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Luchs reißt Mufflon im Wildpark „Alte Fasanerie“ - und flieht aus Falle

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Von: Christian Weihrauch, Manuel Schubert

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Ein Luchs hat im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Hanau ein Mufflon gerissen. Die Tierpfleger stellen ihm deshalb eine Falle.
Ein Luchs hat im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Hanau ein Mufflon gerissen. Die Tierpfleger stellen ihm deshalb eine Falle. © p

Ein Luchs hat im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Hanau ein Mufflon gerissen. Die Pfleger stellen ihm eine Falle - doch das Tier kann entkommen.

Update vom Freitag, 06.03.2020, 13.02 Uhr: Der wilde Luchs, der im Februar im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Hanau ein Mufflon gerissen hatte, ist wieder auf freiem Fuß. Und wie nun bekannt wurde, hat er sich selbständig aus der Gefangenschaft befreit. „Wir wissen nicht wie er aus dem Luchsgehege ausgebüxt ist“, sagte Dr. Marion Ebel, Wildbiologin der „Alten Fasanerie“, dem Hanauer Anzeiger. Der hohe Metall- und Elektrozaun sei für das Tier „offensichtlich keine große Hürde“ gewesen.

Hanau: Luchs treibt im Wildpark „Alte Fasanerie“ sein Unwesen 

Der Luchs streunt bereits seit Januar durch die Region um Hanau, war zu Jahresbeginn viermal in eine Kamerafalle in Klein-Auheim getappt und könnte Ende Januar auch ein Schaf gerissen haben. In der Nacht auf den 15. Februar war das junge, männliche Tier dann in den Wildpark eingedrungen und hatte ein Mufflon getötet. Die Tierpfleger der „Alten Fasanerie“ konnten den Luchs daraufhin mit einer Lebendfalle ködern und in ein Einzelgehege bringen. Dort türmte er jedoch nach kurzer Zeit wieder, vermutlich über einen Baum. Diese Fluchtroute sei „sehr wahrscheinlich“, sagte Wildbiologin Ebel der „Hessenschau“. Auf einem schrägen Baumstamm fand sie Haare des Luchses.

Womöglich wird das Tier in die „Alte Fasanerie“ zurückkehren, denn: Bei den Luchsen ist Paarungszeit. „Es ist naheliegend, dass die Luchse im Wildpark in der Paarungszeit für ein durchziehendes Tier attraktiv sind und es womöglich auch schon zu amourösen Kontakten kam“, teilt der Arbeitskreis Hessenluchs mit. Das Parkpersonal habe jedenfalls „eine gewisse Unruhe in und um das Luchsgehege“ bemerkt.

Hanau: Luchs türmt aus Einzelgehege im Wildpark

Update vom Mittwoch, 04.03.2020: Der wilde Luchs, der in Hanau und der Region umherstreift, hat im Wildpark „Alte Fasanerie“ in Klein-Auheim ein Mufflon gerissen. Weil die Mitarbeiter des Wildparks sicher gehen wollten, dass es sich bei dem Luchs nicht um jenes Tier handelt, das vor zehn Jahren bei einem Sturm aus der „Alte Fasanerie“ entkam, stellten sie im Mufflon-Gehege eine Lebensfalle auf.  

Hanau: Luchs reißt Mufflon im Wildpark „Alte Fasanerie“ - Tierpfleger stellen ihm eine Falle

Der Vorfall ereignete sich bereits am 15. Februar, kam jetzt aber erst ans Licht der Öffentlichkeit. Eine Woche danach ging der Luchs in Hanau in die Falle. Dabei stellten die Mitarbeiter des Wildparks „Alte Fasanerie“ in Klein-Auheim fest, dass es sich um ein junges Männchen und damit nicht um den vor zehn Jahren entlaufenen Luchs handelte.

„Der wilde Luchs ist zwischenzeitlich wieder auf freiem Fuß und es ist für ihn zu hoffen, dass er in Zukunft –nach gemachter schlechter Erfahrung in der Falle - menschlicher Zivilisation in Form von Straßen, Häusern, Gärten etc. aus dem Weg geht“, teilte der Wildpark mit.

Luchs macht Region um Hanau unsicher - Rätsel um Herkunft des Tieres 

Erstmeldung vom Donnerstag, 6.02.2020: Hanau – Hat der frei lebende Luchs, der kürzlich in der Region Hanau gesichtet wurde, auf einem Grundstück am Häuser Weg ein Schaf gerissen? Der Steinheimer Jagdpächter Michael Birkenfeld hält das für wahrscheinlich: „Es kann eigentlich nur ein Luchs gewesen sein“. 

Auch Martin Messmer, der Halter des Schafes, sieht Anhaltspunkte dafür. „Ein Hund kann den gut zwei Meter hohen Zaun nicht überwunden haben“, sagt Messmer. Das tote Tier, das er am 25. Januar in Hanau entdeckte, war übel zugerichtet. „Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass hier in der Gegend ein Luchs unterwegs sein soll.“

Hanau: Wildkamera fängt Bilder von Luchs ein – Nicht aus Wildpark ausgebüxt

Rückblick: Vor einem Monat, am 4. Januar, hatte der Bewegungsmelder an der Wildkamera von Thomas Sturm ausgelöst. Zur großen Überraschung des Hanauer Jägers war darauf ein Luchs zu sehen. In den folgenden Wochen tappte der Luchs noch drei weitere Male in die Kamerafalle im Naturschutzgebiet Untere Fasanerie in Klein-Auheim. Sturms Vermutung, dass der Luchs aus dem nahegelegenen Wildpark in Hanau ausgebüxt war, bestätigte sich nicht.

