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Gastronomie in Hanau und der Region sucht noch Personal für Biergartensaison

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Von: Lisa Mariella Löw

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Die Zeit der Biergärten wie hier am Restaurant Klara auf dem Marktplatz hat bereits begonnen. Doch nicht überall gibt es genügend Personal.
Die Zeit der Biergärten wie hier am Restaurant Klara auf dem Marktplatz hat bereits begonnen. Doch nicht überall gibt es genügend Personal. © PATRICK SCHEIBER

Hanau - Nicht alle Gastronomiebetriebe haben genügend Mitarbeiter für die nahende Biergartensaison. Das zeigt eine Umfrage unserer Zeitung.

Das Gastgewerbe beschäftigt deutschlandweit etwa zwei Millionen Menschen, die meisten davon in Restaurants, Wirtshäusern, Cafés, Bistros und Imbissbuden. Der Hotel- und Gastronomieverband (Dehoga) schätzt, dass es aktuell rund 50 000 offene Stellen gibt. Wie steht es um den Fachkräftemangel für Restaurantbesitzer bundesweit und in Hanau, gerade im Hinblick auf die kommende Biergartensaison? Unsere Redaktion hat nachgefragt.

Deutschlandweit sei die Situation zwar angespannt, doch der Trend bei der Beschäftigungsquote sei positiv, teilt die Dehoga mit. So gab es im letzten Quartal 2022 bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen überproportionalen Anstieg mit über 30 Prozent. Gleichzeitig wirkt sich der demografische Wandel auch auf das Gastgewerbe aus: „Die geburtenstarken Jahrgänge gehen aktuell frühzeitig oder offiziell in Rente“, sagt Oliver Kasties, Hauptgeschäftsführer der Dehoga Hessen. Hinzu kommt, dass viele langjährige Arbeitskräfte während der Pandemie in andere Branchen wie den Einzelhandel gewechselt hätten. Doch inzwischen seien viele von ihnen wieder in die Restaurants zurückgekehrt. „Dies macht deutlich, dass das Gastgewerbe attraktive und abwechslungsreiche Arbeitsplätze zu bieten hat“, sagt Kasties.

Hohes Gehalt gegen Personalnot

Kommt es dennoch zu personellen Engpässen, würden Restaurants zunächst ihre Öffnungszeiten reduzieren, teilt Christian Gerlach, Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbands Waldeck-Frankenberg, mit. Gängig seien bis zu vier Ruhetage, sodass nur am Wochenende gearbeitet werde. Auch der technische Fortschritt sei ein Mittel, den Betrieb mit weniger Fachkräften aufrechtzuerhalten: „Digitale Ordersysteme erleichtern den Bestellvorgang und ermöglichen zum Teil, mit weniger Servicekräften auszukommen“, sagt Kasties. Ein weiterer wichtiger Schritt, dem Personalmangel entgegenzuwirken, sei das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Seit März können sich Arbeitskräfte aus einem Nicht-EU-Land mit einer sogenannten Chancenkarte für ein Jahr in Deutschland aufhalten, um sich hier einen Arbeitsplatz zu suchen. Mit der Karte können sie bei Betrieben zur Probe arbeiten oder einer Nebenbeschäftigung nachgehen, beispielsweise als Servicekraft oder Küchenhilfe. „Wir sind optimistisch, dass unsere Branche nach den schweren Jahren gestärkt und neu aufgestellt, beispielsweise in den Bereichen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit, in die Zukunft gehen wird“, resümiert Oliver Kasties.

Personell gut aufgestellt sei auch das „Treppchen im Huttenhof“ in der Steinheimer Altstadt, Inhaber Izzet Yilandiloglu freut sich darauf, seinen Biergarten zum 1. Mai zu öffnen und auf seiner Terrasse 160 Gästen einen Sitzplatz anzubieten. Genügend Servicekräfte hat der Gastronom, um alle Besucher zu bewirten: „Wir haben personaltechnisch keine Probleme, denn wir zahlen überdurchschnittliches Gehalt“, sagt Yilandiloglu.

Hoffnung auf Kontinuität

Carola Frischkorn, Inhaberin von „Lug ins Land“, beklagt hingegen derzeit noch einen Engpass. Für ihren Außenbereich mit 100 Plätzen auf dem Platz des Friedens sucht sie noch fünf bis sechs Servicekräfte: „Ich hoffe, dass alle Servicekräfte, die sonst überall als Aushilfen beschäftigt waren, aus ihrem Corona-Winterschlaf erwachen und dass die Gäste Verständnis haben, wenn nicht alle Plätze geöffnet werden können, weil eben nicht genug Personal da ist.“

Optimistischer blicken Johann und Johanna Goltz, Betreiber der Außengastronomie „La Main“ am Dörnigheimer Mainufer, auf die anstehende Saison: „Stand jetzt gehen wir davon aus, dass unser Servicepersonal vom letzten Jahr uns auch in diesem Jahr unterstützen wird“, sagt Johann Goltz, der aus einer Schausteller-Familie stammt. Vier bis fünf Mitarbeiter seien nötig, wobei Qualität wichtiger als Quantität sei. „Ein guter Mitarbeiter ist besser als drei, die sich nur die Füße platt stehen und nicht mit vollem Einsatz dabei sind.“ Sollte er doch in Personalnot geraten, helfe die Schausteller-Gemeinschaft. „Am Personal wird es nicht scheitern“, sagt Goltz.

Mit kaputten Knien selbst im Service

Auch im Landgasthof Alt-Bischofsheim soll am 1. Mai der Biergarten eröffnet werden. In diesem Jahr wird sich Pächter Peter See gemeinsam mit zwei Mitarbeitern um den Service kümmern müssen – trotz zweier kaputter Knie.

„Es ist schwierig, Leute zu finden. Selbst für die Küche findet man keinen. Einen Mitarbeiter mehr könnten wir dringend gebrauchen“, sagt See. Am Ende sei er jedoch fast gezwungen, am Personal zu sparen. Schuld seien sowohl höhere Preise für Lebensmittel und Energie als auch der gestiegene Mindestlohn.

Im Biergarten „Adelheid“ am Congress-Park haben an Ostern schon einige Gäste gespeist. Kira Hirsch vom Restaurantteam berichtet: „Wir haben ein großartiges Basisteam in der Adelheid, suchen aber trotz allem immer neue Aushilfen zur Erweiterung.“ Das Team freue sich auf den Sommer „mit kulinarischen Highlights und lauen Sommernächten“.

Von Lisa Mariella Löw und Kristina Bräutigam

Außengastronomien zum Verweilen – im Bild der Biergarten am Congress Park Hanau – gibt es in der Region einige.
Außengastronomien zum Verweilen – im Bild der Biergarten am Congress Park Hanau – gibt es in der Region einige. © -

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