„Mir kamen gleich Zweifel“: Bankmitarbeiter in Hanau überführt Räuber

Als das Opfer eines Raubüberfalls in Hanau Anzeige erstatten will, klingelt plötzlich das Telefon auf der Polizeiwache – und der Fall nimmt eine überraschende Wendung.
Hanau - Das hatte sich der Straßenräuber mit Sicherheit anders vorgestellt: Als der 25-Jährige versuchte, mit gestohlener Bankkarte am Schalter Geld vom fremden Konto abzuheben, stand kurze Zeit später die Polizei vor der Tür und nahm ihn fest. In der Filiale der Targobank an der Nürnberger Straße in Hanau klickten die Handschellen.
Dass der Räuber dort festgenommen werden konnte, ist einem Kundenbetreuer zu verdanken, der Verdacht schöpfte. „Mir kamen gleich Zweifel an der Echtheit der Geschichte“, berichtete der aufmerksame Mitarbeiter laut einer Stellungnahme, die uns die Pressestelle der Bank auf Nachfrage zukommen ließ. Seinen Namen möchte der Mann nicht in der Zeitung lesen, schließlich ist der Täter wieder auf freiem Fuß – sicher ist sicher.
Die Geschehnisse, die zur Festnahme führten, sind kurios, der Anfang der Geschichte brutal. Wie die Polizei am Dienstag (14. Juni) berichtete, wurde zunächst in der Nacht zum vergangenen Freitag gegen 2.30 Uhr in der Leipziger Straße in Hanau ein zu diesem Zeitpunkt stark alkoholisierter 49-Jähriger überfallen. Laut Schilderung der Polizei sprach der zunächst unbekannte Täter sein Opfer an. Er verlangte zwei Euro für die Herausgabe des Mobiltelefons des Geschädigten, das er vorher auf unbekannte Weise an sich nehmen konnte.
Polizeiwache in Hanau: Bei der Vernehmung klingelte das Handy
Als der Geschädigte nach anfänglichem Zögern sein Portemonnaie öffnete und zwei Euro herausgeben wollte, soll ihm der Täter zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen und die Geldbörse samt Inhalt geklaut haben.
Am Folgetag, so schildert die Polizei den Vorfall weiter, ging der 49-Jährige zur Polizei. Jetzt kommt der Bankmitarbeiter ins Spiel. Denn just in dem Moment, als der Mann beim Kommissariat 11 in Hanau Anzeige erstattete, versuchte der Täter, in der Targobank-Filiale Geld abzuheben.
Versuchter Betrug in Hanauer Bankfiliale: Räuber gab sich als Onkel aus
„Der mutmaßliche Täter kam mit der Girokarte und einer Krankenkassenkarte von einem unserer Kunden in die Filiale. Er fragte nach einer Barverfügung, 300 Euro solle er für seinen Onkel abholen. Dieser könne nicht selbst kommen, da er sich bei einem Unfall den Fuß gebrochen hätte und mindestens zwei Wochen das Haus nicht verlassen könne“, erzählt der Kundenbetreuer aus Hanau.
Eine Verfügungsberechtigung im Krankheitsfall sei grundsätzlich zwar möglich, diese habe jedoch nicht vorgelegen. Nachdem ihm Zweifel gekommen seien, habe er den Kontoinhaber angerufen und gefragt, ob dieser seinen Neffen in die Bank geschickt hätte, was dieser sofort verneinte.
Weitere Kriminalfälle
Vor Kurzem wurde in Hanau ein junger Mann verurteilt, der als „Räuber mit der hässlichen Krawatte“ bekannt geworden war. Er soll für eine Serie von acht Überfällen auf Banken, zwei Taxifahrer sowie einen Tankwart verantwortlich sein.
Hanau: Polizei gelingt Festnahme noch in Bankfiliale
Der beraubte Bankkunde saß wie erwähnt gerade bei der Polizei, als das Telefon klingelte – deswegen ging alles ganz schnell. „In Absprache mit den Polizeibeamten habe ich den angeblichen Neffen mehrere Minuten hingehalten und in ein Gespräch verwickelt. Kurze Zeit später traf die Polizei mit drei Beamten in der Filiale ein und nahm den Mann fest“, berichtet der Kundenbetreuer. Laut Mitteilung aus dem Polizeipräsidium Südosthessen handelte es sich um einen polizeibekannten 25-jährigen Hanauer. Dieser konnte als Täter der vorangegangenen Raubstraftat identifiziert werden.
Der Beschuldigte wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Hanau und nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Auf ihn kommt laut Mitteilung der Polizei nun unter anderem ein Verfahren wegen des Verdachts des Raubes zu. (Christian Dauber)