Roland Hamburger aus Hanau sammelt alte Messgeräte

Schon am Klingelschild des Hauses an der Burgallee in Kesselstadt kann der Besucher ablesen, was ihn im Keller erwartet: „Messgerätemuseum“ ist dort eingraviert. Was Roland Hamburger in 50-jähriger Sammeltätigkeit dort zusammengetragen hat, braucht sich vor keinem großem Technikmuseum zu verstecken. Der besondere Clou: Alle Geräte sind funktionstüchtig.
Hanau - Der gelernte Elektroinstallateur, der im Antennenbau und in der Schwachstromtechnik gearbeitet hat und sich später zum Radio- und Fernsehtechniker weiterbildete, ist ein Fachmann par excellence für alle Geräte, die mit Strom und Messen zu tun haben und vor 1970 gebaut worden sind. Zudem ist er ein Kenner von Fernmeldetechnik, ist Amateurfunker, wobei er sich in allen Feldern auf analoge Geräte beschränkt. „Mit Digitalem habe ich nichts am Hut“, stellte der 67-Jährige kategorisch fest, „das ist nicht meine Welt“.
Hamburger ist nicht nur Experte und Sammler aus Leidenschaft, sondern hat in seinem Museumskeller auch einen Arbeitsplatz mit allen notwendigen Messgeräten eingerichtet, um Geräte reparieren zu können. „Begonnen hat die Leidenschaft bereits mit einem alten Feldtelefon, das mein Großvater, der im Ersten Weltkrieg Fernmelder war, mitgebracht hatte“, erinnerte sich der Sammler. Auch ein Schulfreund konnte ihn für Technik rund um Strom und Messen sowie Telefonie und Funk begeistern. Und mit Beginn seiner Lehre begann Roland Hamburger zu sammeln und zu reparieren. Und so sind im Laufe der 50 Jahre exakt 514 Geräte zusammengekommen.
Alles im Keller ist funktionstüchtig
„Mein ältestes Stück ist von 1870. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, das sich so ziemliche alle Geräte der analogen Messtechnik bei mir im Keller stehen habe. Einige davon sind einmalig auf der Welt. Es fehlt nicht mehr viel, um die Sammlung komplett zu machen. Und ich achte darauf, von einer Geräteserie auch immer Exemplare zu bekommen.“
Hamburger hat seine Schätze von Bekannten, Freunden und Sammlerkollegen bekommen, durchforstet Floh- und Antikmärkte und schaut sich im Internet um. Sein Netzwerk erstreckt sich inzwischen bis nach Kanada, die USA, Russland und in viele mittel- und nordeuropäische Staaten, wo er mit Gleichgesinnten korrespondiert, nach fehlenden Geräten forscht oder Hilfe bei besonders kniffligen Reparaturen sucht oder Ratschläge bei solchen gibt. „Alles, was in meinen Regalen im Keller steht, ist funktionstüchtig“, sagt Hamburger. In teils monatelanger Arbeit repariert er nicht nur Technik aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sondern restauriert auch Geräte möglichst originalgetreu.
Früher auch auf Vortragstour gegangen
Um die Geräte so authentisch wie möglich wieder funktionstüchtig zu machen, „muss ich sie oft bis auf die letzte Schraube, Spule oder Widerstand auseinanderbauen. Und wenn ich keine Anleitungen oder Baupläne mehr auftreiben kann, muss ich mir auch Gedanken darüber machen, was der Konstrukteur überhaupt wie messen wollte“. Bislang ist Roland Hamburger das immer gelungen, sodass er in Sammlerkreisen zu einem gefragten Experten und Ansprechpartner geworden ist.
„Vor Kurzem haben Physiklehrer von drei Berliner Schulen Kontakt zu mir aufgenommen, um zu fragen, ob ich Messgeräte aus der DDR-Zeit reparieren könnte. Sonst konnte ihnen niemand weiterhelfen“, erzählt der 67-Jährige. Früher ist der Sammler auf Vortragstour gegangen und hat zum Beispiel in Seniorenheimen die vielen alten Menschen noch vertrauten Geräte vorgestellt, die Funktion demonstriert und die Einsatzgebiete erklärt. „Aber das viele Ein- und Auspacken tat den Geräten nicht gut“, stellte Hamburger fest.
Homburgers Wunsch ist, dass die Sammlung zusammenbleibt
Ihm ist es allerdings ein Anliegen, dass Jugendliche, die im Digitalzeitalter aufwachsen, mit solcher Technik in Kontakt kommen und er kann sich vorstellen, auf Anfrage auch Schulstunden abzuhalten. Der 67-Jährige sammelt und repariert nicht nur alte Messtechnik, sondern erstellt auch fehlende Bedienungs- und Betriebsanleitungen, die er auf laminierten DIN-A4-Blättern den Geräten zuordnet.
Er ist auch, je nach Zeitaufwand, bereit, analoge Technik an seinem voll ausgerüsteten Arbeitsplatz zu reparieren, wenn jemand mit alten Geräten Schwierigkeiten hat.
Außerdem kann Roland Hamburger auf erfolgreiche Ausstellungen im Technikmuseum in Großauheim zurückblicken. Sein größter Wunsch ist aber, dass seine beeindruckende Sammlung als Ganzes zusammenbleibt. Ihm schwebt vor, dass die Stadt Hanau die einmalige Ansammlung von Mess- und Fernmeldetechnik als Dauerleihgabe entsprechend präsentiert.

Von Thomas Seifert
