haben Angst um unsere Kinder“: Bei SEK-Einsatz Verhafteter ist kein Unbekannter

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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Mann steigt mit Axt in Hanauer Linienbus und schreit Fahrgäste an
Mann steigt mit Axt in Hanauer Linienbus und schreit Fahrgäste an © Marwin Stephan/5Vision

Ein Mann steigt in Hanau mit einer Axt bewaffnet in einen Bus. Es folgt ein großer Polizeieinsatz. Nun stellt es heraus: Der 37-Jährige war bereits zuvor auffällig geworden.

Update vom Donnerstag, 24.02.2022, 19.54 Uhr: Ein mit einer Axt bewaffneter Mann hat am Mittwochabend (23.02.2022) in Hanau für einen Polizeieinsatz gesorgt (siehe Erstmeldung von 08.05 Uhr). Gegen 18.20 Uhr hatte ein Mann einen Linienbus in der Großauheimer Waldsiedlung bestiegen. Er schrie lautstark herum. Andere Fahrgäste alarmierten die Polizei. Der Linienbus wurde bis zur Haltestelle am Hanauer Hauptbahnhof mehrere Kilometer durch etliche Polizeistreifen und einen Polizeihubschrauber verfolgt. Gegen 20 Uhr wurde der 37-Jährige durch Spezialkräfte der Polizei am Bahnhof verhaftet und abgeführt.

Am Morgen darauf klingelt das Telefon in der Redaktion. Der Mann am anderen Ende der Leitung möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Er hat von dem Einsatz gehört, drei Jahre lang im gleichen Haus gelebt, wie der Festgenommene. „Meine Ex-Frau und unsere beiden gemeinsamen Kinder sind immer noch dort zu Hause“, sagt er. „Wir haben gestern Abend noch telefoniert. Sie macht sich Sorgen – und andere auch. Wir haben Angst, vor allem um unsere Kinder.“ 28 Wohneinheiten hat das mehrstöckige Gebäude. Fünf oder sechs Familien mit kleinen Kindern leben dort. Direkt gegenüber befindet sich der Kindergarten Heilig Geist.

Nach SEK-Einsatz in Hanau: 37-Jähriger schon zuvor aufgefallen

Immer wieder sei der Mann in den vergangenen Jahren mit seiner Handaxt umhergerannt, habe gebrüllt – auch vom Balkon aus. Zu hören gewesen sei das im ganzen Haus, sagt der Familienvater. Die Kinder lasse seine Frau schon lange nicht mehr alleine durchs Haus gehen oder Fahrstuhl fahren. Er versteht nicht, warum der 37-Jährige, der allein in seiner Wohnung in Hanau lebt, nicht entsprechend behandelt oder ihm ein Betreuer zur Seite gestellt wird.

Denn die Fahrt im Bus ist nicht der erste Vorfall, der die Polizei auf den Plan rief. Schon vor fast vier Jahren gab es einen Polizeieinsatz. Im Mai 2018 sichtete der Sicherheitsdienst des Kraftwerks Staudinger in Großkrotzenburg einen Mann mit freiem Oberkörper, der schrie und ein Messer sowie einen Hammer bei sich trug. Er war offenbar über den Zaun auf das Gelände des Kraftwerks geklettert. Der Mitarbeiter verständigte die Polizei.

Die Situation sei bedrohlich gewesen, blickt Alexander Schlüter, Pressesprecher im Polizeipräsidium Südosthessen, im Gespräch mit unserer Zeitung zurück. Da er sein Messer nicht habe abgeben wollen, sei er mit einem gezielten Schuss in die Schulter „festgesetzt worden“, formuliert es Schlüter. Der Verletzte wurde damals schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, operiert und in ein künstliches Koma versetzt. Anschließend kam der Mann in die Psychiatrie, wurde entlassen und lebt nach wie vor alleine in der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in Großauheim.

Mann steigt mit Axt in Hanauer Bus: „Braucht offenkundig Behandlung“

„Der Mann ist einschlägig polizeibekannt, konsumiert Drogen“, so der Beamte weiter. Bereits mehrfach sei er in die Psychiatrie eingewiesen und nach der Einstellung mit Medikamenten wieder entlassen worden. Nach dem jüngsten Fall in Hanau ist er laut Polizei vorerst erneut in einer Psychiatrie untergebracht. „Von ihm geht aktuell aber keine Gefahr aus“, sagt Schlüter.

Die Anwohner des Hauses dürfte das kaum beruhigen. Schon nach dem Vorfall 2018 hätten sich die Mieter an die Hausverwaltung gewandt, in Sorge um ihre Sicherheit, erklärt der Familienvater. Man habe erreichen wollen, dass dem Mann gekündigt werde. „Die Hausverwaltung hat uns damals erklärt, das sie nichts unternehmen kann. Jetzt ist er mit seiner Axt sogar im Bus unterwegs gewesen, hat herumgeschrien. Wie verrückt ist das denn?“, fragt er. „Ich will niemanden schlecht machen, aber der Mann braucht offenkundig eine Behandlung oder Betreuung.“

SEK-Einsatz in Hanau: Mann steigt mit Axt in Linienbus und schreit Fahrgäste an

Erstmeldung vom Donnerstag, 24.02.2022, 08.05 Uhr: Hanau - Ein mit einer Axt bewaffneter Mann hat am Mittwochabend (23.02.2022) für einen Polizeieinsatz gesorgt. Gegen 18.20 Uhr wurde der Polizei ein Mann gemeldet, der in der John-F.-Kennedy-Straße einen Linienbus mit einer Axt bestiegen hat und lautstark herumschrie, wie die Polizei mitteilte. Der Linienbus wurde bis zur Haltestelle am Hanauer Hauptbahnhof mehrere Kilometer durch etliche Polizeistreifen und einen Polizeihubschrauber verfolgt

Mann mit Axt in Linienbus: Festnahme durch SEK in Hanau

Der sofort alarmierten Polizei gelang es, die Person beim Verlassen des Busses in der Auheimer Straße vor dem Bahnhof zu umstellen. Dadurch wurde eine Gefährdung anderer Personen verhindert. Gegen 20 Uhr konnte der 37-Jährige durch Spezialkräfte der Polizei dort festgenommen werden. Die Person wurde bei dem Zugriff durch die Polizei nicht verletzt. Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz, teils schwer bewaffnet und mit Schutzschilden ausgerüstet. Nachdem der Täter überwältigt wurde, wurde er verhaftet und abgeführt. (red)

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