Tierpfleger Achim Denich ist bei einer morgendlichen Fütterungsrunde durch die Alte Fasanerie in Hanau aufgefallen, dass die Luchse dort und auch die europäischen Wölfe seltsam abgelenkt schienen. „Irgendwas stimmt hier nicht“, stellte Denich fest. Die Luchse blickten alle in eine Richtung, interessierten sich nicht für die Fleischbrocken. Die Wölfe ließen sich gar nicht blicken. Möglicherweise, weil der frei lebende Luchs in der Nähe war.

Hanau: Wilder Luchs könnte über Mauer in Wildpark geklettert sein

Die Luchse im Klein-Auheimer Wildpark wirken bei der morgendlichen Fütterung seltsam abgelenkt. Möglicherweise irritiert die Nähe des streunenden Luchses seine Artgenossen.
Die Luchse im Klein-Auheimer Wildpark wirken bei der morgendlichen Fütterung seltsam abgelenkt. Möglicherweise irritiert die Nähe des streunenden Luchses seine Artgenossen. © Hackendahl

Das Verhalten der Luchse ist für Wildpark-Biologin Dr. Marion Ebel aber erst mal nicht ungewöhnlich. „Manchmal sind die Luchse, weil sie etwas mehr gefressen haben, auch noch am nächsten Tag satt.“ Es könne zwar durchaus sein, dass der fremde Luchs über die Mauer des Hanauer Wildparks gesprungen sei. Ein Tier habe er dort aber nicht gerissen. Am einfachsten hätte er es laut Ebel bei den Hausziegen. Aber die sind alle wohlauf.

Wolfgang Heidrich, ehemaliger Revierförster des Wildparks und Vize-Vorsitzender des Fördervereins, tippt auf einen Appetit der ganz anderen Art. „Gerade ist Ranzzeit, die Paarungszeit der Luchse.“ Heidrich kann sich vorstellen, dass der fremde Luchs die Weibchen in der Fasanerie Hanau gewittert hat, dort herumstreunt und so die Luchse im Gehege irritiert.

Hanau: Ist der Luchs aus privater Haltung ausgebrochen?

Heidrich äußert die Vermutung, dass der fremde Luchs aus privater Haltung ausgebrochen ist. Private Luchszüchtung seien zwar verboten, unterstreicht Heidrich. Er kann sich dennoch vorstellen, dass der herumstreunende Luchs von Menschenhand aufgezogen worden ist, quasi als Flaschenkind. „So ist er an den Menschen gewöhnt und deshalb nicht ganz so scheu wie wilde Luchse, die etwa im Spessart leben.“ Und offenbar hat der Luchs nicht nur ein Schaf gerissen. Heidrich weiß von drei Rehkadavern, die „mit eindeutigen Luchsbissspuren“ gefunden wurden.

Für einen nicht ganz so wilden Luchs spricht auch die Sichtung einer Klein-Auheimerin, die am Ortsrand wohnt und im Nachbargarten früh morgens anhand der markanten Pinselohren einen Luchs erkannt haben will. Marliese Carius aus Hanau erzählt: „Ich bin morgens raus, so gegen 6 Uhr, und habe die Zeitung reingeholt. Auf der Bank beim Nachbarn hat er gesessen, ganz gemütlich die Beine übereinander gelegt.“ Ziemlich groß sei der Luchs gewesen, mit den typischen spitzen Ohren. Ehemann Horst Carius ergänzt, der Luchs sei auch nahe einer Pferdekoppel bei Klein-Auheim gesehen worden. Eine weitere Sichtung stammt vom Kleingartenverein an der Unteren Fasanerie.

Hanau: Skelettierte Rehe gefunden – War es der wilde Luchs?

Aus dieser kleinen Herde in Steinheim hat der Luchs mit großer Wahrscheinlichkeit ein Schaf gerissen.
Aus dieser kleinen Herde in Steinheim hat der Luchs mit großer Wahrscheinlichkeit ein Schaf gerissen. © Hackendahl

Bereits Ende 2019 hatte Jagdpächter Thomas Sturm bei Hanau zwei skelettierte Rehe gefunden. „Erst dachten wir an einen wildernden Hund. Dann fanden wir ein weiteres Reh, an dem eine Keule abgefressen war.“ Inzwischen sei es naheliegend, auch aufgrund der Kamera-Aufnahmen, dass es ein Luchs war.

Furchtloser Luchs: Hanauer Tier hat keine Angst vor Straßenverkehr 

Sturm, auf dessen Wildkamera der Luchs insgesamt viermal aufgetaucht ist, hält es für wenig wahrscheinlich, dass das Tier aus dem Spessart eingewandert ist. Dafür hätte es den Main überqueren müssen, auch würden die scheuen Luchse durch die Autobahnen abgeschreckt. Mit Straßen wiederum scheint das Tier kein Problem zu haben. Um in Steinheim das Schaf zu reißen, musste der Luchs mindestens eine Schnellstraße überqueren.

Von Holger Hackendahl und Christian Weihrauch

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