Viel los bei Hanauer Weinfest und Kunsthandwerkermarkt im Schlossgarten

Dass auf den meisten Tischen im Schlossgarten das Weinglas eine Flasche Wasser neben sich als Begleiterin stehen hat, hat für Artur Steinmann nichts mit der Sommerhitze zu tun, sondern zeichne den Kenner aus. „Das muss so sein“, sagt der Winzer aus dem unterfränkischen Sommerhausen mit Bestimmtheit. „Das Wasser ist für den Durst und der Wein für den Genuss“, erklärt Steinmann, der seit beim Hanauer Weinfest Weinfestes ausschenkt.
Hanau - Steinmann strahlt über das ganze Gesicht bei der Frage, wie das Geschäft bislang gelaufen ist. „Am Donnerstagabend waren erstaunlich viele Besucher gekommen, am Freitag war es zwar nicht voll, aber die Leute waren in schöner Partylaune. Vor der Bühne wurde mit dem Weinglas in der Hand gewippt und getanzt“, erzählt er und bezeichnet den Schlossgarten mit seinen hohen Bäumen nicht nur in den Abendstunden als „traumhaften Ort“.
Keiner der Beschicker des 16. Internationalen Kunsthandwerkmarktes an anderer Stelle des Geländes würden dem Winzer wohl widersprechen. Das vielfältige Angebot lockt zahlreiche Besucher. Auffällig sind Produkte etwa zweier Seifenanbieter, an deren Verkaufstischen den Flaneur wahre Duftkakofonien entgegenschlagen. „Pinacolada vegan“ aus „olivensüßes Mandelöl und Kakaobutter“, das klingt eher nach Cocktail denn nach Reinigungskraft mit Aroma. Veilchenduft oder Kernseife war eben früher. Allerdings kostet das Besondere aus einer „Seifenmanufaktur“ auch seinen Preis, knapp zehn Euro das Stück.
Individuelle Stücke im Angebot
Wer am Wochenende durch den Schlossgarten bummelte, hielt jedoch nicht selten Ausschau nach Dingen, die es im Laden nicht oder kaum zu finden gibt, weil sie in einem Atelier oder einer Werkstatt gefertigt worden sind. Dazu zählten jedoch weniger die zur Witterung passenden Strohhüte, die als importierte Ware in großen Kartons aus Almagro feilgeboten wurden. „Handgemachte Panamahüte“ verheißt ein Schild. Wie sonst lässt sich diese Art der Kopfbedeckung herstellen? Weit aus mehr Unikatcharakter – zum Teil mit einer großen humoristischen Bandbreite – ist an den Ständen der mit Metall, Holz oder Keramik arbeitenden Anbieter zu entdecken – etwa skurrile Gartenfiguren oder wie Fels aussehende Baumstücke mit einem silberfarbenen Bergsteiger in der „Wand“.
Fahrradschläuche wiederverwertet
Individualität zeigt sich vor allem bei den Schmuckgestaltern. Dabei geht es dieser Anbietersparte nicht allein um den Umsatz vor Ort. „Der Markt ist optimal, um mit den Kunden in Kontakt zu kommen“, sagt Christine Schönau, von der Werkstattgemeinschaft Made in Hanau. „Nicht wenige Besucher, schauen später bei uns im Laden vorbei“, sagt die Gold- und Silberschmiedemeisterin. Dort würde dann nach individuellen Wünschen gefertigt – auch aus seltenen, untypischen Materialen. So hält es in gewisser Weise ebenfalls Dieter Dausmann, einer von zwei Anbieter von Upcycling-Schmuck. Fahrradteile haben es ihm vor allem angetan, etwa Ketten, die auf den Zahnkränzen am Velo ihren Dienst getan haben und nun als bunt lackiertes Armband ein neues Dasein bekommen.
Beim Anlegen muss jedoch nicht der Kettennieter aus dem Velo-Werkzeugkasten genutzt werden, ein versilberter Karabinerhaken ist als Schließe eingearbeitet worden. Ästhetik müsse das Objekt schon haben. Mit der Wiederverwertung von Fahrradschläuchen habe er vor Jahren mit dem Upcycling angefangen, erzählt der Mann aus Kaiserslautern.
Die Nachfrage von Modeschmuck aus Dingen, die ein früheres Leben hatten, sei gut. Die Strecke nach Hanau lohne sich – wie auch etwa die ins Allgäu auf Märkten, sagt der Mann, der in seinem früheren Berufsleben bis zur Pensionierung Beamter war.
Von Detlef Sundermann

