Pfarrzentrum Heilig Geist wird ein halbes Jahrhundert alt

Die ehemalige Pfarrkuratie Heilig Geist in der Waldsiedlung feiert am Sonntag das 50-jährige Bestehen ihres Pfarrzentrums. Die Erinnerung an die Anfangsjahre ist hier noch sehr lebendig. Der damalige Bürgermeister der früher eigenständigen Stadt Großauheim, Hans-Helmut Kämmerer, sprach anlässlich der Eröffnung des Zentrums von einem Angebot der „Begegnung, Betreuung, Versorgung und Geselligkeit“.
Großauheim. Erst die Kirche, dann alles andere – so wird es bei Kirchneubauten häufig praktiziert. In der Waldsiedlung war es genau umgekehrt. Hier entschieden sich die damals Verantwortlichen der Anfang 1969 gegründeten Pfarrkuratie, zunächst einen Kindergarten und erst dann die Kirche nebst Versammlungsräumen sowie das Pfarrhaus zu errichten. Der Kirchturm kam erst im Jahr 2011 hinzu. Der Grund für die Reihenfolge lag auf der Hand: Die Gemeinde wurde im bereits bestehenden Neubaugebiet mit rund 3000 Bewohnerinnen und Bewohnern angesiedelt. Damals wuchs die Waldsiedlung aber noch weiter, und große Firmen wie Degussa hatten hier für ihre Beschäftigten den Wohnungsbau vorangetrieben.
Vor allem junge Familien mit Kindern zogen hierher, sodass der Bedarf an Betreuungsplätzen für die Kleinen groß war. Deswegen wurde der Bau des Kindergartens (Baubeginn Oktober 1970) vorgezogen. 1972 wurde dann die Kirche geweiht. Alles wurde von Beginn an als Pfarrzentrum konzipiert. In ihm bilden der Sakralraum für Gottesdienste sowie mehrere Versammlungsräume eine bauliche Einheit. Die Räume lassen sich durch Schiebewände zum Sakralteil hin öffnen oder separieren und bieten dann Platz für das Gemeindeleben und andere Veranstaltungen.
Lothar Sperling als tragende Säule
Als eine der tragenden Säulen der Gründung der Kirchengemeinde gilt der pensionierte und in Großauheim lebende Pfarrer Lothar Sperling. Der 1937 geborene Sperling war Kaplan in Marburg, bevor er 1968 nach Großauheim kam, wo er schon bald zum Pfarrkurat der neuen Gemeinde Heilig Geist ernannt wurde und dort auch den Neubau des Pfarrzentrums begleitete.
Später wurde er zusätzlich Standortpfarrer in der katholischen Militärseelsorge am damaligen Bundeswehrstandort Schöneck. 40 Jahre lang war der Seelsorger in Heilig Geist tätig, 2008 ging er in den Ruhestand. Er nimmt aber noch in eingeschränktem Umfang am religiösen Leben teil.
Gemeinde ist seit 2013 nicht mehr eigenständig
Die Zeit bis zur Eröffnung des Pfarrzentrums war für die Gemeinde von Provisorien geprägt. Sonntagsgottesdienste wurden oft in der Kapelle des Waldfriedhofs gefeiert, und die „Heilig-Geistler“ genossen zeitweise Gastrecht im evangelischen Gemeindehaus, wie es in der Weiheschrift vermerkt ist. Viele Aktivitäten, vom Kirchenchor über die Jugendarbeit bis hin zu Zirkeln für ältere Gemeindemitglieder, wurden während der Bauzeit des Pfarrzentrums in Wohnzimmern von Gemeindemitgliedern geplant, wo auch Gremiensitzungen und selbst Chorproben stattfanden.
Im letzten Jahrzehnt hat das Gemeindeleben – mit einigen Ausnahmen wie Kirchenchor und eine Pfadfindergruppe – jedoch deutlich nachgelassen. Und von den einstmals rund 1500 Kirchenmitgliedern im Einzugsgebiet des Pfarrzentrums sind derzeit noch rund 1150 registriert; in ganz Großauheim sind es rund 4500 Katholiken.
Heilig Geist gab die Eigenständigkeit als Pfarrkuratie 2013 auf und wurde wieder Teil der einstigen Muttergemeinde St. Jakobus, die ihrerseits nun mit der neuen Hanauer Großpfarrei St. Klara und Franziskus verschmolzen ist. In den wöchentlich nur noch zwei Werktagsmessen werden meist nicht mehr als 20 Kirchgänger gezählt. Das 50-jährige Weihejubiläum wollen die Heilig-Geistler am Sonntag, 12. Juni, um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst und einem anschließenden Kirchweihfest im Pfarrgarten (John-F.-Kennedy-Straße 24) feiern.
Von Reinhold Schlitt

