Neues Schuljahr mit vielen Problemen

Wenn kommende Woche das Schuljahr 2022/2023 startet, werden 4000 Jungen und Mädchen in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis erstmals die Schulbank drücken. 53 363 Schüler sind es insgesamt. Es wird ein Jahr mit vielen Herausforderungen: Zu bewältigen sind etwa die Integration der Ukraine-Flüchtlinge und die Corona-Folgen. Außerdem sorgt der anhaltende Lehrermangel für Probleme – trotz einiger Neueinstellungen.
Hanau - Der stellvertretende Amtsleiter Stefan Engel informierte gestern mit Kollegen über Daten und Fakten zum Schulstart. Engel führt nun die Geschäfte im Schulamt, nachdem Amtsleiterin Sonja Litzenberger ins Kultusministerium nach Wiesbaden abberufen wurde (wir berichteten). Für das neue Schuljahr könne nach „großer Kraftanstrengung“ ein „grundsätzlich reibungsloser Unterrichtsbeginn“ ermöglicht werden, sagte Engel. Insgesamt sei die Situation „zufriedenstellend“.
Lehrkräfte
167 neue Lehrerinnen und Lehrer gehen ab Montag ans Werk. Insgesamt seien den Schulen knapp 3634 Stellen zugewiesen. Ein Engpass besteht nach Auskunft Engels wie in den Jahren zuvor für das Lehramt in den Beruflichen Schulen in den Berufsbereichen Metalltechnik, Elektrotechnik und Sozialpädagogik. Betroffen seien ebenfalls die Lehrämter an Grundschulen und Förderschulen. Eine „grundsätzliche Entspannung“ könne dort noch nicht beobachtet werden. Es würden auch Bewerber mit weniger gesuchten Fächerkombinationen eingestellt. So wird versucht, Engpässe abzufangen.
Corona
Nach den Schulferien können sich Schüler und Lehrer in den ersten zwei Wochen – genannt „Präventionswochen“ – dreimal testen lassen. Stand jetzt soll es keine Maßnahmen mehr geben, also auch keine Maskenpflicht. Luftreiniger kämen, da wo sie angeschafft wurden, weiter zum Einsatz. „Dies liegt im Ermessen des Schulträgers“, so Engel. Schulamtsdirektor Joachim Pfannmüller sagte, er habe den Eindruck, die Schulen seien mit solchen Geräten „gut ausgestattet“.
Abseits der Corona-Regeln beschäftigt die Pandemie die Schulen nach wie vor. Denn sie hat Spuren hinterlassen, bei den Schülern wie auch den Lehrern. Mit dem Landesprogramm „Löwenstark“ gebe es finanzielle Unterstützung für die Schulen, um mit einem „bunten Strauß an Ideen“ den Folgen entgegenzuwirken, informierte Schulamtsdirektorin Silke Siekemeyer. So habe es an vielen Schulen Lerncamps in den Ferien gegeben. Drei psychologisch geschulte Mitarbeiter seien darüber hinaus dafür da, Schulen zu beraten, Maßnahmen zu entwickeln sowie Schüler und Lehrer auch emotional zu stärken. „Sie sind bereits jetzt fürs ganze Jahr ausgebucht“, sagte Siekemeyer.
Integration
Insbesondere die Integration ukrainischer Flüchtlingskinder habe die Schulen vor „besondere Herausforderungen“ gestellt, so Engel. Weit über 100 Intensivklassen seien neu eröffnet worden. In diesen kleinen Klassenverbänden – die die Regelklasse zunächst voll ersetzen – wird Deutsch als Zweitsprache intensiv gelehrt. Zwischen 18 und 22 Schulstunden Unterricht pro Woche gibt es, mindestens ein Jahr lang. Nach Auskunft von Siekemeyer werden dort mit zunehmender Sprachkenntnis auch fachspezifische Inhalte vermittelt. Ob sich die Intensivklassen nach Alter oder Leistungsstand zusammensetzen, obliege den Schulen. Von ihnen werde auch entschieden, ob ein Schüler oder eine Schülerin bereit ist, eine Regelklasse zu besuchen. Um die Integration zu bewältigen, sind laut Siekemeyer zwei Schulpsychologinnen mit dem Schwerpunkt Traumatisierung im Einsatz.
Ganztagsschulen
Laut Engel befinden sich ab dem neuen Schuljahr 97 Schulen im Landesprogramm. Im Ganztagsprofil 1 sei eine Schule hinzugekommen, an sechs weiteren Schulen werde nun der „Pakt für den Nachmittag“ umgesetzt.
Digitalisierung
Auch hier befinden sich die Schulen nach Ansicht des Schulamts auf einem guten Weg. Die Ausstattung sei allerdings Sache der Schulträger, hieß es. Das Schulamt hat das Personal im Blick: Das Wissen von Lehrern im Bereich Digitalisierung soll vor allem ein sogenanntes „digi-lab“ stärken. Dieses werde in einem Gebäude der Tümpelgartenschule in Hanau eingerichtet. Dort soll es Fortbildungen geben.
An der Hohen Landesschule starte mit dem neuen Unterrichtsfach „Digitale Welt“ für Fünftklässler ein Pilotprojekt. Geplant sei, das Fach in der Zukunft an weiteren Schulen zu etablieren.
Übergänge an weiterführende Schulen
Insgesamt 226 Schüler konnten laut Engel nicht an ihren Wunschschulen untergebracht werden. Zumeist sei es aber gelungen, wenigstens den Zweit- oder Drittwunsch zu erfüllen, sagte er.
Von Christian Dauber