Neuer Rufbus in Hanau verbindet Stadtteile – Erste Details zu Angebot

Ein „neues Nahverkehrs-Zeitalter“ soll in Hanau beginnen: Nach Jahren der Planung rollt im Sommer erstmals der neue Rufbus „Mainer“ durch die Stadt.
Hanau - Wohl kaum ein Nahverkehrsprojekt in Hanau hatte so einen langen Vorlauf wie dieses: 2018 erstmals ins Gespräch gebracht, wurde es immer wieder verschoben. Nun soll es am 1. Juli starten: ein Rufbus-System zwischen Klein-Auheim und Großauheim. Auch der Name steht fest: „Mainer“ nennt die Hanauer Straßenbahn (HSB) ihr neues On-Demand-Angebot.
Drei Shuttle-Fahrzeuge wurden dafür angeschafft. Der erste Mainer wurde nun von OB Claus Kaminsky (SPD) und Verkehrsdezernent Thomas Morlock (FDP) vorgestellt. Dabei meinte Kaminsky: „Nun beginnt in Hanau ein neues Nahverkehrs-Zeitalter“. HSB-Aufsichtsratsvorsitzender Morlock betonte die „gute Zusammenarbeit mit dem RMV, ohne dessen Einsatz für Fördermittel des Bundes und des Landes die HSB das Mainer-Projekt nicht stemmen könnte“. Diese Förderung läuft vorerst bis Ende 2024.
Neuer Rufbus in Hanau: Unter 15 Minuten Wartezeit nach Bestellung
„Der Mainer in Hanau ist eine weitere Ausdehnung der On-Demand-Landkarte im RMV-Gebiet“, so RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. Der RMV stelle mit neun kommunalen ÖPNV-Partnern das deutschlandweit größte On-Demand-Projekt auf die Beine, bei dem über 100 emissionsfreie Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Wie gut das Angebot ankomme, zeige die hohe Kundenzufriedenheit und die Tatsache, dass 2021 trotz Corona über 80 000 Personen die Shuttles im RMV-Gebiet genutzt haben, darunter im Raum Seligenstadt. Auch die drei Hanauer Shuttle-Fahrzeuge, eines davon barrierefrei, würden rein elektrisch betrieben, hebt HSB-Geschäftsführer Thomas Schulte hervor.
Und so soll das Rufbus-System des Mainers funktionieren: Per App oder Telefon kann man den Kleinbus bestellen. Die Wartezeiten sollen laut HSB unter 15 Minuten liegen. Die Mainer-Vans – zwei mit acht und einer mit fünf Fahrgastplätzen – verkehren montags bis sonntags durchgehend von etwa 6 Uhr bis Mitternacht ohne festen Fahrplan und Linienweg in beiden Stadtteilen. Für die Route werden die Fahrtwünsche der Kunden auf Streckenabschnitten gebündelt.
Rufbus „Mainer“ in Hanau: Alle 33 Bushaltestellen werden angefahren
Angefahren werden alle 33 Bushaltestellen, dazu gibt es laut einer HSB-Präsentation 144 virtuelle Haltepunkte, vornehmlich etwa an Kreuzungen sowie an wichtigen Punkten wie Einkaufszentren, Arztpraxen oder Freizeiteinrichtungen. Der Mainer-Bezirk umfasst ganz Klein-Auheim, inklusive Wildpark, der damit endlich an den ÖPNV angebunden wird. Damit werde „ein lang gehegten Wunsch von Betreibern und Gästen erfüllt“, erinnert OB Kaminsky. In Großauheim sind allerdings Argonnerpark und Paul-Gerhardt-Schule sowie Lise-Meitner-Straße und Bautz-Gelände ausgenommen.
Pläne für neuen Rufbus in Hanau lagen seit 2018 in Schublade
Sie sind aber an die HSB-Stadtbuslinie 6 angebunden. Derzeit verbindet diese noch die beiden Stadtteile. Ab 1. Juli wird sie in Großauheim enden. Nur Schülerbusse fahren dann noch ab und nach Klein-Auheim. Der neue Linienweg 6 führt künftig in Großauheim über Waldsiedlung, Depotstraße, Krotzenburger Straße, Rochusplatz, Sandgasse und Depotstraße. Der aktuelle 30-Minuten-Takt wird verdichtet auf einen 20-Minuten-Takt, vergleichbar mit anderen Stadtbus-Linien.
Bereits 2018 waren erstmals die Pläne bekannt geworden, die Linie 6 zu kappen und die Verbindung zwischen Groß- und Klein-Auheim durch ein Rufbus-System zu ersetzen. Grund: Die Fahrgastzahlen bei der Ortsverbindung waren dürftig, zudem gebe es in Abschnitt zwischen Klein- und Großauheim „eine Verspätungsanfällgkeit durch den Bahnübergang“, hieß es in einem internen Papier.
Es gibt auch Kritik am neuen Hanauer Rufbus-Angebot
Zunächst war der Start der On-Demand-Busse für Dezember 2019 geplant, wurde dann verschoben auf Ende 2020. Jetzt soll der Betrieb am 1. Juli aufgenommen werden. Die Mainer sollen „die Fahrgäste bedarfsgesteuert und durch das Zusammenführen mehrerer, individueller Fahrtwünsche schnell und effizient an ihr Ziel bringen“, so Stadtrat Morlock. Der Rufbus-Verkehr soll ab Ende April mit einer Kampagne beworben werden.
Klein-Auheims Ortsvorsteher Sascha Feldes (Grüne) hält das On-demand--System grundsätzlich für „nicht schlecht“, sieht aber manches kritisch, etwa die Preisgestaltung. Der Fahrpreis einer Mainer-Einzelfahrt orientiert sich an der Stadtpreisstufe für Hanau, also 1,80 Euro, dazu kommt ein sogenannter Komfortzuschlag von 1,50 Euro, macht 3,30 pro Einzelfahrt. Inhaber eines RMV-Fahrscheins, Kinder und Mitfahrer zahlen nur den Zuschlag.
Hanau: Erster Verbesserungsvorschlag für Rufbus-Angebot geäußert
Feldes kritisiert unter anderem, dass der Zuschlag auch zu zahlen ist, wenn man eine Seniorenkarte hat. Der Ortsvorsteher schlägt unter anderem einen Kurzstreckentarif vor. Und er befürchtet, dass das jetzige Rufbus-System nicht mehr Menschen zum Umsteigen in den ÖPNV animieren werde. Hingegen geht Stadtrat Morlock davon aus, dass mit dem Rufbus-System „in der Fläche noch mehr mögliche Fahrgäste erreicht werden als mit den HSB-Bussen und ein passgenaues Angebot geschaffen wird.“ (Christian Spindler)