Umgestaltung in Großauheim: Knochenjob auf dem Rochusplatz

Seit drei Monaten läuft die Umgestaltung des Großauheimer Rochusplatzes. Das Projekt war im Vorfeld wiederholt in den Schlagzeilen – auch wegen der Kostensteigerung. Zuletzt sorgte ein brisanter Fund für Verzögerungen. Die Einweihung soll gleichwohl wie geplant im Oktober stattfinden.
Großauheim – „Hier, versuchen Sie mal zu heben“, sagt Stefan Schachtschabel Puh, mit einer Hand ist es kaum zu schaffen, den Betonquader zu bewegen. Man braucht beide Hände. Und einen kräftigen Ruck. Für die Baukolonne, die am Rochusplatz im Einsatz ist, ist das indes Routine. „Die Männer pflastern im Akkord“, sagt Schachtschabel, Projektleiter beim städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS), „und in erstaunlicher Geschwindigkeit“. Selbst mit den 16 Zentimeter dicken Betonsteinen. Ein Knochenjob bleibt das allemal.
Gestern legten die Pflasterarbeiter eine Musterfläche an. Fachleute vom HIS kontrollierten unter anderem die Fugenbreite. Dann ging es auf einem fein gekiesten Bereich weiter. Es war der Auftakt zur Pflasterung des gesamten Rochusplatzes. 1200 Quadratmeter müssen mit den schweren Betonsteinen belegt werden. Schon „in vier bis fünf Wochen“, soll das fertig sein, so HIS-Chef Markus Henrich bei einem Ortstermin.
Rochusplatz: Seit Februar läuft der Umbau
Seit Februar läuft der Umbau des prominentesten Platzes im Stadtteil. Die Planungsphase war von langen Diskussionen und Bürgerprotesten geprägt. Nachdem Hanau die Straßenbeitragssatzung abgeschafft hatte und klar war, dass sich die Anlieger doch nicht an den Kosten beteiligen müssen, entspannte sich vieles. In der Bauphase gebe es „ein gutes Miteinander“, sagt Henrich. Ein Anwohner fungiere als eine Art Sprecher. Wenn es vor Ort etwas zu klären gebe, wie kürzlich das Ansinnen, eine bessere Passierbarkeit für einen Rollstuhlfahrer zu schaffen, werde das rasch gemacht.
Die Umgestaltung des Rochusplatzes hatte in der Vergangenheit wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Auch, weil die Baukosten gegenüber der ersten Kalkulation um 300.000 Euro in die Höhe schossen. Gestiegene Baupreise und zusätzlich benötigte Gas- und Wasserleitungen seien die größten Kostentreiber gewesen, hieß es.

Doch auch der jetzige 1,2 Millionen-Etat wird nicht ganz reichen. Es sollen 100.000 Euro mehr werden Grund: Unter dem Platz wurde, wie berichtet, unerwartet ein 20 mal 20 Meter großer Löschteich aus Beton aus der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs gefunden, verfüllt mit Hinterlassenschaften der US-Army – von Stahlhelmen über Munition bis zu Gewehren und Panzerfäusten. Henrich: „Sogar ein halber Jeep war da drin.“ Es bedurfte eines großen Aufwandes, um unter Aufsicht des Kampfmittelräumdienstes alles wegzuschaffen. Dann mussten die dicken Betonwände abgebrochen und die massiven Bodenplatte durchlöchert werden, so Schachtschabel, „damit das Wasser abläuft“.
Durchfahrt Krotzenburger- und Rochusstraße in den Ferien gesperrt
Vier Wochen Verzögerung hat das gekostet. Das Betonbassin unter dem Platz war in keinem Plan verzeichnet und auch bei Bodenerkundungen nicht entdeckt worden. „Wir holen die Zeitverzögerung aber wieder rein“, sagt Jörg Herchenröder, bei HIS für die Bauüberwachung zuständig. Während der Ferien vom 29. Juni bis 10. August wird die derzeit mögliche Durchfahrt Krotzenburger- und Rochusstraße gesperrt. Dann will man nicht nur, wie jetzt schon, an sechs Tagen die Woche arbeiten, sondern auch die Baukolonnen personell verstärken. Die Buslinien werden während der Platzsperrung umgeleitet.
Rund ein Drittel der gesamten Bauzeit ist mittlerweile geschafft. Zunächst wurden die Versorgungsleitungen durch die Stadtwerke-Tochter Hanau Netz GmbH erneuert, samt der Hausanschlüsse. „All das, was man nachher nicht sieht“, sagt Projektleiter Schachtschabel. In den letzten Tagen wurde unter anderem das Fundament für den versetzten Standort des historischen Rochuskreuzes gegossen. Das Sandsteinkreuz wird derzeit von einem Steinmetz in Bruchköbel aufgearbeitet. Und auch der Uhrenturm, der auf dem Platz stand, wird in einer Spezialfirma generalüberholt und dann wieder aufgestellt.

Um Zuge des Platzumbaus werden auch Stromversorgungsschächte für den kleinen Wochenmarkt in den Boden eingelassen und Platz für bis zu sieben Marktstände geschaffen. Derzeit sind es drei bis vier Stände. Während der Bauarbeiten findet man sie wenige Meter weiter Richtung Rochusstraße. Markanter Mittelpunkt des neuen Rochusplatzes, auf dem insgesamt 14 Lindenbäume gepflanzt werden, wird ein künstlerisch gestaltetes Sitz-Rondell. Es soll an den Tierbildhauer August Gaul erinnern, den wohl berühmtesten Sohn Großauheims. In einem Wettbewerb wurde der Entwurf des jungen Aachener Künstlers Matthias Kohn ausgewählt.
Der in hellgrauer Sandsteinoptik gepflasterte Platz soll mit Pollern von den Fahrbahnen abgegrenzt werden, die einen hellen Asphaltbelag bekommen. Auch die Bushaltestelle am Rochusplatz wird erneuert und erhält eine elektrische Anzeigetafel. Zum 150. Geburtstag von August Gaul am 22. Oktober sollen Denkmal und Platz eingeweiht werden. „Wir sind bis dahin fertig“, sagt der HIS-Chef, lediglich an den Rändern seien danach eventuell noch Restarbeiten zu erledigen.
VON CHRISTIAN SPINDLER
Das Unternehmen P3 Logistic Parks Germany treibt seine Planungen für den Bau eines der größten Rechenzentren Europas in Hanau-Großauheim voran.