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Was sich für Hanau mit dem neuen Status als Großstadt ändert

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Von: David Scheck

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Rege Bautätigkeit: Großstadt wäre Hanau früher oder später ohnehin geworden, vor allem dank neuer Quartiere, die entstehen oder entstehen werden, wie etwa auf dem ehemaligen Bautz-Gelände. Für die Rathaus-Spitze ist aber die angestrebte Kreisfreiheit der wichtigere Schritt.
Rege Bautätigkeit: Großstadt wäre Hanau früher oder später ohnehin geworden, vor allem dank neuer Quartiere, die entstehen oder entstehen werden, wie etwa auf dem ehemaligen Bautz-Gelände. Für die Rathaus-Spitze ist aber die angestrebte Kreisfreiheit der wichtigere Schritt. © Axel Häsler

Vor rund einem Monat ging die Stadt Hanau mit der Nachricht an die Öffentlichkeit: Der Sprung zur Großstadt, über die Marke von 100 000 Einwohnern, ist geschafft. Das hatte nun auch das Statistische Landesamt bestätigt. Dessen Zahlen auf Basis des aktuellen Zensus sind maßgeblich für die Einordnung als Großstadt. Grundsätzlich ändere der neue Status nur wenig, sagt die Stadt Hanau, dennoch gehen damit einige Neuerungen einher.

Hanau - Eine Notwendigkeit, die sich mit dem Überschreiten der 100 000-Einwohner-Grenze ergeben hat, war die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr. Die hat die Stadt Hanau allerdings bereits zum 1. Januar 2021 umgesetzt.

Eine unmittelbare Änderung ergibt sich, wie die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung erläutert, für die Busfahrerinnen und Busfahrer der Verkehrsbetriebe Hanauer Straßenbahn (HSB): Paragraph 6 Absatz 8 TV-N (Tarifvertrag Nahverkehrsbetriebe) regelt, dass Arbeitnehmer im Fahrdienst von Nahverkehrsbetrieben in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern eine Ballungsraumzulage in Höhe von 0,40 Euro/Stunde erhalten. Ein Anspruch auf Gewährung der Ballungsraumzulage entstehe zu dem Stichtag, zu dem das Hessische Statistische Landesamt die 100 000 Einwohner, auch rückwirkend, feststellt. „Das heißt, dass auch die Ballungsraumzulage rückwirkend zum Stichtag zu zahlen ist“, so die Stadt.

Kaminsky verdient mehr

Mehr Geld erhält auch der Oberbürgermeister, Claus Kaminsky steigt von der Besoldungsgruppe B7 in B8 auf. Wirksam wird diese Änderung zum nächsten Haushaltsjahr, also zum 1. Januar 2023, wie das Rathaus auf Nachfrage mitteilt. Die nächste „Gehaltserhöhung“ gäbe es dann erst wieder beim Überschreiten der Einwohnermarke von 175 000. Je mehr Einwohner, umso besser auch die finanzielle Ausstattung: Da die Zahl der in der Stadt lebenden Menschen sich unter anderem auf die Steuer-Schlüsselzuweisungen aus dem Kommunalen Finanzausgleich (KFA) auswirken, kann die Stadt nach eigenen Angaben ab 2023 mit einer höheren Zuweisung rechnen. Diese bezieht sich aber immer auf die absolute Zahl – das Erreichen der 100 000-Einwohner-Grenze sei diesbezüglich nebensächlich. Auf der anderen Seite bringt eine wachsende Stadt natürlich wachsende Ausgaben in Form von Investitionen in die Infrastruktur. Neue Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sind dabei nur ein Beispiel. Diese Kosten konkret zu quantifizieren, sei aber kaum möglich, heißt es aus dem Rathaus.

Wirklich weitreichende Veränderungen werden aber eher mit dem Status der Kreisfreiheit verbunden sein, so die Stadt im Rahmen unserer Anfrage. Die Loslösung vom Main-Kinzig-Kreis ist nach aktuellem Stand für das Jahr 2026 geplant. Freilich rückt Hanau in der überregionalen Wahrnehmung bereits jetzt stärker in den Fokus von Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen.

Dies werde letztlich auch für die Bürgerinnen und Bürger viele positive Aspekte mit sich bringen, auf dem Arbeitsmarkt aber auch für den Wareneinkauf, hatte OB Kaminsky im Zusammenhang mit Sprung zur Großstadt deutlich gemacht. So investierten viele Filialisten im Einzelhandel ausschließlich in Kommunen mit über 100 000 Einwohnern.

Hanau hat 100307 Einwohner

Im Neustädter Rathaus feiert man den Status Großstadt schon etwas länger, nämlich seit rund einem Jahr: Mit der Geburt eines Jungen am 9. September 2021 im St.-Vinzenz-Krankenhaus hatte die Stadt ihren 100 000. Einwohner bekommen. Seitdem wurde der Slogan „Hessens kleinste Großstadt“ regelmäßig verwendet und beinahe schon ein zweiter Zusatzname neben „Brüder-Grimm-Stadt“.

Die Freude war und ist berechtigt, denn schließlich spiegelt die steigende Bevölkerungszahl anschaulich Hanaus Wachtsumskurs wider. Ein Kurs, der in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen wird, mit dem Endausbau des Pioneer Parks und perspektivisch mit dem „Main Au Quartier“ auf dem ehemaligen Bautz-Gelände in Großauheim. Und das dann auch ganz offiziell als Großstadt. Denn vor einem Jahr war Hanau in den Augen des Landes nach wie vor eine Sonderstatusstadt. Hintergrund sind unterschiedliche Messzahlen, die das Land beziehungsweise die Stadt zur Ermittlung der Einwohnerzahl heranziehen. Während Hanau sich auf die Zahlen des Kommunalen Gebietsrechenzentrums bezieht, weil dort die täglichen Veränderungen durch Zuzug und Wegzug sowie durch Geburt und Tod erfasst werden, basieren die Angaben des Statistischen Landesamtes auf Erhebungen des Zensus vom Mai 2011 beziehungsweise auf dessen Fortschreibung. Zum 31. Dezember 2021 hatte das Statistische Landesamt der Stadt Hanau eine Einwohnerzahl von 98 502 Personen bescheinigt. Nach den aktuellen Zahlen sind es nun exakt 100 307.

Übrigens: Einen weiteren Namenszusatz wird es wohl nicht geben, wie die Stadt gegenüber unserer Zeitung deutlich macht: „Unser Image prägender Zusatz wird auch künftig die Brüder-Grimm-Stadt sein. Ein weiterer Namenszusatz ist weder geplant noch sinnvoll.“

Von David Scheck

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