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„Lost place“ Bautz-Gelände: Neues Quartier für 3500 Menschen entsteht

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Von: David Scheck

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Die „Halle 3“: Was diese ehemalige Schmiedehalle besonders macht, ist ihre Dachkonstruktion aus Holz. Sie soll daher erhalten bleiben.
Die „Halle 3“: Was diese ehemalige Schmiedehalle besonders macht, ist ihre Dachkonstruktion aus Holz. Sie soll daher erhalten bleiben. © Moritz Göbel/Scheiber

Auf dem ehemaligen Bautz-Gelände in Hanau entsteht ein neues Quartier. Das „Main Au Quartier“ soll 3500 Bewohnern Platz bieten.

Hanau - Beim Blick auf das ehemalige Bautz-Gelände in diesen Tagen braucht es schon reichlich Fantasie, um sich vorzustellen, was dort eines Tages einmal entstehen soll. Der – so gut wie – verlassene Industriestandort hat etwas von einem „lost place“, jene verlassenen Industrie-Areale, die eine magische Anziehungskraft vor allem auf Fotografen ausüben. Doch so ganz trifft der aus dem Englischen stammende Begriff nicht zu: Denn der Ort am Großauheimer Mainufer ist alles andere als verloren oder vergessen: In den kommenden rund zehn Jahren wird dort ein neues Quartier entstehen, das man in Bezug auf seine Dimensionen auch als neuen Stadtteil bezeichnen kann.

Die Stadt Hanau wird damit nach dem Pioneer-Park ein weiteres Wohnquartier erhalten, das hohe Anforderungen stellt in Bezug auf Mobilität und Nachhaltigkeit. Etwa 1400 Wohneinheiten, rund 3500 Bewohner – das sind die Zahlen, für die das zukünftige „Main Au Quartier“, so der Projektname, einmal stehen soll.

Und das in einer Zeit steigender Rohstoffpreise und zum Teil großer Lieferverzögerungen auch in der Baubranche. Allerdings sei ein solches Vorhaben stets eine Herausforderung, verbunden mit Chancen und Risiken, sagt Jessica Hesse-Kadlec, Standortleitung Region West des Bauträgers Buwog, beim Rundgang über das Gelände mit unserer Zeitung.

Der Geist der Vergangenheit: Einige historische Gebäude sollen in die neue Bebauung integriert werden.
Der Geist der Vergangenheit: Einige historische Gebäude sollen in die neue Bebauung integriert werden. © Moritz Göbel/Scheiber

Neues Quartier in Hanau: Industriellen Vergangenheit soll erhalten bleiben

Mit der Übernahme der Bien-Ries AG im Jahr 2020 durch die Buwog konnte das Hanauer Team unter neuer Flagge das Projekt „neu denken“. Dem Denkmalschutz wurde wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt und es wurden weitere Nutzungsarten im Quartier bedacht, mit dem Bestreben, dem Projekt weitere Identität zu verleihen, so Hesse-Kadlec.

Im Ergebnis sollen nun einige Gebäude als Zeugnisse der industriellen Vergangenheit des Standortes erhalten bleiben, darunter unter anderem die „Halle 3“. Was gerade diese ehemalige Schmiedehalle besonders mache, sei ihre Dachkonstruktion aus Holz. Das Tragwerk des etwa 1939 errichteten Gebäudes wurde gemäß Bauantrag in Stahl geplant, vermutlich aufgrund der anhaltenden Knappheit des Werkstoffes zu Beginn des Zweiten Weltkrieges jedoch in Holz ausgeführt.

Nicht alles kann zukünftig genutzt werden: Daher wird dieser Turm weichen.
Nicht alles kann zukünftig genutzt werden: Daher wird dieser Turm weichen © Moritz Göbel/Scheiber

Hanau: Quartier bekommt individuelles Gesicht

Untersuchungen hätten ergeben, dass das Holz auch nach über 80 Jahren noch gut erhalten und damit eine weitere Nutzung der Halle möglich sei. Auch ein Teil des früheren Verwaltungsgebäudes an der Josef-Bautz-Straße soll weiter genutzt werden, biete sich beispielsweise für eine Gastronomie an, so Hesse-Kadlec. Ebenso soll der historische Entladekran am Mainufer als Erinnerung an die Industriekultur bewahrt bleiben.

Mit dem Erhalt der vorgenannten denkmalgeschützten Bestandsgebäude, der Schaumauer am Mainufer und der historischen Fassadenelemente bekomme das Quartier ein individuelles Gesicht und eine eigene Identität, ist die Buwog überzeugt. Ähnlich, wie die historischen Kasernengebäude und die fächerartige Form des Areals dem Pioneer-Park einen ganz eigenen Charakter geben und das Quartier einzigartig machen.

Das Quartier existiert bislang nur auf dem Papier: Jessica Hesse-Kadlec verdeutlicht, was geplant ist.
Das Quartier existiert bislang nur auf dem Papier: Jessica Hesse-Kadlec verdeutlicht, was geplant ist. © Moritz Göbel/Scheiber

„Main Au Quartier“: Projekt soll 2031 finalisiert werden

Schon allein aus logistischen Gründen wird das „Main Au Quartier“ in mehreren Teilabschnitten realisiert. Erste vorbereitende Baumaßnahmen auf dem Areal haben bereits begonnen, um richtig loslegen zu können, braucht es noch den entsprechenden Beschluss der Hanauer Stadtverordneten. Planmäßig starten sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr im Nordwesten des Areals. Die als Schallschutz dienenden Gebäuderiegel entlang der Lise-Meitner-Straße sollen als erste entwickelt werden; das Gebiet „Wohnen I“ voraussichtlich in den Jahren 2022 bis 2026, „Wohnen II“ in den Jahren 2024 bis 2028. Die letzten Bereiche werden, nach jetzigem Planungsstand, erst 2031 fertig sein. Ein langer Atem ist also gefragt. (David Scheck)

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