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Kreuzkirche in Hanau schließt ihre Türen

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Von: David Scheck

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Nach rund 56 Jahren ist Schluss: Im Nachgang des Gottesdiensts am morgigen Sonntag schließt die Kreuzkirche im Stadtteil Lamboy ihre Türen. Die Stadtkirchengemeinde will das Areal verkaufen.
Nach rund 56 Jahren ist Schluss: Im Nachgang des Gottesdiensts am Sonntag (15. Januar) schließt die Kreuzkirche im Stadtteil Lamboy ihre Türen. Die Stadtkirchengemeinde will das Areal verkaufen. © Christian Dauber

Der Gottesdienst am Sonntag (15. Januar) in der evangelischen Kreuzkirche im Stadtteil Lamboy wird ein besonderer, denn es wird der letzte sein. Im Anschluss an die Zeremonie, die um 10.30 Uhr beginnt, wird die Kirche geschlossen – für immer. Er soll keine Trauerfeier sein, kündigt die Evangelische Stadtkirchengemeinde Hanau auf ihrer Internetseite an, sondern unter dem Motto „So schön war die Zeit“ sollen die Teilnehmer mit Dankbarkeit auf die Zeit zurückblicken, „in der wir die Kreuzkirche hatten“, wie es heißt. Dabei kommen neben den aktuellen Pfarrern Stefan Axmann und Dr. Michael Ebersohn auch viele zu Wort, die mit der Kreuzkirche verbunden waren und sind. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu einem Empfang bei Gesprächen, Begegnungen, Suppe und Getränken.

Hanau – Der generelle Wandel in der Kirchenlandschaft zeigt sich auf lokaler Ebene derzeit besonders im Lamboy: Anfang des vergangenen Jahres machte die Stadtkirchengemeinde ihre Pläne publik, die Kreuzkirche mit dem gesamten Areal, inklusive der evangelischen Kindertagesstätte, verkaufen zu wollen. Und im Herbst vorigen Jahres informierte die Katholische Kirchengemeinde St. Klara und Franziskus die betroffenen Eltern, die Kita der Gemeinde Heilig Geist – ebenfalls im Lamboy und in unmittelbarer Nähe zur Kreuzkirche beheimatet – bis Ende dieses Jahres aufzugeben.

Die Gründe sind in beiden Fällen ähnlich gelagert: Die Gemeinden erhalten angesichts sinkender Mitgliederzahlen und damit verbunden geringeren Erlösen aus der Kirchensteuer von den höheren Verwaltungsebenen der Kirchen Sparauflagen. So habe der Verwaltungsrat der St. Klara und Franziskus beschließen müssen, „einige Gebäude und Gebäudeareale aufzugeben“, wie es in einem Schreiben an die Eltern, deren Kinder die Kita Heilig Geist besuchen, heißt. Und auch Pfarrer Ebersohn von der Stadtkirchengemeinde machte im Gespräch mit unserer Zeitung im vergangenen Februar mit Bezug auf das Kreuzkirche-Areal deutlich: „Wir können uns den Unterhalt nicht mehr leisten.“ Im Fall der Kreuzkirche wurden die Pläne ebenfalls durch ein Schreiben an Eltern öffentlich. Denn auch die evangelische Gemeinde unterhält eine Kita, die im Sommer 2024 geschlossen werden soll.

Stadtkirchengemeinde Hanau will das Areal verkaufen

Wie schon im vorigen Februar geäußert, verfolgt die Stadtkirchengemeinde den Plan, das Gelände der Kreuzkirche zu verkaufen. Das betrifft zum einen das Gemeindehaus, zum anderen aber auch die Kirche selbst. Das ist allerdings keine leichte Angelegenheit. „Ein Einfamilienhaus verkauft sich leichter“, sagte Pfarrer Ebersohn gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Schließlich müsse ein Interessent gefunden werden, der das Gebäude nutzen will und kann. Denn die Kirche soll nicht abgerissen werden, sondern erhalten bleiben. Auf dem restlichen Gelände seien bauliche Veränderungen denkbar. Das allerdings seien die berühmten „ungelegten Eier“, bringt es Pfarrer Ebersohn auf den Punkt. Bei allen Denkmodellen, etwa der Nutzung als Veranstaltungsraum, achte die Stadtkirchengemeinde darauf, „dass dies unserem Profil als Kirche nicht widerspricht“, wie sie es auf ihrer Internetseite formuliert. Wohl auch wegen des nicht ganz einfachen Anforderungsprofils rechnet Ebersohn damit, dass es noch dauern werde, einen Käufer zu finden.

Im Nachgang des Gottesdienstes schließen sich dann morgen die Türen der Kreuzkirche, zumindest für die Besucher. Seitens der Gemeinde werde das Gotteshaus natürlich auch weiterhin gepflegt, sagt Ebersohn. Ein Verfall der Bausubstanz, sollte sich der geplante Verkauf über Jahre hinweg nicht realisieren lassen, ist also nicht zu befürchten.

Die Kreuzkirchengemeinde gibt es seit 1954, die Kirche an der Karl-Marx-Straße wurde 1966 eingeweiht. Erinnerungen und Bilder aus diesen über 56 Jahren Kreuzkirche können die Gemeindemitglieder und Besucher auf der Internetseite des Evangelischen Kirchenkreises Hanau teilen. Denn die Kreuzkirche sei ein Ort, der für viele Menschen zu ihrer Familiengeschichte gehöre, wie die Stadtkirchengemeinde schreibt: „Manche haben in ihr geheiratet und vielleicht ein paar Jahre später ihre Kinder getauft. Viele sind in der Kreuzkirche konfirmiert worden – oder haben ihre Kinder und Enkel bei der Konfirmation begleitet. Kleinere Kinder haben in der Kreuzkirche ihre ersten Erfahrungen mit dem Glauben und der Bibel gemacht, im Kindergottesdienst, bei Krabbelgottesdiensten oder bei einem der zahlreichen Feste.“

Von David Scheck

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